Blonde Engel sind gefährlich
hätte, als wir
hereinkamen, hättest du jetzt deinen Willen — wie unser kinnloser Freund hier .« Ich deutete auf das regungslose Kleiderhäufchen im
Eßzimmer. »Sehr hübsch ist eine solche Todesart nicht. Denk mal drüber nach,
Schatz !«
Das saß. Sie machte ein
niedergeschlagenes Gesicht!
»Terry hat dir also gedroht, den
Stoff zu entziehen, wenn du nicht spurst ?« fragte ich.
»Schlimmer! Er hat gesagt, daß
er der Polizei einen Tip geben würde. Ich könnte mich
drauf verlassen, daß man genügend Beweismaterial bei mir finden würde, hat er
mir erklärt .«
»Wendet Gus diese Technik oft
an ?«
»Ich weiß nicht recht«, meinte
sie zögernd. »Es ist schon möglich. Nicht alle Mädchen, die auf seinen Partys
anzutreffen sind, kommen, weil’s ihnen dort so gut gefällt. Manchmal hat er
wichtige Geschäftsleute zu Gast. Ich muß mir die Burschen doch warmhalten, sagt
er. Und deshalb sorgt er immer dafür, daß auf alle Fälle genügend hübsche
Mädchen greifbar sind .«
»Und wie oft hast du geholfen,
Gus Terrys Geschäftsfreunde bei guter Laune zu halten ?« fragte ich, ohne eine Miene zu verziehen.
»Dreimal !« antwortete sie. Zwei rote Flecke erschienen auf ihren Wangen, und sie
versuchte, meinem Blick auszuweichen.
»Wie alt?«
»Zwei waren vielleicht Anfang
Fünfzig. Einer war älter .«
Ich schüttelte verständnislos
den Kopf. »Da mußt du dir das Vergnügen aber sauer verdienen, mein Schatz. Ich
würde mich an deiner Stelle doch lieber an Tennis halten .«
Sie biß sich heftig auf die
volle Unterlippe. »Wenn du noch lange so redest, Danny, bin ich so klein, daß
ich durch eine Ritze im Fußboden falle«, flüsterte sie.
»Ich will mich ja nicht als
Moralprediger aufspielen«, sagte ich großzügig, »aber ich ärgere mich darüber,
daß du es einem Kerl wie Gus Terry so leicht gemacht hast. So ein schönes
Mädchen läßt sich über das Wochenende vermieten wie eine Ware, nur damit es ein
paar stinkende Marihuana-Stäbchen rauchen kann? Wie ist so was möglich? Ich
begreif’ das einfach nicht!«
»Du hast schon recht !« Sie zuckte müde mit den Schultern. »Aber jetzt ist es ja
zu spät .« Sie deutete auf die Ecke des Eßzimmers . »Die Bescherung da wirst du der Polizei
irgendwie erklären müssen. Und dabei komme ich auch dran .«
»Ich habe nicht die geringste
Lust, die halbe Nacht lang in traulichem Gespräch mit den Polypen zuzubringen«,
gab ich gereizt zurück. »Dazu ist mir meine Zeit zu schade .« Ich dachte einen Augenblick nach. Dann kam mir die Erleuchtung. »Pack schnell
ein paar Sachen zusammen«, befahl ich ihr.
»Wozu?« Sie starrte mich
verständnislos an.
»Keine Widerrede! Vielleicht
hat jemand die Schüsse gehört, und die Polizei ist schon unterwegs !«
Sie verschwand im Schlafzimmer.
Nach fünf Minuten kam sie wieder. Sie hielt tatsächlich einen Koffer in der
Hand. Ich knipste das Licht aus, und wir setzten uns in Marsch. Dawn schloß die
Wohnungstür ab, und ich nahm den Schlüssel an mich. Leise gingen wir hinunter
zum Wagen. Zwei Häuserblocks lang saß sie stumm neben mir. Dann hielt sie es
nicht mehr aus. »Fahren wir direkt zur Polizei, Danny ?«
»Wir fahren zum Bay Hotel«
sagte ich. »Du kannst in meinem Zimmer schlafen. Und wenn die Polizei morgen
bei dir anrückt, sagst du einfach, Terry habe dich gebeten, ihm deine Wohnung
übers Wochenende zur Verfügung zu stellen. Du warst einverstanden, denn du
hattest ohnehin die Absicht, diese beiden Tage mit mir im Hotel zu verbringen .«
»Sieh mal einer an! Der verhinderte
Herr Moralprediger !« Sie kicherte, und ihr Gesicht
wurde plötzlich wieder jung und vergnügt. »Aber im Ernst, Danny: Ich kann nicht
verlangen, daß du so viel für mich tust !«
»Das ist nicht nur pure
Nächstenliebe«, erklärte ich. »Für endlose Verhöre habe ich wirklich keine
Zeit. Ich habe heute nacht noch allerlei vor .«
»Ja?« Sie rutschte ein Stück an
mich heran und legte sanft eine Hand auf mein Knie.
»Ich habe missionarische
Talente — wußtest du das noch nicht ?« fragte ich
todernst. »Ich möchte dich zu der Auffassung bekehren, daß das Leben auch ohne
Marihuana seine Reize hat. Den Beweis dafür will ich dir bringen — und wenn es
mich die ganze nächste Woche kostet !«
Ich ließ den Wagen vor dem
Hotel stehen, während ich Dawn auf mein Zimmer brachte und ihr half, sich dort
gemütlich einzurichten. Es fiel mir verdammt schwer, mich loszureißen und mit
dem Lift wieder
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