Blondine ehrenhalber
predigte, und Frank musste sich eingestehen: Es half. Also atmete sie erneut tief ein und wieder aus, während Amanda den Anruf entgegennahm.
»Benji?«, fragte Amanda ins Telefon. »Rufst du mich aus dem Gefängnis an? Oh, klasse. Ich freue mich, dass... Ich weiß, es tut mir Leid. Ich habe reagiert auf... Ja, es ging alles so schnell.«
»Was?«, fragte Frank.
Amanda winkte ab. »Ich habe Bert Tierney von deinem Bürotelefon aus angerufen. Ja. Ja. Ich weiß. Du solltest dich selbst fragen, warum du meinst, Lügen verbreiten zu müssen über dein... Weil du weißt, dass eine Lüge nicht... Gut, einverstanden. Wir sind gleich drüben.«
Sie hängte ein. Clarissa und Frank warteten darauf, dass sie ihnen alles erzählte. »Benji hat uns zu sich in die Wohnung eingeladen, zu Kaffee und Scones«, sagte sie.
»Mich nicht?«, fragte Clarissa.
»Nein, nur Frank und mich.«
»Warum sollte Morton uns treffen wollen?«, wunderte sich Frank.
»Er braucht unsere Hilfe«, antwortete Amanda.
»Und er denkt, die bekommt er?«, fragte Frank.
»Denk an dein Yin«, entgegnete Amanda.
Benji könnte für Frank wichtig werden, wenn sie gezwungen wären, ihre Räume an das Moonburst zu vermieten. Das wäre der einzige Weg, die Wohnung zu halten. »Also gut, gehen wir«, erklärte sie sich deshalb bereit.
»Und was ist mit mir?«, fragte Clarissa.
»Du bist nicht eingeladen«, gab Frank zurück.
»Was soll ich machen?«, fragte sie hilflos. Sobald sie nicht mehr als bösartige Puppenspielerin die Fäden ziehen konnte, war Clarissa planlos. Unbedeutend.
»Hast du keine Hausaufgaben zu erledigen?«, fragte Frank.
»Clarissa, bitte bleib hier und geh ans Telefon, falls jemand anrufen sollte. Und sag Matt, wir sind schnell mal weggegangen. «
Clarissa nickte, während sich Frank über die Großzügigkeit ihrer Schwester wunderte. Die beiden zogen ihre Mäntel an und verließen die Wohnung. Draußen sahen sie, dass das Moonburst noch immer geschlossen war. Die Schlange derer, die für Kaffee vor der Bagel-Bäckerei neben dem Romancing the Bean anstanden, reichte bis zum nächsten Block.
Als sie bei Benjis Haus in der Joralemon Street ankamen, wies Amanda Frank darauf hin, dass das Absperrband der Polizei entfernt worden war. Das musste bedeuten, dass die Polizei die Untersuchungen am Tatort und die gerichtsmedizinischen Analysen abgeschlossen hatte. Frank drückte auf Benjis Klingelknopf — Apartment zwei. Die Eingangstür öffnete sich automatisch, ohne dass er gefragt hätte, wer zu ihm wollte. Die Schwestern gingen hinauf und Benji öffnete die Wohnungstür. Er trug eine graue Trainingshose, dazu ein ausgeleiertes T-Shirt mit dem Logo von Moonburst, und war schuhlos.
»Zieh dich wegen uns nicht an«, sagte Frank.
»Vor einer Stunde haben sie mich entlassen«, begann Benji. »Gegen eine Kaution von hunderttausend Dollar bin ich wieder auf freiem Fuß.«
Während des einen Tages im Gefängnis musste Benji zehn Pfund abgenommen haben. Sein normalerweise rötliches Gesicht war so grau wie seine Hose. Er bat sie, auf einem s-förmigen Sofa aus rotem Samt und mit Troddeln an den Kissen Platz zu nehmen. Frank überlegte, ob er das gute Stück bei einem Bordell-Ramschverkauf erstanden hatte. Alle seine Möbel sahen so aus, als hätte er sie aus verschiedenen, aber gleichermaßen knalligen Pornofilm-Szenerien zusammengesucht. Nichts passte zusammen, aber die Tatsache, dass alles ähnlich schäbig aussah, verlieh dem seltsamen Sammelsurium Harmonie.
Benji nahm auf einem großen Kapitänssessel aus schwarzem Leder ihnen gegenüber Platz. »Ich kann noch immer nicht glauben, was mir widerfahren ist.« Er strich seine roten Haare zurück und fuhr fort: »Ich habe immer gedacht, vielleicht bekomme ich eines Tages Krebs. Oder ich werde überfallen und mit einem Messer niedergestochen. Vielleicht auch von einem Bus überfahren. Aber kein Mensch kommt auf die Idee, fälschlicherweise unter Mordverdacht zu geraten.«
»Du Ärmster!«, bedauerte ihn Amanda. »Was kann ich für dich tun?«
»Bist du so nett und holst den Kaffee? Er steht in der Küche. Um die Ecke.« Er deutete nach hinten in die Wohnung und Amanda sprang von der Couch auf. Das Ziel gab ihr Schwung.
Frank blieb ruhig sitzen. Benji blickte sie an und starrte dann auf seine behaarten Zehen. Frank war die Situation peinlich, sie musste das Schweigen brechen. »Gibt es einen Zeugen?«, erkundigte sie sich.
Benji nickte. »Ja, eine Frau. Ich weiß nicht, wer sie ist. Sie
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