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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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gewählt hatte, um sie zu vernichten, war perfekt. Woher wusste er, dass Frank am Rande des Ruins stand, als Clarissa zur Tür hereinspaziert kam? Nur eine Sache in seinem Plan ging nicht auf, dachte Frank: Dadurch, dass sie offen zu der Schuld stand, die sie ihren Eltern gegenüber hatte, befreite sie sich von ihr. Als sie es vor Walter erwähnt hatte, war ihr Schuldgefühl schon weniger quälend geworden. Aber nachdem es nun die ganze Stadt erfahren hatte, fühlte sie sich mit einem Mal leichter.
    Trotzdem musste sie den Schock erst überwinden. Einfach weinen. Das Schlimmste daran war, dass Frank sich so dumm vorkam. Matt hatte mit allem richtig gelegen: Der Wunsch, es Clarissa recht zu machen, hatte sie ganz offensichtlich blind gemacht. Allein der Gedanke, dass sie sich Sorgen über eine Verabredung mit Walter gemacht hatte, weil sie dadurch Clarissa kränken könnte. Irgendwie hatte sie der Blondine nie über den Weg getraut.
    Und Walter hatte sie mit allen Mitteln der Kunst hereingelegt. Wie viel Mitgefühl hatte er doch gezeigt! Warum hatte er überhaupt Sex mit ihr gehabt, nachdem sie ihm schon vorher genug neuen Stoff für seine Story geliefert hatte? Aus reiner Lust? Oder steckte die Gier nach Macht dahinter? Frank war in seinen Armen eingeschlafen, im Glauben, es wäre die erste Nacht von vielen mit ihm. Wann hatte er sich weggeschlichen?
    Klar, Walter musste umgebracht werden. Frank überlegte, ob Matt ihn gegen ein Honorar verschwinden lassen würde. Nachdem Frank und Matt die Kanne Kaffee im Wohnzimmer der Greenfieldschen Wohnung geleert hatten, fragte sie: »Hast du schon einmal jemanden getötet?«
    »Das meinst du nicht wirklich?«
    »Vergiss es.« Es war eine nette Phantasie, aber bei genauerem Nachdenken wahrscheinlich ein schlechter Plan.
    »Nur fürs Protokoll, ich habe noch nie jemanden umgebracht. Ich bin Pazifist. Aber wenn du willst, dass ich die Wohnung oder das Geschäft von jemandem vollsprühe, fühle ich mich geehrt.«
    »Noch nicht«, entgegnete Frank.
    »Ich sehe es vor mir, in großen roten Buchstaben: >Walter Robbins hat Perot gewählt<. Oder so ähnlich.«
    »Das würdest du für mich tun?«, fragte Frank.
    »Wenn du die Materialkosten übernimmst«, gab er zurück.
    Amanda war fertig geduscht und angezogen und inzwischen dabei angelangt, sich etwas »frisch zu machen«, wie sie es nannte, wozu auch halbstündiges Föhnen der Haare gehörte. Clarissa telefonierte währenddessen in der Küche. Frank war frustriert, dass ihre Schwester den Tag so gemächlich anging. Vielleicht wollte sie Zeit gewinnen, in der Hoffnung auf eine Eingebung, was als Nächstes zu tun war. Die Uhr zeigte schon zehn.
    Endlich tauchte Amanda aus ihrem Zimmer auf, geföhnt und gestylt, bereit, den Tag in Angriff zu nehmen. Sie setzte sich auf die Couch. »Du bist dran mit Duschen, Matt«, sagte sie.
    »Wenn du willst, dass ich aus dem Zimmer gehe, sag es einfach«, antwortete er.
    »Ich will nicht, dass du aus dem Zimmer gehst«, gab sie zurück. »Ich will, dass du duschst.« Matt stand auf, lief ins Badezimmer und schlug die Tür zu.
    Frank lachte. »Du bist heute aber knallhart.«
    »Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Frank«, sagte ihre Schwester.
    »Und poetisch.«
    »Ich glaube, deine Direktheit färbt allmählich auf mich ab. Und mein Wesen auf dich.«
    Frank überlegte. Sie leugnete nicht, dass sie sich zu öffnen begann, so, wie Amanda es immer schon tat.
    »Es ist genauso wie das Yin-Yang-Symbol. Dein Yin-Punkt dehnt sich über dein Yang-Feld aus. Und mein Yang-Kreis wächst in mein Yin-Feld hinein.«
    »Wenn du es sagst.« Frank stellte sich einen weißen Kreis vor, der sich wie ein Tropfen Farbe auf schwarzer Leinwand verteilte. Weiße Bäche, die wie Speichen von dem Klecks ausgingen.
    »Ich sah gerade das Bild eines Zebras vor mir«, sagte Amanda. »Ich möchte zu gerne wissen, wo das herkam.«
    Clarissa rief von der Küche aus nach den beiden Schwestern. »Amanda! Es ist jemand für dich am Telefon.«
    »Wer ist es?«, fragte sie.
    »Benji Morton. Willst du zurückrufen?«
    »Sie hört überhaupt nicht mehr auf zu telefonieren — in unserem Haus. Mit wem spricht sie?«, flüsterte Frank Amanda zu. »Geh ran.«
    Amanda rief: »Ich komme.«
    Die Schwestern liefen in die Küche. Franks Blick fiel sofort auf das Weinglas auf dem Tisch — ein Überbleibsel von ihrer Nacht mit Walter. Ihr graute vor dem Keulenschlag der Erinnerung. Sie atmete tief ein und wieder aus, so, wie Amanda es immer

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