Blondes Gift
müssen mir eins versprechen: dass Sie mich nicht allein lassen. Es ist mir egal, wen Sie hier bei mir lassen. Den Polizeichef, jemanden von euch, eine Sekretärin, irgendjemand. Von mir aus einen Obdachlosen.«
»Ich bin jetzt bei Ihnen«, sagte Sarkassian zu ihm.
»Ich weiß, das klingt verrückt, aber bitte glauben
Sie mir. Wenn Sie mich hier in diesem Zimmer allein lassen, bin ich tot, wenn Sie zurückkommen.«
»Ich möchte nicht, dass Sie sich selbst verletzen, Jack. Ich möchte, dass Sie mir erzählen, was passiert ist.«
»Und ich möchte, dass Sie mir glauben. Vielleicht ergibt irgendwas davon für Sie einen Sinn. Vielleicht können Sie mir helfen, schlau daraus zu werden. Denn so wie’s aussieht, werden heute eine Menge Leute sterben.«
»Hey. Jetzt kommen Sie.«
»Das ist keine Drohung.«
»Beruhigen Sie sich.«
»Ich bin vollkommen ruhig.«
Sarkassian wartete einen Moment ab.
»Hey, könnte ich vielleicht was für meine Augen haben? Ein Fläschchen Augentropfen oder so? Meine Kontaktlinsen sind völlig im Eimer, aber vielleicht kann ich was sehen, wenn ich sie befeuchte.«
»Erzählen Sie mir erst ein bisschen was, dann lasse ich Ihnen Augentropfen bringen.«
»Okay. Aber … »
»Fangen Sie ganz von vorne an.«
»Ich weiß nicht mal …«
»Sie sagten, alles fing vor neun Stunden an? Beginnen Sie damit.«
»Ich saß in einer Bar im internationalen Flughafen von Philadelphia. Da habe ich diese Blondine getroffen. Das Erste, was sie zu mir sagte, war …«
Und er erzählte seine Geschichte. Ziemlich wirres,
durchgeknalltes Zeug . MacAdams verstand nicht alles. Er verstand gerade mal die Hälfte davon, um ehrlich zu sein. Offenbar hatte der Typ Angst davor, dass, wenn man ihn allein ließ, irgendein Killersatellit Todesstrahlen an Partikel in seinem Blut sendete – wirklich absolut wirres und durchgeknalltes Zeug -, Strahlen, die ihn innerhalb von zehn Sekunden töten würden.
Die Detectives waren sich nicht einig. Einige wollten ihn für zwanzig Sekunden die Sache aussitzen lassen, um zu beweisen, dass er völlig durchgedreht war. Andere wiederum glaubten, das könnte Ärger geben. Was, wenn er es dermaßen mit der Angst bekam, dass er direkt hier im Verhörzimmer starb? Dann hatten sie ein verdammtes Problem.
Aber Sarkassian war gut, wenn es um so was ging. Er redete unablässig auf den Mann ein.
»Mr. Eisley, Sie haben Frau und Tochter. Haben Sie auch mal an die beiden gedacht, als Sie die Frau in der Hochbahn angegriffen haben?«
»Ich habe sie nicht angegriffen«, erwiderte er. »Ich hab versucht, mit ihr zu reden.«
»Ihre Frau und Ihre Tochter wissen, dass Sie andere Frauen ansprechen?«
»Das würde ihnen kaum was ausmachen. Nicht, wenn sie wüssten, was mir passiert ist.«
»Und was war das noch mal?«
»Das habe ich Ihnen bereits erzählt. Ich wurde mit einem Ortungssystem infiziert, das mich umbringt, wenn ich alleine bin.«
»Warum fahren Sie nicht nach Hause zu Ihrer Frau und Ihrer Tochter?«
»Unmöglich. Ich wünschte, das ginge.«
Ein paar Telefonate ergaben folgendes Bild:
Eisley kommt gestern Abend an, obwohl er in Philadelphia keinen Geschäftstermin zu haben scheint. Er ist Journalist bei einem Wochenmagazin in Chicago.
Gegen 1.57 Uhr hört ein Hotelgast Kampfgeräusche aus Eisleys Zimmer. Einen Mann und eine Frau. Der Chef des Hotel-Sicherheitsdienstes Charles Lee Vincent geht der Sache nach.
Kurz nach 3.00 Uhr verschwindet Eisley.
Den beiden Touristinnen Christin Dubay und Sarah French zufolge schnappt ihnen zur selben Zeit vor dem Hotel ein »blödes Arschloch« ihr Taxi weg.
Gegen etwa 5.16 Uhr attackiert Eisley Angela Marchione, Kellnerin in Domnick’s Little Italy. Sie besprüht ihn mit Pfefferspray. Er rennt wie ein Irrer durch den Hochbahnwaggon, betritt den benachbarten Wagen und landet schließlich an der Haltestelle Margaret-Orthodox, wo er von der Bahnpolizei aufgegriffen wird.
Eisley hat weder einen Ausweis bei sich noch eine Brieftasche. Er behauptet, beides in einem Nachtclub in der Spring Garden Street verloren zu haben.
Dennoch bekamen sie die Fotokopie seines Führerscheins von der Rezeption des Sheraton. Im Internet stießen sie auf seine Adresse und seine Telefonnummer. Sie riefen bei ihm zu Hause an. Niemand hob ab.
Egal, wie sich die Geschichte entwickelte, MacAdams war sich sicher, dass es verdammt spannend werden würde.
MacAdams beobachtete, wie sie zurück ins Zimmer gingen und Eisley erneut in die Mangel nahmen, wie sie
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