Blood Dragon 1: Drachennacht - Maeda, K: Blood Dragon 1: Drachennacht
Stolzen – nur den Pfähler. So ein Herrscher wollte ich für dieses Land nie sein. Aber ich war so wütend, so unermesslich verletzt. Meine Feinde sollten dieses Leid nachempfinden, und ich habe sie leiden lassen.“
Elisa schauderte. „Hattest du das auch mit deinen Brüdern vor?“, fragte sie bitter.
Dracula schwieg für einen Moment. „Nach dem, was mir Radu und Mircea antaten, habe ich ihnen noch Schlimmeres gewünscht. Aber sie waren Familie. Sie waren meine Brüder.“
„Sie mussten dich einsperren“, erwiderte Elisa, auch wenn sie wusste, dass sie mit der Gefahr spielte. „Du hast wie ein Wahnsinniger gewütet. Die Geschichtsbücher sind noch immer voll davon.“
„Hast du dich nie gefragt, warum ich derart wütete?“
Elisa schwieg.
Dracula knurrte unterdrückt, beruhigte sich aber mühsam wieder. „Meine eigene Familie hatte sich gegen mich gewandt. Ich war der älteste Sohn der Erbfolge und es war an mir, von der Hüterin der Bilder auserwählt und zum Herrscher gekrönt zu werden.“ Sein Gesicht verdüsterte sich unheilvoll. „Aber Mircea kam mir in den Weg. Er bezirzte Elisabeth, obwohl er sie gar nicht wollte, und Radu nahm mir mit Gewalt alles Weitere, was mir geblieben war. Allein hätten mich die beiden niemals überwältigt, aber gemeinsam …“
Elisa stockte. „Er wollte Elisabeth nicht?“
Dracula schüttelte den Kopf. „Ich war in sie verliebt, und sie hätte sich auch in mich verliebt, wenn Mircea nicht alles getan hätte, um sie mir wegzunehmen. Er lockte sie mit Versprechen, spielte mit ihren Gefühlen, bis sie ihm ihr Herz schenkte. Als sie herausfand, dass seine Gefühle nicht echt waren, ertrug sie es nicht. Sie … nahm sich das Leben.“
Elisa ging in die Knie, als diese sie nicht mehr trugen. Etwas schnürte ihr die Luft ab und drückte schwer auf ihre Brust. Sie rang nach Atem, suchte fahrig nach Halt, und Draculas griff zu, um sie wieder auf die Füße zu ziehen. Er fragte sie etwas, aber Elisa hörte es nicht. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schock. Das war es gewesen, was Mircea ihr verheimlicht hatte. Er war es gewesen, der ihre Erinnerung durch die Blutsbande manipuliert hatte, damit sie sich nicht an den Grund für Elisabeths Suizid erinnerte!
Der Schock über diesen Verrat saß tief, und ihr wurde richtiggehend schlecht. Nur langsam nahm sie ihre Umgebung wieder wahr. Dracula stützte sie noch immer.
„Du wusstest es nicht, oder? Er hat es dir nie erzählt.“
Elisa schüttelte fahrig den Kopf. „Nein, nie“, hauchte sie. „Lass mich zu ihm. Ich will ihn selbst fragen.“
Dracula legte den Kopf zur Seite. Er widersprach nicht, sondern führte sie hinunter in die Tiefen des Dornenhortes zu der Zelle, in der Mircea stand. Er wirkte ein wenig erschöpft, aber nicht krank. Als er erkannte, dass nicht nur Dracula hereinkam, sondern auch Elisa, verspannte er sich.
„Rackli, geht es dir gut?“ Seine besorgte Stimme klang in diesem Moment wie der reinste Hohn.
Elisa biss die Zähne zusammen und funkelte Mircea an. „Was sollte dich das interessieren?“
Erschrocken fuhr der Herr von Dunkelwald zurück.
„Als du Elisabeth damals hast springen sehen – was hast du da gefühlt? Mitleid? Sorge? Oder einfach nur Bedauern darüber, dass sie dich nicht mehr als Herrscher einsetzen konnte?“
Mirceas Gesicht erstarrte zu Stein – es schien, als wäre jeder einzelne Muskel eingefroren, während Elisa ihrer Angst und ihren Zweifeln freien Laufließ. Sie wünschte sich in der Tiefe ihres Herzens, dass er sich verteidigte, dass er ihr sagte, es sei nicht so gewesen, aber er sah sie nicht einmal an. Sein Blick galt seinem Bruder, der ruhig abseitsstand. Dracula lächelte nicht, sondern beobachtete einfach nur.
„Du hast genossen, ihr das zu sagen, nicht wahr?“, grollte Mircea leise. „Um sie mir ganz zu nehmen.“
„Sieh mich an – er hat nichts damit zu tun“, schrie Elisa, und wie unter einem Peitschenknall wand sich Mircea. Elisa spürte, wie sie wieder weinen musste. Die Tränen nässten ihr Gesicht, aber sie wischte sie nicht weg. „Warum hast du es mir nicht gesagt? Hattest du mit mir Ähnliches vor? Oder wolltest du die Schuld wiedergutmachen, die du auf dich geladen hast?“
„Ich musste damals tun, was ich tun musste“, erwiderte Mircea flach. „Es gab keinen anderen Weg.“
„Du hast sie damit ermordet!“
Mircea sackte in sich zusammen. Er antwortete nicht mehr, sondern lehnte einfach an der Wand, als hätte er jeden Halt im Leben
Weitere Kostenlose Bücher