Blondine ehrenhalber
gehäufte Esslöffel frisch gemahlener Kaffee pro Dutzend. Ich habe schon fast ein ganzes Blech davon selbst gegessen. Vielleicht habe ich deshalb schlecht geschlafen.« Während er sprach, war sein Kinn fast nicht von seinem Hals zu unterscheiden.
»Was ist das?«, fragte Frank und hob ein Gebäckstück in einer kleinen Blechform hoch.
»Gute Wahl«, stellte er anerkennend fest. »Das ist ein Chiffon Caffe Mini Pie. Mit Graham Cracker-Kruste. Eigelb, eine Tasse doppelt kräftiger, extrastarker, frisch aufgebrühter Kaffee. Ein Spritzer frischer Zitronensaft, etwas Zitronenschale. Probieren Sie. Genießen Sie.«
Frank schälte den Kuchen aus seinem metallenen Mäntelchen und knabberte an der Kruste. Sie biss ein größeres Stück ab. »Ah«, gurrte sie. Unglaublich. Frank aß das ganze Teil. »Jetzt habe ich Beweismaterial vernichtet.«
»Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, sagte Amanda. »Ist das der vietnamesische Kaffee? In Gebäck verbacken?«
»Vietnamesisch?«, wiederholte Patsie. »Matt sagte, die Bohnen werden in Singapur extra zum Backen gezogen.«
Matt? Matt hatte ihm die Bohnen verkauft? Tja, dann war Franks Wunderbohnen-Theorie nicht aufgegangen. »Sie sprechen von Matt, dem Gammler. Der, der Ihnen die Cappucci-no-Maschine auf den Kopf geschlagen hat?«, präzisierte Frank.
Patsie nickte. Sein Kinn verschwand. »Ja, der.«
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte Frank. Sie musste herauskriegen, wie die Bohnen von Chick zu Matt gelangt waren. Doch das war kein Problem, sie brauchte ihn nur zu fragen. »Versprechen Sie mir etwas?«, sagte sie zu Patsie. »Essen oder verkaufen Sie das Gebäck nicht. Frieren Sie es ein.« So furchtbar die Bohnen zum Aufbrühen waren, so fantastisch waren sie zum Backen. Diese vietnamesischen Bohnen könnten letztendlich doch zu vermarkten sein. Als koffeinhaltiger Snack. Würden die Amerikaner so etwas kaufen?
Patsie erklärte sich einverstanden, die Köstlichkeiten aus Kaffee einzufrieren. Die Schwestern bedankten sich bei ihm und liefen nach draußen. Patsie rief ihnen nach: »Warten Sie! Soll ich eigentlich Ihnen oder Mr Phearson die Rechnung für Januar ausstellen? Ich kann Ihre Rechnung ja einfach an das Heights Café schicken.«
»Was hat Todd Phearson mit der Rechnung für unsere Backwaren zu tun?«, fragte Frank.
Patsie wirkte durcheinander. »Morgen ist der 15. Januar.«
»Und?«
»Wissen Sie nichts von der Vereinbarung?«
Frank lief es eiskalt den Rücken hinunter, aber nicht wegen der Kälte. »Von welcher Vereinbarung?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Sie beide sollten besser mit Mr Phearson sprechen.«
»Ich habe ihm nichts zu sagen.«
»Aber ich bin sicher, er hat Ihnen etwas zu sagen«, entgegnete Patsie, während er seine verwitterte Tür schloss.
Kapitel 18
Amanda fürchtete, der neue Rückschlag würde Frank in den Abgrund stürzen. Sie selbst blieb gefasst. Jetzt, da sie an die Grenzen ihrer Persönlichkeit gestoßen war, war sie von der Veränderung, die sie in sich verspürte, sehr angetan. Sie nahm wahr, wie ihr Denken an kristallklarer Schärfe gewann, und überlegte, ob ihre Wangenknochen bald wie gemeißelt aussehen würden. Es sprach viel dafür, diesen Grenzbereich zu überschreiten: Man brauchte ja nur Frank anzusehen, dünn wie ein Rasiermesser, scharfer Intellekt und schneidender Sarkasmus. Nur im Augenblick war Franks Linie verschwommen durch rasende Wut.
»Beruhige dich«, beschwichtigte Amanda.
»Ich beruhige mich, wenn ich tot bin«, entgegnete Frank.
»Da bin ich mir sicher, Frank. Aber ich wünsche mir, dass du in der Zwischenzeit doch versuchst, die Dinge etwas leichter zu nehmen.«
»Sei still, Amanda.«
Die Schwestern beobachteten, wie Todd Phearson ein Schild am Metallgitter des Romancing the Bean anbrachte. Darauf stand: »Eigentum der Phearson-Restaurant-Gruppe.« Er stand auf Zehenspitzen, um die oberen Ecken zu befestigen.
Todd beendete sein Werk und hängte sich die Drahtrolle um das Handgelenk. »Ehrlich, ich bin überrascht, dass ihr beiden nichts davon wusstet«, sagte er. »Haben eure Eltern nie mit euch über ihre finanzielle Situation gesprochen?«
»Eben deshalb wollten wir uns mit ihnen treffen«, sagte Frank. »Aber dann kam es nicht mehr dazu, weil sie starben.«
»Sie hätten es euch erklären sollen«, sagte Todd.
»Warum erklärst du es uns nicht?«, fragte Amanda.
Er schaute Amanda an und verdrehte die Augen, als wäre allein der Gedanke, reden zu müssen, zu anstrengend.
Weitere Kostenlose Bücher