Blood Coven Vampire 04 - Beiss, Jane, Beiss-iO
und ich wünschte beinahe, wir wären nicht in einer wichtigen Angelegenheit hier und könnten den Wahnsinn einfach genießen.
Der Taxifahrer biegt direkt hinter dem eleganten Wynn Hotel rechts ab und fährt in die kreisförmige Einfahrt eines Hochhauses aus Stahl und Glas mit Namen »The Tower«. Ich werfe einen Blick auf die Wegbeschreibungen, die ich mir ausgedruckt habe. Und tatsächlich, das ist es. Ein schönes Nest, Dad.
»Bist du nervös?«, frage ich meine Schwester, während ich den Fahrer bezahle. (Auf dem Flughafen hatte Rayne darauf bestanden, ihr Ticket für die Taxifahrt wieder in die Glücksmaschine zu schieben, und daraufhin alles verloren, einschließlich des Vierteldollars, mit dem sie angefangen hatte.) »Ich meine, weil wir gleich Dad sehen werden.«
»Nicht unbedingt wegen Dad«, antwortet Rayne, als sie aus dem Taxi steigt und zum Kofferraum geht, um ihr Gepäck herauszuholen. »Eher, weil wir gleich seine neue Familie treffen.«
Gutes Argument. Wir sind der Frau, für die Dad Mom verlassen hat, nie begegnet. Oder unseren Stiefgeschwistern, wenn wir schon dabei sind. Wie sie wohl sind? Ich schätze, wir werden es sehr, sehr bald erfahren.
Heiße Luft umfängt mich, als das Taxi aus der Einfahrt zurück auf den Strip fährt. Es müssen fast vierzig Grad hier sein - ein himmelweiter Unterschied zu dem typischen Fünf-Grad-Wetter, das wir in Massachusetts hatten. Ich bin erst seit zwei Sekunden draußen und ich bin bereits nass bis auf die Haut.
Rayne dagegen wirkt total cool, während sie mühelos ihre beiden schweren Koffer zum Eingang des Gebäudes schleppt. Sie hat nicht mal Schweißflecken unter den Armen und sie trägt einen schwarzen Wollpullover, um Himmels willen! Verdammte Vampire. Zu ihrem Glück ist sie mutiert, was es ihr möglich macht, die heiße Sonne zu ertragen. Anderenfalls wäre sie jetzt schon verbrutzelt. Obwohl mir zu meiner heimlichen Befriedigung auffällt, dass ihr makelloses schwarz-weißes Gothic-Make-up ein wenig angeschmolzen aussieht.
Die Haustüren gleiten auf und ein wohlbeleibter Portier tritt heraus, ein Wägelchen für das Gepäck im Schlepptau. Er lächelt uns an und fragt, ob er unsere Taschen in die Suite hinaufbringen soll. Nett. Ich könnte mich an diese Gastfreundschaft von Vegas gewöhnen. Wir stapeln unsere Taschen auf dem Wagen und folgen ihm in die Lobby.
Ein Schwall angenehm klimatisierter Luft begrüßt uns, sobald wir eintreten, und senkt meine Körpertemperatur unverzüglich wieder auf ein nicht tödliches Maß ab, wofür ich Gott danke. Ich sehe mich in der luxuriösen Lobby um und hole tief Luft. Umwerfend - es erinnert mich an das polynesische Hotel in Disney World in Florida. Ein üppiger farbenprächtiger Dschungel, komplett mit einem vierstöckigen Wasserfall, der in die Lobby hinabstürzt und meine verschwitzten Arme mit kühlen Wassertröpfchen übersät. Rote und grüne Papageien hocken in den Ästen und kreischen fröhlich zur Begrüßung und goldene Koi kommen an den Rand des Beckens geschwommen und schürzen die Lippen in einem wortlosen Flehen um Fischfutter.
»Wow, Mum sollte vielleicht überlegen, etwas mehr Alimente für uns zu fordern«, bemerkt Rayne mit einem leisen Pfiff. »Dad hat eindeutig an den Spielautomaten gewonnen.«
»Aber hallo!«, erwidere ich und nehme all den Luxus in mich auf. »Ich frage mich, wie viel eine Wohnung hier kosten mag.«
»Studiowohnungen gibt es ab fünfhundert Riesen.«
Wir fahren herum und stehen vor einem mageren, blondierten Mädchen im Teenageralter, das lächerlich kurze Shorts und ein tief ausgeschnittenes rosafarbenes Tanktop trägt. Das Top stellt ihre wahrscheinlich im Laden gekauften Brüste perfekt zur Schau. Sie hat grüne Augen, weiße Haut, aufgedunsene rosafarbene Lippen und einen Gesichtsausdruck, der sagt, dass sie uns wissen lassen will, wie tödlich sie sich langweilt. Während sie eine Kaugummiblase platzen lässt, bedenkt sie uns nach kurzem Abchecken mit einem Blick, den man nur als missbilligend beschreiben kann.
»Ihr seid wohl Sunshine und Rayne?«, fragt sie, als könnte unsere Antwort sie nicht weniger interessieren. Ich bemerke, dass meine Schwester sie anfunkelt, daher beschließe ich einzugreifen, bevor sie den Mund öffnen kann.
»Das sind wir«, verkünde ich strahlend und versuche, die Spannung zu lindern. »Du kannst mich übrigens Sunny nennen. Das tun alle.«
»Sunny«, wiederholt sie mit einem leisen Schnauben. »Wie entzückend.« Dann wendet sie
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