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Blondes Gift

Titel: Blondes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Louis
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wollte und … Das reichte völlig aus. Es würde eine ganze Weile dauern, bis der zerkratzte Schotte und sein Rucksack die hübschen patriotischen Illustrationen in der Ankunftshalle für die internationalen Flüge zu Gesicht bekamen. Wenn überhaupt.

    Er nahm die Rolltreppe Richtung Ausgang und steuerte direkt auf eines der Taxis zu. Er hatte keine Tasche abzuholen; alles, was der Boss nicht ständig mitführen konnte, kaufte er.
    Witzigerweise hatte das Taxi einen pakistanischen Fahrer. »Mein Freund, der Schotte, hätte Sie geliebt«, sagte der Boss.
    »Sir?«
    »Schon gut. Manchmal spinne ich einfach so vor mich hin. Zum Pennsylvania Hospital, bitte.«
    Er dachte über sie nach. Was zwei Wochen auf der Flucht wohl mit ihrem Gesicht angestellt hatten und mit ihrem Körper. Er war es gewohnt gewesen, ihr jeden Tag im Labor zu begegnen. Würde sie für ihn immer noch genauso aussehen? Er erinnerte sich an eine Freundin im College, die ihn verlassen hatte; sechs Monate später ergab sich die Möglichkeit, erneut mit ihr ins Bett zu gehen, aber es war nicht dasselbe. Sie sah anders aus. Schmeckte sogar anders. Das Ganze war ziemlich unbefriedigend.
    Wäre es also mit ihr dasselbe? Mit »Kelly White«, wie sie sich selbst nannte?
    Man würde sehen . Selbst der Name war anders. Allein das ließ sie schon anders erscheinen. Sein Kontakt im CI-6 hatte gesagt, sie sei »unschädlich« gemacht worden. Der Boss hoffte, dass sie nicht so weit weg war, dass man sie nicht mehr zurückholen konnte. Sie beide hatten noch einiges zu erledigen. Vielleicht konnte er mit ihr in ein Geheimgefängnis nach Thailand gehen. Wo sie ganz für sich
wären, wieder einmal. Diesmal sogar für einige Stunden.

Null Uhr
    Pennsylvania Hospital
    S ie war wach und doch nicht wach. Da und doch nicht da. Sie konnte verschiedene Dinge wahrnehmen: Bewegungen, Hände, Nadelstiche. Sie befand sich in diesem Zustand, seit sie auf dem Teppich des Hotelflurs zusammengebrochen war, und seitdem war sie nicht alleine gewesen. Wäre sie es gewesen, hätten die Mary Kates ihren Job zu Ende gebracht. Dann wäre sie jetzt tot.
    Ich hätte vor Tagen daran denken sollen, dachte sie und stellte sich vor, wie sie lachte. Und das war auch alles, was sie tun konnte, denn sie war immer noch gelähmt.
    Was es schwer machen würde, aus dieser Geschichte wieder rauszukommen.
    Ja, sie lachte sich heute Nacht kaputt. Heute Morgen, heute Nacht. Wann auch immer. Wo auch immer.
    Sie starrte auf die Innenseite ihrer Augenlider und sah Felder aus Sternen und Pulsaren vorüberrasen. Sie wünschte, wenigstens die Augen öffnen zu können. Um
zu sehen, wo sie war. Es handelte sich um ein Krankenhaus; so viel ließ sich sagen. Sie konnte das Piepen und Zischen der Sauerstoffbehälter hören und die entfernte Stimme aus einer Sprechanlage. Sie konnte ein starkes Desinfektionsmittel riechen. Aber sie hätte gerne gewusst, in welchem Krankenhaus sie lag.
    Sie war in der Holles Street im National Maternity Hospital in Dublin geboren worden. Gab es irgendeine Entsprechung zu diesem Krankenhaus? Vielleicht war dies das Amerikas Maternity Hospital. Von National zu National. Von Dublin nach Philadelphia. Der letzte große Exodus.
    Denn bald schon würde man sie in einem Zimmer dieses Krankenhauses allein lassen, und sie würde sterben.
    In diesen letzten Minuten – und sie war sich sicher, dass es nur noch eine Frage von Minuten war – spendete ihr der Gedanke Trost, wie viel sie in den vergangenen zwei Wochen erreicht hatte.
    Wie stark sie den Boss verwundet hatte.
    Er würde sich nie wieder davon erholen.
    Und sie würde nie wieder dieses Gesicht sehen müssen, diese Maske kahlköpfiger Banalität, diese stechenden schwarzen Augen, die einem Gullydeckel über einem Abwasserkanal aus Angst und Verkommenheit glichen.
    Dieses Gesicht wollte sie nie wiedersehen.
    Sie zog die Dunkelheit vor.

4:30 Uhr
    Sybian Lounge
    A ngela schien über Jacks Vorschlag nachzudenken, so albern er auch klang. Meine Kontaktlinsen, hatte er erklärt. Sie sind schon vor Stunden ausgetrocknet; ich musste sie rausnehmen.
    »Weißt du, ich bin anders als die meisten Frauen«, sagte sie zu ihm. »Ich schau gern zu. Zugegeben, ich bin immer ein wildes Mädchen gewesen, vielleicht liegt es daran. Ein paar Leitungen in meinem Kopf, die falsch verbunden sind, weißt du?« Jack sagte, er wüsste, wovon sie sprach. Aber er verstand kein Wort.
    Schließlich willigte sie ein, das Tischchen mit dem Sybian näher zu rücken,

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