Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
er von einer Lawine aus Lügen versperrt war.
Das hat er ihnen also erzählt , dachte sie. Ich bin ein verrücktes Miststück, dem man besser aus dem Weg geht. Jetzt kann er sich von mir fernhalten und gleichzeitig seine Freunde vor mir schützen.
Vivian rannte auf ihr Zimmer und warf sich auf das Bett. Sie umklammerte ihr Kopfkissen und drückte es fest an ihren Bauch. Er war so grausam. Er wollte sie nicht, also hatte er sichergestellt, dass auch kein anderer sie wollen würde.
Doch er hatte keinem erzählt, was sie war. Bedeutete das, dass ihm immer noch ein wenig an ihr lag, oder fürchtete er, dass ihm keiner glauben würde? Wenn es noch einen Mord gäbe, würde er dann dem Unglauben der anderen die Stirn bieten? Sie musste wissen, was er vorhatte. Sie musste wissen, wie sicher sie war. Und sie musste ihn wiedersehen, denn sie sehnte sich danach, seine Arme um sich zu spüren.
Aidens Auto stand am anderen Ende des Parkplatzes des College City Shopping Centers, neben dem Wäldchen, das die Läden vom Kino trennte. Perfekt. Sie konnte inmitten der Bäume hocken und sein Auto beobachten, ohne dass es jemandem auffiele. Sie konnte lange Zeit stillsitzen, wenn es sein musste.
Das dürftige letzte Viertel des Mondes würde erst nach Mitternacht aufgehen, doch Wega erstrahlte am Himmel
im Süden, der einzige Stern, der hell genug war, um gegen die Parkplatzbeleuchtung anzukommen. Vivian sehnte sich nach dem samtenen, mit Sternen übersäten Himmel auf dem Land. Unter einem solchen Himmelszelt waren alle Nächte kühl, aufregend und währten ewig. Sie tröstete sich mit Glühwürmchen über die Sterne hinweg und beobachtete den Parkplatz durch reglose, mit Mehltau überzogene Blätter.
Um zehn verloschen in vielen Schaufensterfronten die Lichter. Angestellte verließen die Geschäfte kurz nach der letzten Kundschaft, und der Parkplatz leerte sich. Um halb elf schaltete ein Timer den Großteil der Parkplatzbeleuchtung aus, und der bewaldete Streifen, in dem Vivian saß, wurde noch tiefer in Schatten getaucht. Den einzigen hellen Fleck stellten die blinkenden Lichter am Vordach der Videothek dar. Studenten, die Ferienkurse besuchten, wurden darauf aufmerksam gemacht, dass noch Zeit war, sich Surf Nazis Must Die auszuleihen.
Um elf erloschen die Lampen in der Videothek, und Vivian ging in die Hocke. Erst nach einer Viertelstunde hörte sie Schritte auf dem Asphalt. Selbst da war die einzige Bewegung an ihr das Zucken ihrer Nasenlöcher, als sie seine Witterung aufnahm. Er erreichte den Wagen. Seine Schlüssel klimperten. Unhörbar bewegte sie sich auf ihn zu.
Ein Arm legte sich um seine Taille, eine Hand über den Mund. Sie zerrte ihn zurück unter die Bäume, fühlte, wie er gegen ihre Handfläche quiekte, als er den Boden unter den Füßen verlor. Sie drückte seinen Rücken fest gegen
ihre Brüste und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich laufe schneller als du, vergiss das nicht.«
Er zitterte bei ihren Worten, und sein Schweiß stank nach Angst. Es machte sie traurig, ihn zu bedrohen, aber sie würde ihn wohl nur auf diese Weise zum Bleiben bringen können. »Ich will, dass wir uns unterhalten«, sagte sie. »Versprich, dass du nicht wegläufst oder schreist.«
Er nickte unter ihrer Hand. Einen Augenblick genoss sie es, ihre Oberschenkel an den seinen zu spüren. Sanft leckte sie ihn am Ohr, um ihm zu zeigen, dass sie ihm nichts tun würde. Er winselte auf, was sie bis ins Mark traf. Sie ließ ihn los.
Er drehte sich um und wich aus ihren Armen zurück. »Was willst du?«, fragte er mit hoher Stimme und kreidebleichem Gesicht.
»Ich möchte, dass du begreifst«, sagte sie. »Ich wollte dir keine Angst einjagen. Ich wollte teilen, was ich war – was ich bin – und dir die Magie schenken, nach der du dich immer gesehnt hast. Was ist so schlimm daran?« Zu ihrer Bestürzung traten ihr die Tränen in die Augen. Sie hatte doch ruhig und beherrscht bleiben wollen.
»Und was zum Teufel bist du, Vivian?«, fragte er mit einem Zittern in der Stimme.
»Ich bin ein loup-garou . Ich bin ein Volkodlak . Ein Gestaltwandler.«
»Ist das so etwas wie ein Werwolf?« Er wollte es noch immer nicht glauben, obwohl er es gesehen hatte.
»Ja. Auch wenn das, worin ich mich verwandele, im Grunde kein Wolf ist, aber es ist so ähnlich.«
»Und als du dieses Pentagramm in meine Hand gemalt hast, hast du mich zu deinem Opfer gemacht«, sagte er.
»Sei doch kein Idiot«, antwortete sie. »Das war ein Scherz.«
Er wich einen
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