Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
fliegen.“
Er wandte sich ab und verließ den Saal. Und mit jedem Schritt hinaus verdorrten die Blüten um Elisa herum mehr.
Als es Nacht wurde, suchte Elisa automatisch das Schlafzimmer auf, das sie bisher mit Mircea geteilt hatte. Die Einrichtung hatte sich verändert – sie kannte das Zimmer. Es war der Raum aus ihrer ersten Vision, in der sie mit Dracula und Mircea das Bett geteilt hatte. Die Erinnerung trieb ihr die Röte ins Gesicht, aber sie ignorierte sie und zog sich aus. Das Kleid war ein weiterer Eingriff Draculas gewesen – es bestand aus roter Seide und schmiegte sich bei jedem Schritt eng an ihre Kurven. Darunter war sie nackt, und genau so glitt sie unter die Decke. Die Tür knarrte und Dracula trat ein. Er sagte nichts, als er Elisa dort liegen sah, aber sein Blick sprach Bände. Stumm zog er sich neben dem Bett aus und legte sich zu ihr.
Elisa versteifte sich, als sie seinen warmen Körper neben sich spürte, aber Dracula machte keine Anstalten, sie zu berühren. Er löschte mit einem kurzen Winken seiner Hand alle Kerzen und lag in der Dunkelheit einfach neben ihr. Als Elisa sich sicher sein konnte, dass er nichts tat, was sie nicht wollte, schloss sie die Augen und schlief tatsächlich kurz darauf ein.
Am nächsten Tag war sie wieder allein. Es war seltsam, in einem zerwühlten Bett aufzuwachen, das nicht nach Mircea roch, sondern nach einem fremden Mann – Dracula.
Elisa drehte sich auf den Bauch und schmiegte sich sehnsüchtig in das Laken, noch bevor sie wirklich verstand, was sie da tat. Als es ihr bewusst wurde, rutschte sie so schnell zum äußersten Rand des Bettes, als hätte sie sich verbrannt. Noch ein wenig matt setzte sie sich auf und fuhr sich durch die wirren Haare. Draculas Einfluss auf sie verstärkte sich von Tag zu Tag. Langsam kamen ihr Zweifel, dass sie es lange genug aufhalten konnte. Sie hatte eine Ahnung, wie Dracula einzusperren sei, aber allein konnte sie es nicht tun. Elisa brauchte die Hilfe von Mircea. Aber der befand sich gefesselt in einer Zelle, zu der sie sicherlich keinen Zugang hatte. Sie musste irgendwie zu ihm, solange sie noch bei klarem Verstand war.
Elisa stand auf und streifte sich das seidene Kleid über. Ihr Blick blieb an einem kleinen Tisch in der Ecke hängen, auf dem sie Obst, gepökeltes Fleisch und frisches Brot fand. Eine Karaffe stand daneben, gefüllt mit einer roten Flüssigkeit. Erst befürchtete Elisa, dass es sich um Blut handeln könnte, aber als sie daran schnupperte, erkannte sie Wein. Sie setzte sich an den Tisch und ließ sich die einfache Mahlzeit schmecken. Mit jedem Bissen stieg ihre Energie, und sie fühlte sich besser gegen die Herausforderungen des Tages gewappnet.
Elisa trat aus dem Schlafzimmer und ging geradewegs zum runden Raum, bis sie kurz davor innehielt. Es war nicht gut, wenn sie sich hier aufhielt. Draculas Interesse an dem Raum und seinem Inhalt konnte geweckt werden, und genau das wollte Elisa verhindern.
Sie wandte sich ab und ging die Wendeltreppe hinauf. Zu ihrer Überraschung wartete Dracula bereits auf sie. Es war noch früh. Am Horizont zeigte sich gerade erst die dünne Linie des Morgengrauens.
„Du schläfst nicht mehr?“
„Es war kalt“, log Elisa. „Ich fühlte mich allein.“
„Dann ist es gut, dass du zu mir gekommen bist“, erwiderte Dracula und winkte sie näher. Elisa folgte seiner Aufforderung und stand neben ihm, nah am Rand des Berggipfels. „Siehst du die Berge? Die Karpaten und das Land weit dahinter?“
Sie nickte schwach und Dracula tat es ebenso. Diese Geste hatte etwas Befriedigendes an sich.
„Dieses Land ist bald unser – so wie es immer bestimmt war. Ich werde die Vergangenheit für uns ändern, und all das Leid, der Krieg und all seine Toten, ist dann niemals geschehen.“
„Krieg? Meinst du den Krieg, in dem du gegen Mircea gekämpft hast und in dem ihr euch alle gegen einander gewandt habt?“, fragte Elisa bissig.
„Ein Fehler. Ein grausamer, blutiger Fehler“, erwiderte Dracula leise, und für einen Moment verdunkelte sich sein Blick. „Wir haben dem Land damit vieles angetan, meine Brüder und ich. Aber ich werde diesen Fehler wiedergutmachen. Die Wunden werden heilen.“
Elisa schaute auf und war überrascht über das Bedauern und den Schmerz in Draculas Blick. „Dubereust es wirklich, nicht wahr?“, entfuhr es ihr überrascht.
Dracula reckte das kantige Kinn vor. „Sie nannten mich den Pfähler“, erwiderte er. „Nicht den Schönen, den Klugen, den
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