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Blondes Gift

Titel: Blondes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Louis
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Vorgesetzter, der für die Ersatzteile zuständig war. Wo war er jetzt?
    Aber natürlich. Er selbst hatte ja seinen Oscar letztes Jahr für die Schwester eines Bankräubers aufgegeben.

    Für Katie.
    Schluss damit. Mach, dass du hochkommst. Kowalski rollte sich auf die Seite, streckte die Hand aus, umklammerte den Rand einer gesplitterten Bodendiele und zog sich etwa fünfzehn Zentimeter vorwärts. Dann musste er innehalten. Ihm war schwindlig. Der Schmerz in seinem Bein war unerträglich. Es musste daran liegen, wie er aufgekommen war. Er schob das Spielzeug beiseite. Plastikpuppen. Weiße Murmeln. Zerbrochene und immer noch gefräßige Plastik-Nilpferde. Miniaturnähmaschinen. Anstecker und Aufkleber. Plastikastronauten. Brettspiele von MB in aufgeplatzten Kartons. McDonald’s-Figuren. Das Zeug war überall. Er musste einige Stahlregale umgestoßen haben, als er durchs Fenster gekracht war. Es fühlte sich an, als läge sein Körper auf diesem rauen Teppichbodenbelag, wie ihn seine Eltern im Wohnzimmer hatten. Er kroch noch ein Stückchen weiter und fand sich Aug in Aug mit Mayor McCheese wieder. Er hatte früher auch eine Mayor-McCheese-Puppe gehabt. Mit normalem Körper und einem großen Cheeseburger als Kopf. Er wusste nicht, was damit passiert war. Vielleicht war sie hier gelandet. Vielleicht war er gelandet, wo auch immer sie gelandet war. Vielleicht war er tot. Vielleicht war er durch die Luft geschleudert worden und in seiner Kindheitsversion des Himmels gelandet: dem Wohnzimmer seiner Eltern, Weihnachten 1977.
    Schluss damit, Schluss.
    Er brauchte zehn Minuten, um die andere Seite des Zimmers zu erreichen, wo die Sporttasche mit Ed
Hunters Kopf gelandet war. Dahinter schimmerte ein Spielzeugspiegel, matt wie ein Stück Alufolie. Aber Kowalski konnte darin sein Gesicht erkennen.
    Er sah es.
    Und er schrie.
    Sein Körper zitterte und wand sich.
    Er trommelte mit der rechten Faust auf den Boden und klammerte sich mit den verletzten Fingern seiner linken Hand am Holz fest.
    Er hatte so darauf geachtet, alles unter Kontrolle zu behalten. Denn er war ein Profi. Jemand, der nichts an sich ranließ. Doch in Wirklichkeit war er immer noch das Kind, das mit einer Mayor-McCheese-Puppe gespielt hatte, das Kind, das erwachsen werden würde, um eine Frau kennenzulernen und sich zu verlieben und ein Kind zu zeugen, und beide waren jetzt tot, weil er nicht da gewesen war, um sie zu beschützen, und jetzt, schau ihn dir an , voller Blut, die Wangen zerkratzt und entstellt, und mit einem Ohr, von dem ungefähr die Hälfte fehlte, aber die Augen, oh ja, diese Augen waren immer noch dieselben wie an jenem Weihnachtsmorgen 1977, und sie blickten ihn an und sie wussten Bescheid.
    Sie wussten, was es bedeutete, im Körper eines Scheusals gefangen zu sein.

5:30 Uhr
    V anessa konnte sich wieder bewegen. Endlich. Das Zimmer wurde allmählich schärfer. Sie krümmte die Finger und spürte, wie sie über Stoff kratzten. Sie bewegte die Ellbogen. Dann den Hals. Nur ein bisschen. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er tausend Pfund wiegen. Aber sie konnte sich bewegen. Ein bisschen.
    Der Boss hatte sich über sie gebeugt. »Du bist da, stimmt’s?«
    Fick dich, wollte Vanessa sagen, aber ihr Mund bewegte sich nicht so, wie er sollte. Sie fühlte Spucke an ihrem Mundwinkel hinunterrinnen. Beim Gedanken daran musste sie würgen. Sie hustete – und hustete noch mal, und die plötzliche Bewegung erfüllte sie mit Schmerzen.
    »Beruhig dich, du machst zu viel auf einmal. Du brauchst Ruhe.« Der Boss blickte zur offenen Tür. »Warte eine Sekunde.« Er verschwand aus ihrem Blickfeld.
    Waren ihre Handgelenke ans Bett gefesselt? Sie konnte zwar keine Fesseln spüren, aber sie konnte ihre Arme nicht heben. Eine Tür wurde zugeschlagen. Dann tauchte er wieder auf. »Wir brauchen ein wenig Privatsphäre.«
    »F-f-f-f-f- …« Vanessa spuckte. Klammerte sich an die Matratze.
    »Psst, Blondchen. Tja, du bist nicht gerade ein
hübscher Anblick, aber ich kann mir nicht helfen, du hast mich in letzter Zeit ziemlich beeindruckt. Das Prinzip der verbrannten Erde. Sehr gewagt, wirklich. Und clever. Ich hab erst nach ein paar Tagen kapiert, wie großartig die Idee mit dem Flughafen war. Du hattest alles, was du brauchst. Ein Restaurant, das immer geöffnet war. Jede Menge Läden, in denen man T-Shirts kaufen kann. Und belebte Toiletten. Im Flugzeug konntest du schlafen und einen Typen finden, der bereit war, dich für eine Nacht umsonst mit auf sein

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