Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
brummte er.
Naruka lachte und Karad verbeugte sich leicht. „Nach dir, mein geliebtes Katzenweib.“
Sie schmunzelte noch immer, nickte Darius zu und stolzierte hoch erhobenen Hauptes an beiden Männern vorbei in den verborgenen Gang. Die Geheimtür wurde zugeschoben, und für einen Augenblick fand Naruka sich in vollkommener Dunkelheit wieder, bis ihre Augen sich an die Finsternis gewöhnt hatten. Sie sah im Dunkeln besser als gewöhnliche Menschen, ebenso wie Karad und Darius. Kaum, dass ihre Augen sich eingestellt hatten, lief Naruka weiter. Sie kannte jede ausgetretene Stelle im Steinboden, jede Stolperfalle und jede herausgebrochene Zacke. Früher war das hier ihr Reich gewesen – nicht einmal Karad und Darius hatten den Gang gekannt, bis sie ihn ihnen gezeigt hatte. Als sie und Karad sich nähergekommen waren, war der Gang zuweilen zu einem heimlichen Liebesnest geworden – in die halb verborgenen Nischen hatte Karad manchmal Decken und kleine Laternen geschafft, mit denen er Naruka überrascht hatte. Später weihten sie auch Darius, Karads engsten Vertrauten und besten Freund, ein, und seitdem nutzten die Männer den Gang, um unbemerkt aus dem Schloss zu schleichen oder ungesehen von einem Raum zum anderen zu kommen. Der Gang spaltete sich an verschiedenen Stellen und entfächerte sich zu einem Netzwerk aus größeren oder kleineren Fluren, die das Schloss wie einen Maulwurfbau durchzogen.
„Ich habe das Gefühl, ihr beide verbringt nur noch Zeit alleine hier unten“, sagte Naruka, während sie durch den Gang liefen. Sie wusste, dass Darius zuhörte, aber ihre Worte hatte sie eher an Karad gewandt. Er hatte ihre Hand umfasst, ihre Finger verschwanden in seiner Pranke. Der blonde Mann hingegen lief einfach stumm hinter ihnen her und sagte nichts.
„Schmollst du etwa?“, fragte Karad und musterte sie gespielt prüfend. „Immerhin bist du diejenige, die sich seit Tagen mit dieser Archäologin herumtreibt.“
„Du weißt, dass Victor mir aufgetragen hat, sie zu begleiten.“ Naruka stieß ihrem Freund in die Seite. „Und du solltest dich an sie gewöhnen – sie ist wirklich nett, und wenn die Zeichen stimmen …“ Sie brach ab, als sie Karads Gesichtsausdruck bemerkte. Die Muskeln in dem breiten Kiefer zuckten, und Karad starrte ernst auf den ausgetretenen Boden.
„Wenn die Zeichen stimmen“, sagte er mit rauer Stimme, „wird sich vieles hier ändern. Dann steht uns die schlimmste Zeit unseres Lebens bevor.“
Naruka verfluchte im Stillen ihre lose Zunge und blieb stehen. Sie zog Karad an sich. Es musste ein seltsames Bild sein – ein breitschultriger Hüne, dessen Aussehen ihn ohne Weiteres für jeden Job als Türsteher oder Rausschmeißer qualifiziert hätte, ließ sich willenlos von einer kleinen, zierlichen Frau herumschieben. Aber Naruka wusste, was er bereit war, für sie zu tun, und dafür liebte sie ihn umso mehr.
Sie zog ihn am Kragen seines T-Shirts zu sich herunter und streichelte seine Wangen. Aus den Augenwinkeln erkannte sie Darius, der die Arme verschränkt hielt und den Kopf zur Seite gewandt hatte. Sie konzentrierte sich schnell wieder auf ihren Liebsten. Aufmerksam blickte sie ihm in die Augen. „Es wird alles gut werden“, sagte sie leise. „Auch wenn sich alles verändern wird, ich bleibe bei dir. Und wenn die Welt im Dunkel versinkt, bin ich immer noch an deiner Seite.“
Karad umfing ihre Taille mit seinen Armen und richtete sich auf. Er hob Naruka empor, und sie fand sich in einer innigen Umarmung wieder. Sie hielt sich an seinem Nacken fest und spielte mit seinen blonden Haarsträhnen.
„Danke“, sagte er bewegt und küsste sie auf den Mund. Naruka erwiderte seinen Kuss und lächelte ihn sanft an, ehe sie ihn bat, sie hinunterzulassen.
„Dafür haben wir später noch Zeit“, sagte sie neckend. „Ich will nicht voller Staub sein, wenn wir nachher zu Victor gehen.“
Karad hielt sie noch einen Moment fest. „Wehe, du vergisst es später“, raunte er und drückte sie enger an sich.
Naruka lachte leise. „Angst, dass ich dich hängen lasse?“, kicherte sie.
Karad grinste unheilvoll. „Oh, hängen wird da sicherlich nichts, das kann ich dir versprechen.“
Naruka wollte antworten, aber Darius unterbrach sie. „Es ist Zeit“, sagte er. In seiner Miene flackerte Schmerz auf, als er sie beide betrachtete, aber der Ausdruck verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war. Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und verschwand im Gang.
Naruka
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