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Blood Coven Vampire 04 - Beiss, Jane, Beiss-iO

Blood Coven Vampire 04 - Beiss, Jane, Beiss-iO

Titel: Blood Coven Vampire 04 - Beiss, Jane, Beiss-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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unserer Abreise zurückkommen wird. Ich erinnere mich an meine Enttäuschung, an die Verletztheit, die ich Rayne an den Augen ablesen konnte, während sie versuchte, den Schmerz tief in sich zu verschließen, wie sie es schon so viele Male zuvor getan hat. Es ist so was von unfair.
    »Hey!« Jaydens besorgte Stimme dringt in meine plötzliche Umnebelung ein. Ich blicke auf und sehe, dass er mich von der anderen Seite des Tisches beunruhigt anschaut. »Bist du okay?«
    Ich zucke die Achseln und Tränen kullern mir aus den Augen. Verdammt, ich hatte nicht vorgehabt zu weinen. Er muss mich für ein totales Baby halten. »Tut mir leid«, sage ich und wische mir mit dem Ärmel übers Gesicht. »Ich habe nur... also...«
    »Du vermisst deinen Dad«, schlussfolgert er, dann greift er in seine Tasche und reicht mir ein Taschentuch. »Und du hast dich darauf gefreut, ihn zu sehen.«
    Ich nicke, nehme das Taschentuch entgegen und putze mir die Nase. »Es ist nur so, dass er immer solche Dinge tut«, erzähle ich ihm. »So wie Anfang des Jahres. Er sollte an Raynes und meinem Geburtstag zu Besuch kommen.«
    Die Geschichte platzt mit einer Wucht, auf die ich nicht vorbereitet bin, aus mir heraus. Dies ist das erste Mal, dass ich das jemals jemandem erzählt habe. Dass ich meinem Vater eine E-Mail geschickt und ihn gebeten habe zu kommen. Dass er es versprochen hat - er hat mir sogar seine Flugzeugreservierungen gemailt. Wir haben die Party stundenlang hinausgezögert und darauf gewartet, dass er durch diese Tür tritt, einen Geburtstagskuchen in der Hand, wie er versprochen hat. Irgendwann bin ich ins Bett gegangen; ich wusste, dass er nicht kommen würde. Aber meine Schwester ist die ganze Nacht aufgeblieben. Sie hat immer noch gehofft. Immer noch gebetet, dass er irgendwie auftauchen würde. Aber das hat er natürlich nie getan.
    Klar, später ist er gekommen. Als Rayne an dem Virus erkrankt war, ist er gekommen - voller Entschuldigungen und Ausreden und Eingeständnissen, dass er ein lausiger Vater sei. Aber was hat das wirklich bewiesen? Dass eine von uns dem Tode nah sein muss, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen?
    »Also fliegen wir am Sonntag zurück«, beende ich meinen Bericht und tupfe mir abermals mit dem Taschentuch die Augen ab. »Und das war's dann. Eigentlich ein verschwendeter Besuch.«
    »Oh, Sunny«, sagt Jayden, steht von seinem Stuhl auf und kommt um den Tisch herum. Er legt die Arme um mich und zieht mich an sich. Ich vergrabe den Kopf an seiner Schulter und das Schluchzen überwältigt mich. Bis zu diesem Augenblick, in dem ich mir Gefühle gestattet habe, war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sehr mich die ganze Geschichte aufgeregt hat. Vielleicht bin ich Rayne - die Dinge tief in sich verschließt - ähnlicher, als ich zugeben möchte.
    »Das Beschissene ist«, sage ich, während ich mich immer noch an seine Schultern klammere, »dass ich ihn trotzdem liebe. Ich will ihn hassen. Ich will es wirklich. Aber ich kann nicht. Ich erinnere mich einfach daran, wie er war, als ich noch klein war. Er hat uns Geschichten vorgelesen. Ist mit uns in den Zoo gegangen. Er war ein Musterdad. Bis er einfach verschwand.« Ich löse mich aus der Umarmung. »Und jetzt stellen wir fest, dass er die ganze Zeit über eine Affäre hatte. Wir haben eine Halbschwester, die geboren wurde, als er noch mit unserer Mutter zusammen war.«
    Jayden wirft mir einen mitfühlenden Blick zu. »Das muss hart gewesen sein«, sagt er.
    »Ja. Witzig war es nicht.«
    »Ich frage mich...« Er setzt sich wieder hin und ich tue das Gleiche. »Ich meine, ich dachte immer, ich hätte es schlimm getroffen - ich habe meinen Vater nie gekannt. Meine Mutter will mir nicht mal sagen, wer er ist. Sie meint, es sei ein großer Fehler gewesen und es sei besser für mich, es nicht zu wissen. Wenn ich jetzt deine Geschichte höre, bin ich mir nicht sicher, vielleicht hat sie ja recht.«
    Ich denke einen Moment lang darüber nach, dann schüttle ich den Kopf. »Nein«, erwidere ich. »Ich würde die Erinnerungen, die ich habe, nicht eintauschen wollen. Auch wenn sie wehtun. Es sind schöne Erinnerungen. Und sie sind mir wichtig.«
    »Ja.« Er nickt. »Das macht Sinn.« Er blickt auf seinen Teller hinab.
    »Die Sache mit deinem Dad tut mir leid«, sage ich und beuge mich über den Tisch, um seinen Unterarm zu berühren. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass deine Mutter ihre Meinung ändern könnte?«
    Er schüttelt den Kopf. »Keine Chance«, antwortet er.

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