Blondine ehrenhalber
Trecking betrieben als Klettern«, erklärte er. »Ich hatte mir vorgenommen, auf den Mount Everest zu steigen, aber höher als fünfzehnhundert Meter bin ich nie gekommen.«
»Die ideale Höhe für den Anbau von Arabica-Kaffee«, warf Amanda ein. So ein Quatsch.
»Wow.« Er lächelte.
»Von solchen Tatsachen habe ich eine Million auf Lager.«
»Am besten eine nach der anderen.« Er gab Paul das Zeichen für die nächste Runde.
Der Barkeeper kam mit den Drinks. Amanda lächelte und scheuchte ihn weg, denn Paul hatte ein Faible dafür, Gäste zu belagern. Sie merkte, dass ihre Intuition ihr etwas mitzuteilen versuchte: Sie wollte etwas ungestörter sein mit Chick. Und auf Pauls süffisantes Gegrinse und Augengerolle verzichtete sie gern, lenkte es sie doch nur von der Wärme ab, die sich langsam in ihrem Becken breit machte. »Setzen wir uns an einen Tisch«, schlug sie Chick deshalb vor. Vielleicht würde Chick, wenn sie sich gegenüber- statt nebeneinander saßen, diese... Sache da mit der Hand nicht mehr machen.
»Tisch hört sich großartig an, Amanda«, sagte er. »In einer netten kleinen Ecke.« Seine Augen wurden ganz dunkel und sexy.
»Irgendwo, wo wir uns unterhalten können«, stimmte sie zu.
»Ungestört.«
»Wo wir uns unsere Hoffnungen und Träume erzählen können«, fügte sie hinzu.
»Uns unsere Ängste und Phantasien verraten.«
Sie lächelten einander an. »Das war ironisch gemeint, richtig?« Sie musste das fragen, denn sie wusste, sie meinte es ironisch, doch aus ihm wurde sie beim besten Willen nicht schlau.
Er lachte und warf den Kopf nach hinten, so dass sie nochmals seinen hübschen Hals aufblitzen sah. »Du bist ja witzig. Ironisch! Großartig! Gimme five.«
Lieber Gott. Als er zum dritten Mal in so kurzer Zeit seinen muskulösen Arm in die Höhe hob, erkannte Amanda plötzlich, warum dieser prächtige, intelligente Mann Single war. »Tut mir Leid, Chick. Ich kann es nicht... das da. Es geht einfach nicht.«
»Was kannst du nicht?«
»Das da.« Sie machte eine Mini-Abklatsch-Bewegung.
»Was ist das?«
»Dieses Abklatsch-Ding eben«, flüsterte sie. »Ich bin kein großer Sportfan.«
Er wurde kreidebleich. »O Gott«, stammelte er, »du hältst mich sicherlich für einen kompletten Idioten. Ich schäme mich so. Da sitze ich mit der schönsten Frau, die ich je in meinem ganzen Leben gesehen habe, und bin so aufgeregt, dass mir nichts anderes einfällt als dieses lächerliche Trottelgetue. Wahrscheinlich ist es nur ein Vorwand, um dich zu berühren. Ist mir das peinlich. Ich muss gehen.« Er sprang von seinem Stuhl auf und warf einen Zwanziger auf den Tresen.
Jetzt war Amanda betreten. »Bitte bleib. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.« Die schönste Frau, die er je gesehen hatte? Ein Vorwand, um sie zu berühren? »Du kannst mich doch berühren, Chick.« Sie fühlte sich schrecklich.
Man kann einem Mann das Abklatschen abgewöhnen, aber man kann keinem Mann angewöhnen, ein Abenteurer und ein prächtiger Kerl zu sein. Warum hatte sie überhaupt ihren Mund aufgemacht? »Ehrlich, Chick«, bettelte sie, »bitte, bleib hier.«
»Ich tue dir doch bloß noch Leid. Ich mag dich, Amanda. Ehrlich. Ich glaube sogar, ich liebe dich. Das klingt noch absurder als alles andere, was ich gesagt habe. Ich muss jetzt gehen. Sofort. Ich rufe dich an.« Bevor er in die Nacht hinauslief, rannte er en passant aus Versehen einen Barhocker und eine Bedienung mit einem mit Drinks beladenen Tablett über den Haufen.
Sollte sie hinter ihm herlaufen? Nicht in diesem Kleid, dachte Amanda. Sie stöhnte auf. Paul brachte ihr noch einen Kir Royal. »Hast du das gehört?«, fragte sie den Barkeeper. Der ganze Planet hatte es gehört. Paul nickte nur. »Ich kapiere das nicht«, beschwerte sich Amanda. »Er hatte so viel Selbstvertrauen im Barney Gree... im Romancing the Bean. Er hat sogar meine Hand gehalten. Was ist nur passiert?«
»Was du heute Abend erlebt hast«, sagte Paul, »ist der Unterschied zwischen einem Mann, der mit Koffein voll gepumpt, und einem, der mit Wodka aufgetankt ist.«
»Ist das eine Barkeeper-Weisheit?«, fragte sie.
»Er hatte schon drei Drinks intus, bevor du aufgetaucht bist.«
»Hast du mit ihm gesprochen?«
Paul zuckte die Achseln. »Ich habe seinem Geplapper zugehört. «
»Ich hätte ihn nicht warten lassen dürfen«, jammerte sie. »Ich habe es mir selbst zuzuschreiben, dass es schief gelaufen ist.«
»Vergiss ihn, Amanda. Das war doch nur wieder so ein
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