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Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate

Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate

Titel: Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Curtis Klause
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grelles Tageslicht einen heftig stechenden Schmerz durch ihren Schädel sandte, der schließlich zu einem unangenehmen Pochen abebbte.
    Sie befand sich in ihrem Zimmer, so viel stand fest. Sie spürte, dass sie nackt war und auf dem Bett lag, die Decke um die Knöchel gewickelt, aber sie konnte sich nicht erinnern, wie sie dorthin gelangt war.
    Die Luft war durchtränkt von einem Gestank, der zu dicht war, um in seine Einzelteile zerlegt und identifiziert zu werden. Es bereitete ihr Schmerzen, wenn sie es versuchte. Warum tat ihr ganzer Körper weh? Was hatte sie in der vergangenen Nacht getan?
    Aiden! Sie erinnerte sich daran, wie er vor ihr zurückgeschreckt war. »Süßer Mond«, stöhnte sie.
    Sie war aus seinem Fenster gesprungen, das wusste sie – es war dumm und verrückt gewesen -, doch der Mond behütet die Seinen, und sie war auf allen vieren gelandet und weggelaufen. Das war alles, woran sie sich erinnern konnte – laufen, laufen, laufen.

    Oder? Sie glaubte, irgendwo dazwischen Rafes Gesicht zu erkennen. Oder hatte sie das geträumt?
    Es war widerlich heiß in ihrem Zimmer. Am liebsten hätte sie die Klimaanlage eingeschaltet, aber jedes einzelne Nervenende schrie gequält: »Nicht bewegen!« Sie setzte sich über die Warnung hinweg und verlagerte sich ein wenig, woraufhin ihr erneut übel wurde. Okay, okay, ich werde einfach hier liegen , sagte sie sich. Die Hitze ist nicht so schlimm. Wenn sie Glück hatte, würde sie vielleicht wieder einschlafen und nicht mehr denken oder fühlen müssen.
    Doch das war ihr nicht vergönnt. Sie lag widerwillig wach, am Rande der Übelkeit, während sich die Ereignisse in Aidens Zimmer wieder und wieder in ihrem Kopf abspielten.
    Ich bin so dumm , schalt sie sich. So dumm. Dumm. Dumm.
    Sie versuchte, jenen Augenblick hinter sich zu lassen und sich auf das spätere Geschehen zu konzentrieren, doch die Nacht öffnete sich wie ein schwarzer Schlund aus Nichts, ohne Orientierungspunkte, und warf sie immer wieder zurück zu der Szene in Aidens Zimmer. Zeit war verstrichen, das war alles, was sie wusste, und ein Teil ihres Lebens war verschluckt worden, während sie sich bewegte und geistlos war und verzweifelt. Es war, als habe sie während der Zeit nicht existiert. War diese Leere wie die Leere des Todes? Sie versuchte sich eine Ewigkeit des Nichtseins vorzustellen, ohne jemals wieder einen bewussten Augenblick. Trotz der Hitze erschauderte sie.

    Sie hatte schon davon gehört: eine Verwandlung, die so heftig erfolgte, dass sie die menschliche Seite auslöschte und das Tier die Herrschaft an sich riss. Doch das geschah in Geschichten und wurde von großen Gefühlen wie Eifersucht oder Wut ausgelöst. Sie hatte noch nie von einer realen Person gehört, der es passiert war. Und – nun wurde ihr auch ohne Bewegung übel – gewöhnlich geschah etwas Schreckliches während des Blackouts.
    Hör auf, dich wie ein Vollidiot zu benehmen , ermahnte sie sich. Offensichtlich basierten die Geschichten auf wirklichen Begebenheiten, aber die schrecklichen Details waren fantasievolle Ausschmückungen.
    Sie war klebrig und sandig und ausgetrocknet. Ich muss unbedingt duschen , dachte sie. Sie stellte sich vor, in einer Badewanne voller Wasser und Eis zu liegen. Die Vorstellung war so tröstlich, dass sie daran festhielt und sich beinahe wieder in den Schlaf wiegte, gleichzeitig weckte sie in Vivian aber auch quälenden Durst.
    Sie öffnete erneut die Augen, langsamer diesmal, und spähte durch die Schlitze. Ihr Kopf tat immer noch weh, aber wenn sie sich vorsichtig bewegte, waren die Schmerzen vielleicht zu ertragen. Im Moment erschien ihr Wasser aus dem Badezimmerhahn süßer als Ambrosia. Bei diesem Gedanken lächelte sie matt, und etwas um ihren Mund zersprang und zerbröselte. Sie hob die Hand an ihre Lippen und ertastete dort eine harte Kruste. Sie betrachtete ihre Finger und sah rostfarbene Schuppen. Ein dumpfes Dröhnen in ihrem Innern schwoll an und wurde immer stärker.

    Ich muss mir bei dem Sprung auf die Lippe gebissen haben , dachte sie. Das ist es. Oder vielleicht habe ich ein Kaninchen erbeutet. Ja. Unterschwellig schrie eine Stimme: Lass es nicht von einem Menschen stammen!
    Sie setzte sich auf, ohne auf die heftigen Schmerzen zu achten oder den kalten Schweiß, der ihr den Rücken hinablief. Als sie an sich hinabblickte, stellte sie fest, dass sie mit Blutresten beschmiert war. Die Laken waren damit befleckt, trocken und braun inmitten von Überresten von Erbrochenem.

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