Blondine ehrenhalber
Umstände nie erfahren, was aus der Grundidee geworden wäre. Jetzt ist unser Café zur Monstrositäten-Show geworden. Und wir sind die Monstrositäten«, sagte sie und nippte am Kaffee. »Niemand wird je vergessen, was passiert ist. Wir sind gebrandmarkt, Amanda. Alle hier im Viertel hassen uns.« Sie machte eine Pause. Ihr versteinertes Gesicht begann zu bröckeln. »Ich habe beschlossen, das Café zu schließen«, sagte sie. »Ich möchte nicht mehr kämpfen. Ich gebe auf. Ich habe unseren Berater von der Citibank angerufen, um zu erfahren, welche Möglichkeiten wir haben. Wir sind wieder da, wo wir vor zwei Wochen standen. Immerhin haben wir eine ganze Menge Demütigungen und Enttäuschungen mehr vorzuweisen.«
Dann fing Frank an zu weinen. Sie bebte vor Schluchzen. Ihr Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit zusammengekniffen. Amanda erinnerte sich nicht, sie je so erlebt zu haben. Sie rutschte näher zu ihrer zitternden Schwester und legte vorsichtig die Hand auf Franks Schulter. Amanda spürte Franks Schlüsselbein durch das dünne T-Shirt hindurch. Frank war so zierlich. Sie zog ihre Schwester in die Arme und Frank versank in ihrer üppigen Brust. Amanda kam sich vor wie eine Taube. Sie streichelte Frank über das Haar und drückte sie fest an sich. Ob sich Frank je von ihrer Mutter so hatte trösten lassen?
»Dieser Pessimismus sieht dir gar nicht ähnlich, Frank«, sagte sie. Frank schluchzte immer noch. An Amandas Busen gedrückt, schüttelte sie den Kopf. »Komm«, fuhr Amanda fort. »Ich habe mich immer auf dich verlassen, wenn es darum ging, das Leben von der positiven Seite zu sehen.«
»Vergiss es, Amanda«, heulte Frank. »Das ist vorbei.«
Die jüngere Schwester blickte zu Matt. Er hob seine Hände, als wollte er sagen: »Was jetzt?« Amanda lächelte ihm herzlich zu. Er wollte ehrlich helfen. Währenddessen trank Clarissa ihren Kaffee. Sie wirkte unbeteiligt und hatte offensichtlich ein reines Gewissen. Amanda mutmaßte, dass Clarissas Bedauern vorerst in der Versenkung verschwunden war.
Nach einer weiteren Minute des Schluchzens hob Frank die Hand und wischte sich über die Augen. »Ich muss einige Anrufe erledigen«, sagte sie.
»Zeit für einen Wurf«, schlug Amanda vor.
»Was?«, fragte Frank.
»Einen Wurf. Weiter verlange ich nichts. Um zu sehen, wie deine Energie fließt. Wenn sich etwas verändert hat, verlange ich einen Tag Aufschub, bevor du die Geschäftsauflösung in die Wege leitest. Gewähre mir einen Wurf, und wenn die Zeichen günstig stehen, einen Tag Aufschub.«
»Du träumst wie immer«, entgegnete Frank.
»Und was ist daran schlecht?« Amanda hatte keine Ahnung, was sie mit dem Tag anfangen würde, aber sie musste eine Möglichkeit finden, Zeit zu schinden. Vielleicht fühlte sich Frank in einigen Stunden wieder besser.
Die ältere der beiden Schwestern wischte sich mit dem Ärmel über die Wangen. »Wirf deine Pennys«, sagte sie.
Amanda wühlte in ihrer Tasche und kramte sechs Kupfermünzen hervor, die sie an Frank weitergab. »Ich will, dass du sie wirfst, Frank«, befahl sie. »Es ist wichtig, dass du diesen Wurf machst.«
»Jetzt wirf diese Scheißpennys«, sagte Frank.
Amanda warf. Die Münzen drehten sich und fielen. Amanda legte sie auf dem Couchtisch von oben nach unten in eine Reihe und studierte die Münzen, wobei sie einige unverständliche Laute von sich gab.
»Und?«, fragte Frank. »Was bedeutet es?«
»Es bedeutet gar nichts«, sagte Amanda. »Weißt du das nicht: Das I Ging ist nichts als eine Ladung Mist.«
Frank musste tatsächlich lachen. »Okay«, räumte sie ein. »Ein Tag Aufschub.«
Kapitel 17
Nachdem sie geduscht, sich angezogen und eine dritte Tasse der Brasilia-Mischung getrunken hatte, war Frank wieder munter. Sie wusste, dass ihre Schwester keine spezielle Strategie verfolgte. Amanda wüsste nicht einmal, wo sie anfangen sollte. Frank dagegen hatte einige Ideen. Sie war froh, dass Amanda sie überredet hatte, es nochmals zu probieren.
Der Schlag von Walters und Clarissas doppeltem Verrat saß tief, aber er war lange nicht so verheerend wie andere Verletzungen, mit denen Frank in der Vergangenheit zurechtkommen musste. Wenn sie überhaupt etwas fühlte, dann Stolz. Denn Walters und Clarissas Anziehungskraft erlegen zu sein bedeutete ja, dass sie sich sozial zugänglich genug verhalten und Interesse gezeigt hatte. Zorn musste den Racheplan vor einem Jahr ausgebrütet haben, als sie sein Buch verrissen hatte. Der Zeitpunkt, den er
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