Blondine ehrenhalber
was geschieht, wenn wir das Geld nicht bis heute Abend bekommen haben?«, fragte Frank. Es war ungefähr 13.30 Uhr.
»Dann komme ich mit einem Schlossermeister zu euch und wechsele die Schlösser aus.«
»Nur über meine Leiche«, sagte Frank und drückte sich ans Metallgitter.
»Auch recht.«
»Wo sollen wir in wenigen Stunden fünfundfünfzigtausend Dollar hernehmen?«, fragte Amanda. »Das ist unmöglich.«
»Ich freue mich, meine Ansprüche auf den Laden geltend machen zu können«, sagte Todd.
»Du kannst mich mal«, entfuhr es Frank.
Todd lachte, während er zurück in Richtung Heights Café ging. Amanda wandte sich Frank zu und hoffte auf eine tröstende Umarmung. Aber sie sah, dass Franks weiche Phase vorbei war. Sie hatte sich wieder zurückgezogen.
»Irgendetwas an meiner allgemeinen Lebensphilosophie stimmt nicht«, stellte Amanda fest. »Ich rechne immer mit dem Besten und es passiert immer das Schlimmste.«
»Auch wenn man mit dem Schlimmsten rechnet, tut es weh, wenn es eintritt, glaube mir«, erwiderte Frank.
»Gehen wir hinein?«, forderte Amanda ihre Schwester auf. »Es ist eiskalt hier draußen.«
Sie gingen nach oben, um sich in der Wohnung zu beratschlagen. Clarissa und Matt überraschten sie mit einer wundervollen, blitzblank geputzten Wohnung. Sie hatten alles von oben bis unten geschrubbt. Sie mussten wirklich geschuftet haben — es war das erste Mal, dass Amanda Schweiß auf Clarissas Stirn glänzen sah, doch selbst das sah gut bei ihr aus. Matt stand etwas betrübt mit seinem Besen herum. Amanda umarmte beide, um sich bei ihnen zu bedanken.
»Eure Unterredung auf der Straße war nicht zu überhören«, erklärte Clarissa.
»Nicht, wenn man seinen Kopf zum Fenster hinausgestreckt hatte«, ergänzte Matt.
Matt führte die Schwestern in die Küche, wo es ebenfalls blitzte, glänzte und nach Putzmittel roch, und forderte sie auf, sich an den einladend gedeckten Tisch zu setzen. Es gab heiße Tomatensuppe und überbackene Käsesandwiches. Amanda wollte Matt nach dem Verkauf der Bohnen an Patsie fragen, fühlte sich aber schon mitgenommen genug. Außerdem würde sie vermutlich sowieso nicht die Wahrheit erfahren. Ihr Leben lang hatte sie Fremden, Freunden, Liebhabern, einfach jedem, der nett wirkte, vertraut. Jetzt merkte Amanda, dass die einzige Person, auf die sie wirklich zählen konnte, ihre Schwester war. Anstatt sich einsam zu fühlen bei dem Gedanken, spürte sie eine beruhigende Gelassenheit. Ihr Vertrauen auf eine Person zu konzentrieren — auf ihre Familie — bereicherte sie viel mehr als das diffuse, willkürliche Wohlwollen, mit dem sie den Kosmos überzogen hatte. Die Konzentration stärkte sie. Wenn sie auf der Suche nach einem Ziel gewesen war, dann hatte sie es jetzt gefunden: Ihr neues Lebensziel, eine Stufe wichtiger, als einen Seelenfreund zu finden, waren Franks Glück und Ausgeglichenheit.
Während Frank in ihr Zimmer ging, um Bernie Zigler anzurufen, genoss Amanda ihren Lunch. »Vielen Dank, dass ihr geputzt habt«, sagte sie zu Clarissa und Matt. »Ich wünschte, ich könnte glauben, dass ihr ehrenwerte Absichten hattet. Aber ihr habt es wahrscheinlich eher aus schlechtem Gewissen als aus purer Freundlichkeit getan.«
Frank kam in die Küche. Auf ihrem Gesicht stand deutlich geschrieben, wie der Anruf verlaufen war. »Wir haben es mit Kriminellen zu tun, Amanda«, sagte Frank. »Ich bin davon überzeugt, dass Zigler mit ihm unter einer Decke steckt, so salbungsvoll wie seine Entschuldigungen klangen. >Wie konnte ich nur vergessen, das mit euch zu besprechen?<, hat er gesagt. Ich hasse ihn. Und, klar, Todd muss gekillt werden.«
»Ich muss Arsen und Spitzenhäubchen ausgraben«, scherzte Amanda.
»Ich meine es ernst.«
»Ihr müsst ihn nicht killen.« Die Schwestern drehten sich zu Matt um, der den Besen noch immer in der Hand hielt. »Ihr müsst nur zahlen«, sagte er. >Das ist offensichtlich, aber trotzdem unmöglich< dachte Amanda.
»Du hast uns bestohlen«, sagte Frank.
Matt tippte mit dem Finger an seine Brust. »Ich?«
»Du hast Patsie, dem Bäcker, Kaffeebohnen verkauft, die du in unserem Keller gefunden hattest«, erklärte sie. »Wenn der Sack in unserem Keller stand, dann gehörte er uns.«
»Chick hatte die Bohnen im Keller zurückgelassen. Ich habe sie Patsie verkauft, bevor ich wusste, dass sie für euch von Interesse sind.«
»Du hättest etwas sagen können.«
»Ihr habt nicht gefragt«, antwortete er.
Frank zog einen Schmollmund.
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