Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
Seine Augen waren schmal und gefährlich, sein ursprünglich glatt rasiertes Gesicht wies mittlerweile Bartstoppeln auf. Über die Hälfte des Kreises stimmte ihm murmelnd zu.
Lucien hielt sich die Seite, stöhnte und stürzte zu Boden. Mit leicht überraschter Miene saß er da, eine Blutblase am Mundwinkel.
»Will ihn nicht vielleicht einer von euch ins Krankenhaus bringen?«, rief Tooley herüber.
»Ja, kommt schon«, stimmte Vivian zu. Sie sollten verschwinden, bevor noch jemand die Polizei rief. Allerdings würden sie nicht ins Krankenhaus fahren, sondern ihn zu Tante Persia bringen.
Ein Freund von Bucky griff Lucien unter die Achseln und hievte ihn hoch. Bucky packte Lucien an den Beinen. So trugen sie ihn zur Tür.
Wo Gabriel stand.
Bucky blieb wie angewurzelt stehen. »Hey, Mann«, sagte er leise.
Gabriel nickte nur. Schweigend stand er da, sich dunkel vor dem grellen Schein einer Straßenlaterne abzeichnend. Seine unergründlichen Augen musterten die Leute im Raum und warnten jeden, ihn herauszufordern.
»Es ist keine gute Idee, sich derzeit mit Astrid abzugeben«, sagte er schließlich mit seinem unendlich tiefen Knurren. »Ich rate stark davon ab.«
Vivian musterte die anderen, die mit Astrid gerannt waren. Ihre Gesichter waren blass und verbissen. Beinahe empfand sie Mitleid mit ihnen.
Und jetzt? , fragte sie sich, doch als sie wieder zur Tür sah, war Gabriel verschwunden.
13
»Wohin gehst du denn so hübsch zurechtgemacht?«, fragte Esmé.
»Ich bin mit Aiden verabredet«, erwiderte Vivian.
Das Lächeln verschwand aus Esmés Gesicht. »Baby, ich weiß, dass es nicht viele Jugendliche in deinem Alter gibt und du einsam bist, aber ich wünschte, du wärest vorsichtig. Wenn du unbedingt mit dem Schwanz wedeln musst, dann wedele für einen der Fünf.«
»Die Fünf sind Idioten.«
»Aber es sind unsere Idioten. Du weißt, was du von ihnen zu erwarten hast.«
»Ich weiß auch, was ich von Aiden zu erwarten habe.« Sie dachte an seine zärtlichen Liebkosungen und seine Träumereien von Magie.
»Aber er wird dich nie kennen, nicht richtig.«
Vivian öffnete den Mund und wollte schon etwas erwidern, doch dann schloss sie ihn wieder fest.
Esmé musste ihr den Einspruch von den Augen abgelesen haben. » Denk nicht einmal daran, ihm von dir zu erzählen«, sagte sie. »Das wäre das Dümmste, was du je in deinem Leben getan hast. Sollte das Rudel davon Wind bekommen, würde man dich hinauswerfen, damit
du keine Gefahr in die Höhle einschleppen kannst. Wie würde es dir gefallen, jeden zu verlieren, an dem dir etwas liegt, und ganz allein auf der Welt zu sein? Und sollte das, was du getan hast, zum Tod führen …«
Vivian ging auf die Tür zu. »Ich will keine Strafpredigt.«
»Süße, ich mach mir bloß Sorgen«, sagte Esmé. »Dieses Silber um deinen Hals jagt mir jedes Mal eine Heidenangst ein.«
Vivians Finger berührten das Pentagramm. Sie hatte es zu jedem Date getragen, seitdem Aiden es ihr geschenkt hatte.
»Hör mal«, sagte Esmé. »Wir werden bald umziehen. Das Leben wird sich wieder normalisieren.« Sie folgte Vivian zur Tür. »Du wirst eine Auswahl an Männern haben. Du bist wunderschön. Wirf dich nicht an jemanden weg, der dich nicht zu schätzen weiß.«
»Weshalb glaubst du, dass er mich nicht zu schätzen weiß?« Vivian stürmte aus dem Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
Es war einer dieser feuchtheißen Tage, an denen die Luft einem wie nasse Watte die Kehle verstopfte. Verdammter Mond , dachte Vivian. Sie wünschte, sie hätte nicht darauf bestanden, dass Aiden sie nicht abholte, doch sie wollte ihn von ihrem Haus fernhalten. Der Geruch des staubig-heißen Gehsteigs brannte ihr in der Nase, die Sonne versengte ihr die Kopfhaut.
Bei Dobb’s Corner Store traf sie Rafe mit zwei Sixpacks Bier in den Armen. Er trug ein sauberes Nine-Inch-Nails-T-Shirt,
und seine Haare waren teilweise zu einem Knoten gebunden, so dass er wie ein heidnischer Häuptling aussah.
»Du gehst wohl zu einem feierlichen Anlass?«, fragte Vivian ihn.
»Hab mir’ne Süße zugelegt«, sagte Rafe.
Sie verdrehte die Augen. »Und wer ist sie, wenn sie bei Bewusstsein ist?«
»Das siehst du schon noch«, sagte er und schlenderte leise lachend davon.
Es war sinnlos, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Sie ging weiter und freute sich, dass er Ablenkung gefunden hatte und sie hoffentlich in Ruhe ließ.
Als sie bei Aiden ankam, klebte ihr das T-Shirt am Rücken, und die Haare in ihrem
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