Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
wurde ohnmächtig.“
„Sie sagten etwas von Träumen.“
Elisa atmete tief durch. „Soll das wirklich Gegenstand dieser Zusammenkunft sein?“, fragte sie und sprach Victor direkt an.
„Alles, was sich in diesem Raum zugetragen hat, ist für uns von Bedeutung“, ließ sich Valeskos raue Stimme vernehmen. Er erhob sich von seinem Sitz und ging auf Elisas Sessel zu. Zu Narukas und offenbar auch Elisas Überraschung kniete er sich nieder, um auf Augenhöhe mit der Archäologin zu sein. „Gerade Träume können uns viel Aufschluss geben – auch wenn Sie nicht wissen, was genau Sie mit diesen Informationen anfangen sollen. Für uns kann darin sehr viel Aufschlussreiches liegen.“
In Elisa arbeitete es. Abermals huschten ihre blauen Augen zu Victor, ehe sie sich wieder Valesko widmete.
„Darf ich in dem Fall um etwas bitten?“
„Um was, Dr. Jäger?“
„Ich möchte es Ihnen erzählen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es auch zu meinem Arbeitsvertrag gehört, meine Träume preiszugeben, und ehrlich gesagt erscheint es mir sehr intim. Sie scheinen Träumen gegenüber ein besonderes Verhältnis zu haben, deswegen möchte ich gerne nur Ihnen erzählen, was ich gesehen habe. Allein.“
Victors Augenbraue schoss in die Höhe, und er richtete sich mit einem Ruck auf. „Nein, das erlaube ich nicht.“
Valesko drehte sich um. Er sagte nichts, aber beide Männer rangen für einen stummen Augenblick miteinander, ehe Valesko den Blick abwandte.
„Wenn es bedeutet, dass wir in dieser Sache weiterkommen, sollten wir es probieren“, versuchte der ältere Mann es noch einmal.
In Victors Miene lagen deutlich unterdrückte Eifersucht und gleichzeitig all die Autorität und derkühle Verstand, die die Clanführer von jeher ausgezeichnet hatten. Beide Seiten versuchten, die Oberhand zu gewinnen, doch schlussendlich siegte die Vernunft. Seine verkrampften Schultern lösten sich, und er nickte. Valesko erhob sich und bot Elisa seine Hand, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Sie folgte der stummen Aufforderung und folgte Valesko hinaus.
Valeskos Zimmer hatte mehr von einer Bibliothek als von dem persönlichen Raum eines Menschen. Elisa ließ ihren Blick schweifen, als sie zwischen all den Regalen mit Folianten, Pergamentrollen und gebundenen Büchern stand. Auf den ersten Blick wirkte nichts davon wie eine Fälschung, und sie musste die Wissenschaftlerin in sich abhalten, wie ein neugieriges Kind im Süßwarenladen durch die Regale zu gehen und alles anzufassen.
„Bitte sehen Sie sich um“, sagte Valesko, der ihre Ungeduld bemerkt zu haben schien.
Elisa konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Es stört Sie wirklich nicht?“
Valesko erwiderte das Lächeln, was seine Narbe zucken ließ. „Die meisten Besucher ziehen es vor, diesen Raum schnell wieder zu verlassen. Er erinnert sie entweder an eine Leichenhalle oder ein muffiges Klassenzimmer. Es ist eine Wohltat, jemanden hier zu haben, der meine Leidenschaft teilt.“
Elisa drehte sich um und ging zu einem großen Einband. Sie zog ihn heraus und schlug den Deckel auf. Die Pergamentseite darunter zeigte sich in voller Farbenpracht. Ein lateinischer Text, geschmückt mit prächtigen, farbigen Darstellungen eines reitenden Ritters zeigte sich ihr. „Ist das ein Faksimile?“, fragte sie.
Valeskos trat hinter sie. „Nein, das ist keine Reproduktion. Das ist ein Originaltext. Eine Kopie der lateinischen Version des Sachsenspiegels.“
Elisa blieb der Mund offen stehen. „Er ist unglaublich gut erhalten“, hauchte sie, was Valesko erheiterte.
„Ich sehe, ich sollte Sie in einen anderen Raum bringen, ehe ich Sie befragen kann.“
Elisa räusperte sich und schloss den Einband sorgfältig, um ihn zurück ins Regal zu stellen.
„Verzeihen Sie bitte. Aber eine solche Ansammlung von Schätzen – ich konnte einfach nicht widerstehen.“
„Sie sind eingeladen, diesen Raum so oft aufzusuchen, wie Sie wollen. Aber dies ist nur meine private Bibliothek. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gern die Bibliothek des Schlosses.“
Elisa nickte rasch. „Vielen Dank, Mr. Dajusch.“
„Da wir gleich so etwas, wie Sie sagten, Intimes wie Ihre Träume teilen werden, würde ich es begrüßen, wenn Sie mich Valesko nennen.“
„Einverstanden“, erwiderte Elisa und nannte ihren Vornamen. „Also, Valesko, wo soll ich beginnen?“
„Genau da, wo auch Victor beginnen wollte: beim Betreten des Raumes.“
Elisa schloss die Augen. Sie hatte nicht gelogen,
Weitere Kostenlose Bücher