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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nur eine kleine Lektion, damit Sie
beide Art Stillman vergessen. Tun Sie das nicht, dann
wird die nächste so schlimm, daß Ihnen das eben wie Honigschlecken vorkommt.«
    An der Wohnzimmertür klaubte
Marty noch die Patronen aus meinem Revolver, dann ließ er ihn zu Boden fallen.
»Wir wollen Sie ja nicht ganz schutzlos zurücklassen«, sagte er dazu.
    »Wissen Sie was, Holman ?« fragte Earl. »Ich hoffe nur, daß Sie stur sind und
weitermachen, denn dann kann ich beim nächstenmal wirklich meinen Spaß mit Ihnen haben.«
    Ich hörte die Haustür
zuschlagen und ging zu Tracy hinüber. Vorsichtig rollte ich sie auf den Rücken,
bis sie zu mir aufstarrte.
    »Fassen Sie mich nicht an!«
zischte sie zornig.
    »Er hat sie geschnitten«,
erinnerte ich. »Nicht tief, aber die Wunde muß versorgt werden.«
    »Ich will nur sterben«,
schluchzte sie heiser. »Nichts als sterben.«
    Ich richtete mich auf und holte
von der Bar zwei Gläser mit purem Brandy. Als ich mich umwandte, raffte sie
gerade ihre Kleidung auf.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
fragte ich.
    »Wo geht’s ins Bad?« fragte sie
abrupt dagegen.
    »Die Stufen hinunter und dann
rechts«, antwortete ich.
    Mit steifen Schritten und
vorgebeugt, als ob jede Bewegung sie schmerze, ging sie ins Badezimmer. Ich
trank mein Glas in drei schnellen Schlucken aus. Das alkoholische Brennen
betäubte weder den Schmerz in meinem Kopf noch mein verletztes Selbstgefühl.
Ich bückte mich nach der fallengelassenen Schnapsflasche und zerschlug sie auf
der Barkante . Der Krach war wohltuend, half mir aber
auch nicht weiter. Die Bar blieb die Bar und verwandelte sich weder in Martys
noch in Earls Schädel.
    Nach langer Zeit kehrte Tracy
Nash voll angekleidet ins Wohnzimmer zurück. Sie bewegte sich immer noch steif,
ging aber wenigstens wieder gerade aufgerichtet und nicht mehr so
zusammengekrümmt. Dann blieb sie stehen und starrte mich an.
    »Wie sieht denn Ihr Gesicht
aus?« rief sie. »Das müssen Sie verbinden.«
    »Eilt nicht«, antwortete ich.
    Ihr Blick senkte sich auf die
Glasscherben auf dem Teppich und die Schnapspfütze, in die es langsam von der
Bar hinuntertropfte.
    »Hat Sie das wenigstens
erleichtert?« fragte sie leise.
    »Nein«, bekannte ich.
    »Jetzt würde ich gern was
trinken.«
    Ich reichte ihr das Glas
Brandy, und sie nahm einen vorsichtigen Schluck.
    »Was macht die Wunde?«
erkundigte ich mich.
    »Hab sie versorgt«, antwortete
sie. »Er hat nicht so tief geschnitten, daß Narben zurückbleiben werden.«
    »Trotzdem sollten Sie zum Arzt
gehen.«
    »Und wie soll ich ihm das
erklären?«
    Ich hörte ein seltsames
Krächzen und begriff zu meiner Verwunderung, daß sie gelacht hatte.
    »Ich weiß«, beantwortete sie
meinen Blick, »ich bin brutal vergewaltigt worden, also habe ich eigentlich
nichts zu lachen. Aber unter Ihrer Dusche habe ich mich vielleicht zwanzig
Minuten lang eingeseift und abgespült, eingeseift und abgespült. Für eine Frau
wie mich war es das Äußerste an Demütigung, was ich je erleben konnte. Doch
dann dachte ich mir, okay, die äußerste Demütigung hast du nun also hinter dir,
was kann da noch viel Schlimmeres kommen?«
    »Tracy Nash«, sagte ich
respektvoll, »Sie sind nicht umzubringen.«
    »Und noch etwas«, fuhr sie
fort. »Machen Sie sich nicht solche Vorwürfe. Sie hätten es nicht verhindern
können. Und als Sie mich vor Bonetto warnten, habe
ich Ihnen nicht geglaubt.«
    »Aber Sie haben mich
engagiert«, beharrte ich. »Sind meine Klientin geworden. Von mir wird erwartet,
daß ich meine Klienten beschütze.«
    »Sie haben es ja versucht«,
erinnerte sie. »Niemand kann mehr von Ihnen verlangen.« Sanft berührte sie
meine Stirn, und ich zuckte zurück. »Dabei sind Sie sogar verletzt worden,
Rick.«
    »Das zahle ich ihnen heim«,
versprach ich. »Und zwar bald.«
    »Würden Sie mich für verrückt
halten«, fuhr sie fort, »wenn ich Ihnen jetzt sage, daß Sie mit den
Ermittlungen fortfahren sollen? Außer, Sie haben die Nase voll davon.«
    »Ich halte Sie für verrückt«,
nickte ich. »Aber ich packe jetzt einen Koffer und fahre Sie nach Hause.«
    »Nur wenn Sie versprechen,
unterwegs bei einem Arzt vorbeizuschauen. Wieso einen Koffer?«
    »Ich ziehe zu Ihnen«,
verkündete ich.
    »Aus Ihrem Mund klingt das ja
so romantisch«, kicherte sie. »Nur schade, daß Sie sich die falsche Frau dazu
ausgesucht haben.«
     
     
     

8
     
    Der Arzt war ein alter Freund,
der nicht zu viele peinliche Fragen stellte. Er untersuchte mein

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