Blonder Kugelfang
Nur hat er im Moment so heillose
Angst vor diesen beiden Gorillas, daß er sich keine Zeit für mich nimmt. Aber
wir holen es nach, verlaß dich drauf!«
Tracy stieß den Couchtisch weg
und sprang mit flammenden Augen und gezückten Nägeln auf Samantha zu.
»Für Damenringkämpfe haben wir
keine Zeit«, fuhr ich sie an. »Packen Sie endlich, damit wir hier verschwinden
können. Ich suche Ihnen beiden ein Hotel, bis ich Bonetto ausgeschaltet habe.«
»Wissen Sie was?« sagte Tracy.
»Mir ist alles piepegal . Es ist sowieso aus mit
Samantha und mir. Was können die mir schon antun, das noch schlimmer wäre als
das von gestern nacht ?«
»Zwei Sadisten wie Marty und Earl
lassen sich bestimmt noch was Neues einfallen.«
»Ehrlich, es ist mir
gleichgültig«, beharrte Tracy. »Ich habe Sie engagiert, und Sie haben Ihr
Bestes versucht. Dabei sind Sie sogar verletzt worden. Ihre Schuld war es
nicht, daß Sie keine Lösung fanden. Und jetzt spielt das keine Rolle mehr. Ich
schicke Ihnen einen Scheck, okay?«
»Tracy«, sagte ich langsam,
»ich kann diese Sache nicht unerledigt lassen.«
»Wenn wir nicht gleich
Verstecken spielen«, mischte sich Samantha ein, »dann ziehe ich jetzt diese nassen
Kleider aus und hüpfe in mein warmes Bett. Wollen Sie mitkommen, Rick?«
»Ich sollte ihr die Augen
auskratzen«, sagte Tracy, zu mir gewandt. »Aber jetzt ist mir alles egal.«
»Es gibt gute Ärzte«, sage ich.
»Vielleicht könnten sie Samantha...«
»Am liebsten würde ich gleich
selbst eine Roßkur mit ihr veranstalten«, zischte
Tracy. »Aber wissen Sie auch, was sie als erstes nach der Entwöhnung täte? Auf
der Straße nach dem nächsten Pusher Ausschau halten, das würde sie tun!«
Samantha zog sich die feuchte
Bluse über den Kopf, dann schälte sie sich aus der Hose. »Wer stirbt schon gern
an Lungenentzündung?« fragte sie dabei.
»Sterben möchtest du so oder so
gern, Liebling«, sagte Tracy eisig. »Du mit deiner Todessehnsucht!«
»Sie wollen nicht mitkommen?«
fragte ich.
»Wir bleiben«, antwortete
Tracy. »Es spielt keine Rolle mehr, was ihr oder mir zustößt.
»Samantha hatte aber diese
bruchstückhaften Erinnerungen«, gab ich zu bedenken. »Vielleicht fällt ihr bald
noch mehr von dem Wochenende ein. Unter Umständen sogar, wer Art Stillman erschossen hat.«
»Was wollen Sie damit
andeuten?« erkundigte Tracy sich mißtrauisch.
»Ich bin müde«, sagte Samantha
weinerlich. »Ich gehe jetzt ins Bett.« Schnell lief sie aus dem Zimmer.
»Vielleicht verläßt sich Art Stillmans Mörder nicht für immer auf Samanthas
Gedächtnisverlust?« meinte ich.
»Bitte, gehen Sie jetzt, Rick«,
antwortete Tracy müde. »Mir wäre es ganz im Ernst völlig egal, wenn Art Stillmans Mörder hereinspazierte und sie umbrächte. Und
mich dazu. Ich werde mich jetzt auf der Couch so lange betrinken, bis ich das Bewußtsein verliere. Mir reicht es.«
»Sie haben gerade von Samanthas
Todessehnsucht gesprochen«, erinnerte ich mich. »So wie Sie reden, geht es
Ihnen genauso.«
»Soll ich Ihnen mal was sagen?«
Sie lächelte, aber nicht mit den Augen.
»Wenn Sie doch nur eine Frau
wären, wir würden prächtig miteinander auskommen. Allerdings müßten Sie
natürlich singen können!«
11
Ich fuhr wieder heim nach
Beverly Hills und fragte mich dabei, ob ich so dumm aussah, wie ich mir vorkam.
Das Haus war leer. In der Küche machte ich mir ein spätes Mittagessen,
schließlich war es drei Uhr, und ich hatte Hunger. Nach dem Essen ging ich ins
Wohnzimmer und nahm den Telefonhörer ab. Allerdings hatte ich nur eine Nummer
und keine Adresse. Aber irgendwo hatte ich gelesen, daß die Ureinwohner von
Australien nur deshalb als Jäger lebten, weil es auf ihrem Kontinent keine
Tiere gab, die sie zähmen konnten. Daß die Tierwelt nicht zu kontrollieren war,
frustrierte sie zutiefst. Die einzig mögliche Antwort darauf, sagten sie sich,
war Schwarze Magie. Wenn man sich nur tüchtig
anstrengte, überlegten sie sich, konnte man die Känguruh -Herden
zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort hexen, dann konnte man vor
ihnen da sein und sie mit Speeren und Bumerangs erwarten. Als ich die
Telefonnummer wählte, konnte ich ihnen diese Gedankengänge nachfühlen. Aber sie
antwortete sofort, und ich schöpfte neue Hoffnung.
»Rick Holman «,
meldete ich mich.
»Du lebst noch?« fragte Angela Broughton . »Das freut mich für dich.«
»Sie fängt an, sich zu
erinnern«, sagte ich und drückte mir im Geiste
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