Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
zum Lächeln gebracht. Nun, ich muss mir ein Sandwich besorgen. Mach beim Rausgehen die Tür hinter dir zu.«
»Sicher.«
Glücklicherweise hatte sie ihr Mittagessen mitgebracht. Sie machte es sich auf dem warmen Fensterbrett bequem und aß ihr Steak, während sie auf den mysteriösen Aiden Teague wartete. Über den ganzen Hof waren Gruppen von Jugendlichen verstreut, die ihr Mittagessen verzehrten, redeten und sich sonnten. Manche Jungen hatten sich die Hemden ausgezogen, und ihre Haut war golden und glänzte seidig, als hätten sie die Sonne verschluckt.
Es war ein süßer Anblick. Ihr Blick ruhte zärtlich auf ihnen, während sie in ihr Fleisch biss.
Beim nächsten Läuten wechselten die Gruppen. Die Schüler hoben widerstrebend T-Shirts, Mineralwasserdosen und Bücher auf und eilten in ihre Klassenzimmer, während andere, die sich kaum von ihnen unterschieden, ihren Platz einnahmen.
Ich komme zu spät zu Französisch , dachte Vivian. Doch das machte nichts, der Lehrer liebte sie wegen ihrer perfekten Aussprache. Vivian setzte sich aufrecht hin und knetete mit den Händen ihre leere Brotzeittüte. Den Blick hielt sie auf den Bogengang gerichtet.
Zwei junge Männer kamen in Sicht. Einer hatte dunkle, schulterlange Haare und trug ein Blumenhemd. Das musste er sein. Ein weiterer Junge gesellte sich zu ihnen, dann ein Mädchen. Sie standen lachend zusammen, ihre Gesichter in den Schatten verborgen.
Das bist du also, Dichterjunge , dachte Vivian, doch sie konnte ihn nicht deutlich erkennen. Sie wollte ihn sich aus der Nähe ansehen.
Warum mache ich mir überhaupt die Mühe? , fragte sie sich auf dem Weg durch die Seitentür. Weil ich eine Piratin der Nacht bin und wissen möchte, wer widerrechtlich mein Revier betreten hat , gab sie sich selbst die Antwort. Doch vielleicht war er einer von ihnen und gehörte nur zu einem anderen Rudel. Oder vielleicht weiß er einfach bloß zu viel . Auf dem Weg über den Rasen lachte sie laut angesichts ihrer melodramatischen Gedanken, und ein pickeliger Zehntklässler betrachtete sie
neugierig. Es war so heiß, dass sie sich ihr Hemd auszog und das Trägertop darunter zum Vorschein kam.
Soll ich ihn mir nur ansehen, oder werde ich etwas sagen? , überlegte sie. »Ooooh, dein Gedicht hat mir ja so gut gefallen.« Vielleicht konnte sie ja ein wenig mit ihm spielen. Sie wiegte sich in den Hüften. Vielleicht bringe ich ihn dazu hinzusehen.
Der Junge links von Aiden bemerkte sie als Erster. Er war ein stämmiger Blonder mit einem gutmütigen Gesicht und Augen, die bei Vivians Anblick ein wenig glasig wurden. Vivian konnte sich ein Zwinkern nicht verkneifen, und seine Wangen verfärbten sich rosa. Es war ja so einfach! Der andere Junge, der eine komische asymmetrische Frisur hatte, quasselte weiter, doch das Mädchen sah herüber und rümpfte die Nase. Sie war klein, mit ganz kurzen dunklen Haaren – die Art Mädchen, die sogar an einem Tag wie diesem schwarze Strümpfe trug. Ich mach dir noch ein paar Laufmaschen mehr in deine Strumpfhose, Süße, wenn du mich nochmal so anschaust , versprach Vivian insgeheim.
Da drehte sich Aiden Teague zu ihr um, weil er sehen wollte, was die Aufmerksamkeit seiner Freunde erregt hatte. Die Sonne brach sich in sämtlichen Regenbogenfarben in dem Kristallohrring an seinem linken Ohrläppchen, und sein träges, unbefangenes Lächeln versetzte Vivian einen Schock.
Ihr war bewusst, dass sie ihn anstarrte, aber sein Gesicht war einfach herrlich. Seine verträumten Augen schauten leicht belustigt, als beobachte er das Leben als
Außenstehender und fände es irgendwie amüsant. Er wirkte gelassen, nicht so angespannt wie die Fünf – diese schrillen, nervösen, zuckenden, sich windenden, kämpfenden, nacheinander schnappenden, scharfkantigen Geschöpfe, die ihr so viel abverlangten. Er hatte die Statur eines Tänzers und feingliedrige Hände, bei deren Anblick ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, wie schön es wohl wäre, von ihm berührt zu werden.
»Kenne ich dich?«, fragte er. Mit verwirrter Miene sah er sie erwartungsvoll an.
3
Vivian sagte das Erstbeste, was ihr einfiel.
»Ähm. Mir hat dein Gedicht in The Trumpet gefallen.« Ich glaub einfach nicht , dass ich das gerade gesagt habe , dachte sie erschüttert.
»Hey, danke«, sagte Aiden. Er blickte immer noch verdutzt drein.
Er ist kein Werwolf , dachte sie bestürzt. Wie kann ich so reagieren, wenn er keiner von uns ist? Sein Geruch nach süßem Schweiß und Seife war rein
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