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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Gesicht,
befand den Wangenknochen noch für intakt, versprach, daß die Prellung noch sehr
viel schlimmer werden würde, und gratulierte mir, daß nur zwei Zähne gelockert
worden waren. Dann säuberte er die Wunde mit beiläufiger Routine und bedauerte,
daß er nicht mehr Privatdetektive als Patienten hatte, weil das Geschäft
momentan schrecklich flau liefe.
    Schließlich kehrte ich zu
meinem Wagen zurück, in dem Tracy Nash geduldig wartete.
    »Ein guter Arzt und ein alter
Bekannter«, versuchte ich es nochmals.
    »Er stellt bestimmt keine
unangenehmen Fragen. Warum zeigen Sie ihm nicht mal diese Schnittwunden?«
    Aber sie war nicht dazu zu
überreden, deshalb fuhr ich zu dem Haus in Bel Air und stellte den Wagen in die
Auffahrt. Den Koffer in der Hand, folgte ich Tracy in die Diele.
    »Warum stellen Sie ihn nicht
erst mal hier ab«, schlug sie vor, »gehen schon ins Wohnzimmer und machen sich
was zu trinken?« Sie schloß die Haustür ab. »Ich sage Samantha schnell, daß ich
wieder da bin und Sie eine Weile unser Gast sein werden.«
    Ich tat wie geraten. Mein
Gesicht schmerzte nicht mehr so stark, außerdem hatte ich meine Selbstbeherrschung
wiedergefunden. Hauptsächlich deshalb, gestand ich mir ein, weil meine Klientin
sehr viel mehr Stehvermögen bewiesen hatte als ich selbst. Deshalb nippte ich
an meinem Drink und versuchte, wenigstens zwei Sekunden lang nicht mehr an Earl
zu denken. Schließlich kehrte Tracy mit tragischem Gesicht ins Wohnzimmer
zurück.
    »Sie ist fort«, sagte sie
knapp. »Diese blöde, hysterische Gans ist verschwunden.«
    »Sprechen Sie von Samantha?«
erkundigte ich mich.
    »Sie hat mir einen Brief
hinterlassen«, fuhr Tracy fort. »Darin schrieb sie, daß sie es nicht mehr
aushielte, mit mir unter einem Dach zu leben. Also sei sie ausgezogen. Wohin,
das erwähnte sie nicht.«
    »Dann können Sie im Moment
nichts dagegen tun«, tröstete ich.
    »Sie glauben nicht, daß man sie
entführt und gezwungen hat, diesen Brief zu schreiben?«
    »Wer denn?«
    »Diese beiden gewalttätigen
Schweine?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Warum
hätten sie sich dann erst mit uns abgegeben, wenn sie Samantha selbst entführen
wollten? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Wahrscheinlich haben Sie
recht.« Sie zuckte die mageren Schultern. »Bestimmt kommt sie bald freiwillig
zurück. Allein auf sich gestellt, ist Samantha so hilflos wie ein kleines Kind,
wußten Sie das? Machen Sie mir bitte einen Martini, Rick.«
    Ich reichte ihr das Glas.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie
nach dem ersten Schluck. »Wollen Sie mit mir essen?«
    »Gern.«
    »Ich koche uns was«, schlug sie
vor, »und danach will ich mich sinnlos betrinken. Warum packen Sie mittlerweile
nicht Ihren Koffer aus? Ihr Zimmer ist das zweite oben rechts.«
    »Danke«, sagte ich. »Und
welches ist Samanthas?«
    »Das erste links. Wollen Sie
Detektiv spielen und es durchsuchen?«
    »Schon möglich.«
    »Na, ein Transvestit sind Sie
hoffentlich nicht.«
    Sie ging in die Küche, und ich
erklomm die Treppe, betrat das zweite Zimmer rechts. Es war sehr bequem, hatte
ein eigenes Bad. Ich warf den Koffer aufs Bett, holte den wieder geladenen
Revolver und den Gürtelhalfter heraus und verstaute beides in einer
Kommodenschublade. Dann packte ich den Rest meiner Sachen aus, räumte sie weg
und warf schließlich einen Blick in Samanthas Zimmer.
    Es war sehr feminin
eingerichtet, sah aber aus wie von einem Tornado verwüstet. Das Bett war
ungemacht, die Tagesdecke zurückgerissen. Ein paar Schubladen standen offen.
Ich durchsuchte erst sie und dann den Rest, aber nichts von Belang. Das gleiche
galt für den Wandschrank und das Badezimmer, das anscheinend einen
lebenslänglichen Vorrat an Kosmetika enthielt. Einen Brief fand ich nicht.
    Schließlich öffnete ich die Tür
zum Nachbarzimmer, das meiner Berechnung nach Tracy Nash gehörte. Hier
herrschte peinliche Ordnung, Sachlichkeit, das Bett war gerichtet, kein
verstreuter BH weit und breit. Auf dem Nachttisch lag ein zusammengeknülltes
Stück Papier. Ich strich es glatt. Die Schrift war großzügig und sehr weiblich,
der Inhalt kurz und bündig. Leck
mich, Tracy Nash, stand da. Tracy hatte es mir zwar etwas anders
übersetzt, aber schließlich haben wir alle unseren Stolz. Ich ging wieder
hinunter und suchte die Küche.
    »Es ist ein phantastisches
Rezept, das von meinen Manchu -Ahnen mütterlicherseits
auf mich überkommen ist«, sagte sie und löffelte etwas auf die Teller. »Aber
der Supermarkt hat es mir

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