Blonder Kugelfang
streifte meine
Kopfverletzung mit einem Blick. Hoffentlich glaubte er nicht, das sei sein
Werk.
»Geht nicht«, antwortete er.
»Benny hat zu tun.«
»Wo hat er denn so verdammt
viel zu tun?« fragte ich gefährlich leise.
»Im Wohnzimmer«, flüsterte er.
»Aber er ist nicht allein.«
»Dreh dich um«, befahl ich.
»Bitte nicht!«
»Umdrehen«, wiederholte ich.
»Oder dein Schädel sieht gleich genauso aus wie meiner!«
Da drehte er sich um. Ich zog
ihm die Waffe über den Kopf, und im nächsten Moment legte er sich auf dem
Teppich schlafen. Als ich das Wohnzimmer betrat, wurde mir klar, daß ich auch
unter Trommelwirbel hätte hereinplatzen können; sie hätten mich genausowenig bemerkt.
Zuerst hörte ich nur Keuchen,
dann begannen die Schreie, zuerst gedämpft und langgezogen, dann immer lauter
und schneller. Ich schloß die Tür hinter mir, ging zur Couch hinüber und
drückte Benny Langan die kalte Revolvermündung ins
Genick. Sein ganzer Körper spannte sich wie eine Feder.
»Benny«, fragte Angela
erschrocken, »was ist denn?«
Aber dann riß sie die Augen auf
und erkannte mich.
»Wenn dir das noch öfter
passiert, Süße«, sagte ich mitfühlend, »solltest du lieber Eintrittskarten
ausgeben.«
Sie stieß ein leises,
entsetztes Wimmern aus und machte die Augen wieder fest zu.
»Der Spaß ist vorbei, Benny«,
verkündete ich. »Los, steh auf!«
Ich zog den Revolver zurück und
machte ein paar Schritte weg von der Couch. Mühsam richtete er sich auf. Ohne
Kleider machte Benny Langan nicht gerade eine gute
Figur. Die schwarze Körperbehaarung kontrastierte obszön zu seiner fischweißen
Haut, und die dunkelblaue Prellung auf seiner Wange besserte meine Laune etwas.
»Wo ist denn Tino, verdammt?«
fragte er gepreßt.
»Draußen auf dem Teppich.«
»Der elende kleine Versager!«
Die Zornröte stieg ihm ins Gesicht. »Läßt Sie hier ein- und ausgehen wie in
einem Bahnhof. Ich werde...«
»Denken Sie nicht an Tino«,
riet ich ihm. »Sondern lieber an Benny Langan .«
Er wollte etwas sagen, schloß
den Mund aber schnell wieder. »Lassen Sie mich was anziehen, okay?« bat er.
»Ich komme mir sonst so dumm vor, wenn ich nackt vor Ihnen stehe.«
»Stört mich gar nicht, Benny«,
versicherte ich. »Für mich sind Sie das schönste wandelnde Skelett, das mir je
begegnet ist.«
»Rick?« meldete sich Angela mit
kleinlauter Stimme. »Kann ich jetzt gehen — bitte?«
»Rühr dich nicht vom Fleck,
mein Schatz«, beschied ich sie. »Ich habe mit euch beiden zu sprechen.«
»Also gut, Holman «,
schnarrte Langan , »solange Sie mit einer Kanone auf
mich zielen, sind Sie hier der Stärkere. Was wollen Sie wissen?«
»Alles über Ihre Mädchen«,
antwortete ich. »Zum Beispiel Angela hier. Arbeitet sie immer noch für Sie?«
»Nein.« Er schüttelte kurz den
Kopf. »Nur manchmal kommen wir noch zusammen, zum Zeichen, daß keiner was
übelnimmt.«
»Warum hat sie aufgehört?«
»Weil ich entdeckte, daß sie
ihren Kunden Rauschgift verkaufte«, erwiderte er. »Dieses Risiko war mir zu
hoch. Also entließ ich sie, aber in bestem Einvernehmen.«
»Woher hatte sie den Stoff?«
»Von Art Stillman .
Aber Art wurde allmählich übereifrig. Ich riet ihm zu ein bißchen mehr
Zurückhaltung, und das befolgte er auch.«
»Hat auch Samantha Pike für Sie
gearbeitet?«
»Soll das ein schlechter Witz
sein?«
»Sie haben sie also letzten Samstag abend erst kennengelernt?«
»Richtig«, nickte er. »Als Sam Heiskell sie mit zu meiner Party brachte.«
»Aber irgendwann im Lauf des
letzten Wochenendes hat jemand Samantha Ihr Brandzeichen auftätowiert «,
berichtete ich. »Diesen Skorpion am Po. Eine getreue Kopie des Tierchens, das
sich Angela hält. Dreh dich um, Angela.«
Sie protestierte, aber auf
einen Blick von mir hin rollte sie sich auf den Bauch. Ich deutete auf den
Miniskorpion auf ihrer linken Backe.
»Fast ein kleines Kunstwerk«,
meinte ich. »Mit Sicherheit stammt dieser und Samanthas von derselben
Künstlerhand. Wie heißt der Mann, Benny?«
»Irgendein Kerl aus
West-Hollywood«, sagte Langan widerwillig. »Er
tätowiert alle meine Mädchen, aber ich weiß beim besten Willen nicht, ob auch
die Pike bei ihm war.«
»Der Name, Benny!«
»Jordan«, antwortete er, »Al
Jordan.«
»Und er kommt ins Haus, wenn
Sie mal wieder ein Mädchen brandmarken wollen?«
»Klar.« Benny räusperte sich.
»Schließlich zahle ich ihm genug.«
»Rufen Sie ihn an«, befahl ich.
»Er soll mal gleich zu Ihnen
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