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Blondine ehrenhalber

Blondine ehrenhalber

Titel: Blondine ehrenhalber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Vampir?«, witzelte Amanda.
    »Mit einem Bäcker.«
    In dem Moment öffnete ein Riese, der an ein Marshmallow erinnerte, die Tür. Patsie Stromboli. Er trug einen pinkfarbe-nen gestreiften Pyjama, der Frank an Piglet aus Winnie the Pooh erinnerte, nur fünftausendmal größer. Sein braunes Haar war gelockt und schien sich in einem einzigen Strang wieder und wieder um seinen Kopf zu legen. Die durchschimmernde Kopfhaut hatte die Farbe von Zimtschnecken.
    »Was gibt’s«, fragte er eher erschöpft als ärgerlich.
    »Patsie Stromboli, hi. Ich bin Francesca Greenfield. Sie bekommen monatlich einen Scheck von uns zugeschickt.« Frank hatte ihn seit der Highschool nicht mehr gesehen. Seit der Zeit, als sie das Geschäft übernommen hatte, hatten Patsie und sie schriftlich oder fernmündlich korrespondiert, niemals von Angesicht zu Angesicht. »Es ist schon eine Weile her. Sie haben sich nicht verändert«, bemerkte Frank. Hatte er auch nicht. Vielleicht war sein Haar länger.
    Patsie lächelte und zeigte schmuddelige Zähne. »Francesca Greenfield. Sie sehen Ihrem Vater immer ähnlicher.«
    »Wie geht es Ihrem Kopf, Patsie? Ich hoffe, es ist alles in Ordnung«, sagte Amanda.
    Er lächelte ihr schläfrig zu und sagte: »Und Sie sehen genauso aus wie Ihre Mutter. Meinem Kopf geht es gut. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, dass ich Sie so erschreckt habe.«
    Würde Amanda ihm den Kopf abhacken, würde der Typ sich noch dafür entschuldigen, so viel Blut zu verspritzen, dachte Frank. »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte sie. Es war kalt auf der Straße.
    Sobald sie drinnen waren, ließ Frank ihre Augen über die 120 Quadratmeter wandern. An der einen Wand ragte eine riesige Gefriertruhe in den Raum. Daneben stand ein massiver Viking-Ofen. Auf einem gewaltigen Tisch mit Stahltresen befand sich ein Zwanzig-Liter-Cuisinart. In der hinteren Ecke erspähte Frank ein Feldbett — ein Kingsize-Feldbett wohlgemerkt — und einen Schrank. Eine Tür neben dem Bett musste zu einem Badezimmer mit einer Duschkabine führen.
    »Meine Arbeit ist mein Leben«, sagte Patsie, als wollte er seine Wohnverhältnisse erklären.
    »Wirklich, ich bewundere Männer, die nicht vom Kaufrausch besessen sind. Materielle Dinge geben weder Liebe noch garantieren sie den Seelenfrieden. Und keinesfalls bringen sie einen auch nur einen Schritt der spirituellen Erleuchtung näher.«
    Patsie nickte. »Manchmal, wenn ich um Mitternacht alleine bin und backe, kann ich fast hören, wie sich die Erde dreht.«
    »Zen und die Kunst zu backen?«, fragte Frank. Unter dem Feldbett sah sie einen Aschenbecher und eine kleine rote Haschpfeife.
    Patsie trat unbehaglich von einem seiner winzigen Füße auf den anderen. Auf einmal fragte er voller Selbstbewusstsein: »Was kann ich für Sie tun? Stimmt etwas mit den Backwaren nicht?«
    »Nein, nein«, beschwichtigte Frank umgehend. »Aber ich habe mich gefragt, ob Sie eventuell bei einer Ihrer Auslieferungen ein halbes Pfund Kaffeebohnen in unserem Keller gefunden haben.«
    »Ein halbes Pfund Kaffee?«
    »Ich vermute, es war in einem Sack.«
    »Sie lagern Kaffee nie im Keller«, sagte er. Er hatte Recht. Frank kaufte kleine Mengen, so dass die Bohnen frisch blieben und oben im Geschäft aufbewahrt werden konnten.
    »Vielleicht hat es Ihnen jemand gegeben? Oder verkauft?« Frank hatte eine Theorie, die Wunderbohnen-Theorie. Chick wohnte im Keller, und er brauchte schnell etwas Bargeld, um Amanda den Hof machen zu können. Also hatte er ein paar von seinen Wunderbohnen an den Riesen verkauft. Sie mussten sich irgendwo im Keller über den Weg gelaufen sein. Frank wusste nicht genau, was Chick Patsie über die Bohnen gesagt hatte, aber so pfiffig war der Bäcker nicht.
    »Ich rieche etwas«, sagte Frank. Ihre Spürhundnase führte sie zu einem Backregal neben dem Ofen. Auf jedem Brett lagerte eine andere kulinarische Köstlichkeit: Scones, Kuchen, Muffins, Obstkuchen, Biscotti, kleine Töpfchen mit Crème brûlée. Sie konnte den Kaffeegeruch von Leckerbissen zu Leckerbissen nicht mehr unterscheiden. »Er ist da drin, stimmt’s?«, sagte Frank. »Der Kaffee ist da drin.«
    Patsie seufzte und nickte. »Für die Crème brûlée habe ich Stunden gebraucht. Zweimal ist sie im Ofen gewesen. Dann die Auflaufförmchen. Aber sie ist der Mühe wert. Im Rezept stand gemahlener Kaffee. Also musste ich die Bohnen mahlen und dann noch per Hand zerstoßen. Und ich bin begeistert, wie gut die Kaffee-Orangen-Scones geworden sind. Zwei

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