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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Beine übereinanderschlug, gewann ich einen
interessanten Ausblick auf runde, honigbraune Schenkel.
    »Ich mache es nicht mehr für
zweihundert Dollar«, berichtete sie, als ich ihr das Glas reichte. »Das habe
ich vor etwa sechs Monaten aufgegeben.«
    »Als Benny Langan dich aus seinem Haus warf?«
    »Ich mußte einfach damit
aufhören«, fuhr sie fort. »Wenn man einmal für Benny gearbeitet hat und dann
freiberuflich weitermachen will, fordert man die Salzsäure ins Gesicht direkt
heraus.«
    »Deshalb hast du mit dem Singen
angefangen?«
    »Stimmt.« Vorsichtig versuchte
sie ihren Drink.
    »Benny hat dich gar nicht
hinausgeworfen, weil er nicht mehr mit dir zusammenleben wollte«, stellte ich
fest. »Du hast vielmehr für ihn gearbeitet. Vielleicht tust du das sogar noch?«
    »Ich habe es vor sechs Monaten
aufgegeben«, wiederholte sie. »Es war Bennys Idee.«
    »Warum?«
    »Ach, was soll’s? Ich kann es
dir genausogut auch erzählen.« Sie nahm noch einen
Schluck. »Benny mag es nicht, wenn seine Leute sich verzetteln. Wenn du
anschaffst, dann schaffst du an und läßt die Finger von kleinen
Nebenverdiensten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Von Kunden, die so aussehen,
als könnten sie ein bißchen Spaß gebrauchen«, sagte sie. »Ich habe mal einen
Kerl falsch beurteilt, und er hat Benny einen Tip gegeben.«
    »Also hast du für Art Stillman mit Rauschgift gehandelt?«
    »Du hast es erraten«,
antwortete sie. »Es war ein ziemliches Problem, als Benny es herausfand. Er hat
selbst seinen Anteil an Arts Geschäften. Aber er kam
zu dem Schluß, es sei für ihn zu gefährlich: nämlich daß ich zweierlei Ware anbot.
Er hat es mir auf direkt nette Weise beigebracht. Wie er sagte, konnte er nicht
darauf vertrauen, daß ich den Kunden nicht auch ein bißchen Stoff verkaufte,
wenn ich nur mit ihnen ins Bett gehen sollte. Deshalb konnte ich nicht weiter
für ihn arbeiten.«
    »Aber zu seinen Parties konntest du noch gehen?«
    »Als kleinen Bonus, wenn er
jemanden besonders betreut haben wollte«, berichtete sie. »In seinem eigenen
Haus ging er mit mir kein Risiko ein, weil er mich da immer im Auge behalten
konnte.«
    »Und für Stillman hast du weiter gehandelt?«
    »Manche Süchtige fühlen sich
bei einem weiblichen Dealer sicherer«, antwortete sie.
    »Und dein Anruf bei Tracy
Nash«, fuhr ich fort, »der gehörte wohl auch zum Plan?«
    »Das war Arts Idee«, antwortete sie. »Er wollte mir nicht sagen, worum es ging, nur daß es
sehr wichtig sei.«
    »Aber zu dem Zeitpunkt, als du
anriefst, wußtest du schon, daß er tot war?«
    »Es war sozusagen ein letzter
Dienst, den ich ihm erwies«, sagte sie. »Außerdem war Samantha Pike auf der
Party wirklich gemein zu mir gewesen, und jeder Ärger, den ich ihr machen
konnte, war mir ein Vergnügen.«
    »Was hast du denn so getrieben,
seit Stillman erschossen wurde?«
    »Wie es scheint, habe ich mich
die meiste Zeit mit dir unterhalten«, antwortete sie und grinste mich über den
Rand ihres Glases an.
    »Wer hat Stillman ermordet?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie
müde. »Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, daß mir der Schädel brummt.
Art hatte an jenem Wochenende etwas vor. Er huschte hin und her wie eine
Hornisse. Aber er hat sich nicht die Mühe gemacht, mich einzuweihen.«
    »Victor Bonetto will, daß ich die ganze Angelegenheit vergesse«, berichtete ich. »Nur ist meine
Klientin anderer Meinung.«
    »Samantha Pike?«
    »Ihre Managerin Tracy Nash.«
    »Diese beiden Kerle gestern abend waren wohl von Victor Bonetto ?«
    »Stimmt.«
    Sorgsam stellte sie ihr Glas
ab. »Es war nett, dich wieder mal zu sehen, Rick, solange du noch heil und ganz
bist. Aber jetzt sollte ich besser aufbrechen.«
    »Du hast wohl Angst?«
    »Und wie ich Angst habe!« sagte
sie mit Nachdruck. »Ich möchte diesem verrückten Perversen auch nicht auf zehn
Meter über den Weg laufen.«
    »Und ich hatte mir gedacht, daß
wir zum Essen ausgehen könnten«, sagte ich.
    »Wenn wir nachher wieder bei
dir hier auf der Couch landen und die beiden hereinplatzen, dann werden sie
diesmal nicht höflich zusehen, bis wir fertig sind. Nein, sie werden dich
umbringen, und ich will nicht einmal daran denken, was sie mit mir anstellen.«
    Sie erhob sich und ging zur
Tür. Ich folgte ihr in die Diele und hielt ihr höflich die Tür auf.
    »Es wäre nett mit dir gewesen,
Rick«, sagte sie zum Abschied. »Glaube ich jedenfalls.«
     
     
     

7
     
    Etwa eine Stunde später schlug
meine Hausglocke wieder

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