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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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an. Diesmal öffnete ich die Tür sogar noch
vorsichtiger, den .38er in der Hand.
    »Schon gut, schon gut«, sagte
Tracy Nash und drängte sich an mir vorbei. »Wo brennt’s denn?«
    »Das könnten Sie mir sagen«,
antwortete ich.
    Sie trug immer noch die
ausgestellte Hose und den gestreiften Blazer. Außerdem machte sie ein zorniges
Gesicht, aber das war wohl ihr gewohnter Ausdruck.
    »Erzählen Sie keinen Mist, Holman !« fuhr sie mich an. »Nach Ihrem Ton am Telefon zu
schließen, muß die Welt postwendend untergehen. Deshalb ließ ich alles stehen
und liegen und kam gleich hierher, genau wie Sie vorschlugen.«
    »Wann habe ich Sie angerufen?«
erkundigte ich mich.
    Sie blickte mich an, als hätte
ich plötzlich den Verstand verloren.
    »Vor ungefähr zwanzig Minuten.
Sagen Sie bloß, das haben Sie bereits vergessen.«
    »Der Anruf stammte nicht von
mir«, antwortete ich.
    Sorgfältig schloß ich die
Haustür, nahm Tracy am Ellbogen und dirigierte sie ins Wohnzimmer. Sie entzog
sich meinem Griff, als sei meine Berührung seuchenübertragend, und funkelte
mich abermals an.
    »Soll das ein dummer Witz sein, Holman ?«
    »Ich habe Sie nicht angerufen«,
wiederholte ich. »Also muß es jemand anderer gewesen sein, der meine Stimme
nachmachte. Wie klang es denn am Telefon?«
    »Sehr aufgeregt«, berichtete
sie. »Und auch ein bißchen gedämpft. Sie waren sogar schwer zu verstehen.« Sie
riß die Augen auf. »Stimmt das vielleicht, daß Sie es nicht waren? Aber warum
sollte sich jemand diese Mühe machen?«
    »Um uns beide
zusammenzubringen«, sagte ich. »Und zwar an einem Ort, wo wir beide leicht
erreichbar sind.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich.
»Aber bestimmt nicht zu unserem Vergnügen.«
    »Ich weiß nicht, was ich von
Ihnen halten soll, Holman .« Sie ließ sich in den
nächsten Sessel sinken. »Sie könnten doch diese Show abgezogen haben, um mich
zu beeindrucken, weil Sie mit Ihrem Auftrag keine Fortschritte machen.«
    »Ich habe Bonetto vor etwa einer Stunde mitgeteilt, daß ich in Ihrem Auftrag an dem Fall
weiterarbeite«, berichtete ich. »Und das behagte ihm nicht besonders. Vielleicht
war der Anruf seine Idee?«
    » Bonetto !«
zischte sie verächtlich. »Wer, zum Teufel, ist dieser Bonetto ,
wegen dem Sie sich dauernd vor Angst in die Hose machen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber
seine Mietlinge behagen mir nicht.«
    »Die beiden Männer, die Sie gestern nacht zu seinem Haus brachten?« höhnte sie. »Dann
müssen Sie den falschen Beruf haben, Holman .
Vielleicht sollten Sie besser den Zuhälter für Langans Mädchen spielen.«
    In dem Moment läutete es an der
Haustür, und wir starrten einander sekundenlang an.
    »Ist das noch so ein billiger
Trick?« fragte sie. »Was wollen Sie eigentlich von mir, Holman ?
Daß ich Ihr Honorar verdoppele?«
    »Rühren Sie sich nicht vom
Fleck«, befahl ich.
    Als ich durch die Diele ging,
zog ich den .38er aus dem Gürtelhalfter. Die Glocke schlug abermals an, was
meinen Nerven nicht gerade bekam. Ich riß die Haustür in raschem Entschluß weit
auf. Marty stand auf dem Vorplatz, die leeren Hände gut sichtbar von sich
gestreckt.
    »Sie sehen mir nicht nervös
aus«, stellte er fest. »Das freut mich, Holman . Wenn
ich etwas hasse, dann ist es ein Nervenwrack, das mit einer Kanone auf mich
zielt.«
    »Was wollen Sie?«
    »Nur einen kleinen Plausch«,
antwortete er. »Mr. Bonetto ist der Ansicht, daß wir
noch einen letzten Versuch machen sollten. Es gibt ein paar Gesichtspunkte, die
er am Telefon zu erwähnen vergaß.«
    »Beispielsweise?«
    »Spitzen Sie mal die Ohren«,
schlug er gelassen vor. »Sie sollten es jeden Moment hören können.«
    Er kam wenige Sekunden später:
ein kurzer, scharfer Schmerzensschrei, der mittendrin abriß .
    »Das war Ihre Klientin«, sagte
er. »Earl ist hinten herum ins Haus gegangen.« Martys Stimme klang fast
entschuldigend. »Ich weiß, es ist ein uralter Trick, aber er mußte ja klappen,
da Sie nicht an zwei Stellen zur gleichen Zeit sein konnten.«
    »Okay«, sagte ich. »Earl hat
also meine Klientin, aber ich habe Sie.«
    »Wenn Sie mich umbringen, ist
das Earl völlig egal«, stellte Marty fest. »Höchstens freut er sich noch
darüber. Um Ihre Klientin ist es dann allerdings geschehen.«
    »Warum probieren wir es nicht
aus?« schlug ich vor.
    »Sie haben Earl doch
kennengelernt«, sagte er bedächtig. »Glauben Sie wirklich, daß ich scherze?«
    Ich mußte zugeben, daß er recht
hatte. Earl war ein

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