Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blondes Gift

Titel: Blondes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Louis
Vom Netzwerk:
während sie ihre Kleidungsstücke vom Betonboden aufsammelte. Sie wirkte eher enttäuscht, als hätte sie einen langen Tag im Büro gehabt und dem ersten eiskalten Bier entgegengefiebert, und – klar – der verdammte Zapfhahn war schon wieder kaputt.
Während sie verschwand, rückten die beiden Typen in den Anzügen näher.
    »Sollen wir sie für Sie anrufen?«
    »Ich möchte einfach nur gehen.«
    »Sie müssen zurück zu Ihrer Journalisten-Tagung, oder? Ist das der Grund, warum Sie hier sind, Zeitungsmann? Oder haben Sie vor, was über unseren Club zu schreiben?«
    Rückblickend betrachtet fiel Jack nichts ein, was diese Nacht hätte noch schlimmer machen können. Seine Pläne für Philadelphia waren so einfach gewesen: John Platt treffen und seine Eier behalten. Und dann war alles glorios schiefgegangen, auf eine Weise, wie er sich das nie hätte träumen lassen. Sicher, Jack hatte immer unter einem Mangel an Fantasie gelitten.
    Was jetzt grade abging zum Beispiel. Der kraushaarige Typ hielt das Handy hoch.
    »Rufen wir sie an, was meinen Sie?«
    Damit hatte Jack überhaupt nicht gerechnet.

Null Uhr
    Das Dublin in ihrem Kopf
    A ber das Gesicht, sein Gesicht, war alles, was sie jetzt sah. Ohne die Möglichkeit, sich zurückzuziehen,
außer in den eigenen Kopf, kam sie immer wieder auf ihn zurück. Es war leichter gewesen, in den letzten zwei Wochen seinem Gesicht zu entkommen, bei all der hektischen Betriebsamkeit: Flüge buchen, Klamotten wechseln, herausfinden, wie sie die Toilette benutzen konnte … alles in Gegenwart anderer Leute. Anderer Männer. Das war wahrscheinlich das Schlimmste daran. Der Verlust der Privatsphäre in den intimsten Bereichen. Das hatte er von Anfang an im Sinn gehabt. Ja, schon vor ihrer Trennung. Noch vor dieser Reihe kleinerer Katastrophen, für die sie verantwortlich war, noch bevor er den Einsatz erhöht hatte. Er. Er. Er . Sie erstickte noch an ihm. Verschluckte sich an ihm. Erbrach ihn. Blutete ihn aus.
    Alles, was sie immer gewollt hatte, war, allein zu sein.
    Darum war sie früh von der Uni abgegangen, aus dem Haus ihrer Mutter ausgezogen und hatte auf eine Anzeige in der Dublin Times geantwortet. »Der keltische Tiger brüllt! Spannende neue Möglichkeiten in der wissenschaftlichen Forschung. Bewerben Sie sich jetzt unter: Citywest Business Campus, Saggart, County Dublin.« Sie hatte ihren Lebenslauf eingesandt und dabei unterschlagen, dass sie ihren Magister nicht gemacht und sich stattdessen dafür entschieden hatte, in einer Waterstone’s-Filiale Bücher in Regale zu räumen, während sie sich überlegte, was sie als Nächstes tun wollte. Der Job im Buchladen brachte nicht genug ein, um zu Hause auszuziehen, aber das hier vielleicht. Und die Sache klang irgendwie so, als ob ihr Abschluss in Biologie doch noch zu was nutze sein könnte.

    Sie hatte sich gewundert, als sie innerhalb von zwei Tagen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Der Boss begrüßte sie persönlich an der Tür; sie staunte erneut, als sie erfuhr, dass er Amerikaner war. Das Vorstellungsgespräch dauerte nicht lange. Er stellte viele Fragen, darüber, wo sie aufgewachsen war und was für Pläne sie hatte, und dann gab er ihr eine kleine Führung und machte eine große Sache aus den ganzen Sicherheitsvorkehrungen. Sie kam sich vor, als wäre sie am Drehort einer Agenten-Serie wie Alias oder Queen And Country. Augen-Scans. Daumenabdruck-Sensoren.
    Der Boss hatte ihr natürlich zunächst einen falschen Namen genannt: Matt Silver.
    (Erst später zwinkerte er ihr zu und vertraute ihr an: »Weißt du, das ist nicht mein richtiger Name. Den darf ich keinem verraten. Und dass wir ein geheimer Ableger des britischen Geheimdienstes MI5 sind, auch nicht. Sie zahlen uns eine hübsche Summe für unsere wissenschaftlichen Entdeckungen.«)
    Er hatte sie sofort eingestellt.
    An ihrem dritten Arbeitstag hatte er sie zum Essen eingeladen. Irgendwie dachte sie, er würde sich angemessen verhalten, und ging mit ihm aus.
    Zackenbarsch, insistierte er im Restaurant. Sie sagte ihm, dass sie keinen dunklen Fisch mit Gräten mochte, und überhaupt kam sie von hier und wusste Bescheid. Aber er bestand darauf, das sei das Beste, und er wolle, dass sie das Beste bekam. Na gut, warum auch nicht? Sie erinnerte sich, wie sie die Tür zu ihrer neuen Wohnung öffnete – nachdem sie vor der Tür unbeholfen
rumgefummelt und sich schließlich geküsst hatten, was sie überhaupt nicht vorgehabt hatte -, und wie sie später auf

Weitere Kostenlose Bücher