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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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anstellen«, blaffte sie. »Ist das nicht meine Entscheidung?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Sampson, und seine Stimme klang so sanft, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte.
    »Wieso nicht?«
    Aus Lisas Mund klang diese Frage eher wie ein verzweifeltes Flehen.
    Ich versuchte, meine Worte so sorgfältig wie möglich zu wählen. »Wir sind uns ziemlich sicher, dass das, was Ihnen zugestoßen ist, kein Einzelfall war, Lisa. Es gibt noch eine Reihe anderer Frauen …«
    Bei diesen Worten brach sie zusammen. Ein ersticktes Schluchzen brach aus ihr heraus, und sie ließ alle Dämme brechen. Lisa Brandt ließ den Kopf auf die Knie sinken und schluchzte mit krampfhaft vor den Mund geschlagenen Händen los.
    »Tut mir leid«, sagte sie unter Stöhnen. »Ich kann das nicht. Ich kann nicht. Tut mir leid, tut mir leid.«
    In diesem Augenblick kam Mrs Goodes wieder ins Zimmer gestürzt. Sie musste direkt vor der Tür gestanden und gelauscht haben. Sie kniete sich vor Lisa hin, nahm sie in die Arme und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr.
    »Tut mir leid«, stieß Lisa Brandt noch einmal hervor.
    »Du musst dich nicht entschuldigen, Liebes. Überhaupt nicht. Lass es einfach raus, so ist es gut«, sagte Nancy Goodes.

    Sampson legte eine Visitenkarte auf den Tisch. »Wir finden selber raus«, sagte er.
    Mrs. Goodes antwortete, ohne sich von ihrer schluchzenden Freundin abzuwenden.
    »Gehen Sie. Bitte kommen Sie nicht noch einmal hierher. Lassen Sie Lisa in Ruhe. Gehen Sie.«

55
    Der Schlachter hatte einen Auftrag - einen Mord, einen sechsstelligen. Unter anderem versuchte er sich von seinen Gedanken an John Maggione Jr. und an die Schmerzen, die er ihm gerne zufügen wollte, abzulenken. Er beschattete einen älteren, gut gekleideten Mann mit einem jungen Mädchen am Arm. Ein »Vögelchen«, wie man hier in London zu einer bestimmten Zeit gesagt hätte.
    Er war vermutlich so um die sechzig, sie auf keinen Fall älter als fünfundzwanzig. Seltsames Paar. Auffällig , was für ihn ein Problem werden konnte.
    Der Schlachter beobachtete, wie sie vor dem exklusiven Claridges Hotel standen und darauf warteten, dass das Privatauto des Mannes vorgefahren wurde. So geschah es auch, genau wie am Abend zuvor und um zehn Uhr heute Vormittag.
    Keine größeren Fehler bisher auf Seiten des Paares. Nichts, was er zu seinem Vorteil hätte nützen können.
    Gefahren wurde das Privatauto von einem Leibwächter. Er war bewaffnet, und er war kein schlechter Vertreter seines Berufsstandes.
    Er hatte nur ein Problem: Das Mädchen wollte ihn ganz offensichtlich loswerden. Sie hatte schon gestern Abend, als sie zu irgendeinem offiziellen Anlass in der Saatchi Gallery waren, vergeblich versucht, den Alten dazu zu bringen, seinen Fahrer wegzuschicken.
    Na ja, er musste einfach abwarten, was sich heute so entwickeln würde. Der Schlachter ordnete sich ein paar Wagen hinter dem schwarz glänzenden Mercedes CL 65 in den Verkehr
ein. Eine schnelle Kiste, über sechshundert PS, was ihnen auf den stark befahrenen Straßen Londons wahnsinnig viel nützen würde.
    Bezüglich seiner Arbeit war er im Augenblick ein wenig paranoid und das aus gutem Grund, aber er hatte den Auftrag über einen verlässlichen Kontakt aus dem Raum Boston bekommen. Diesem Typen vertraute er zumindest bis zur nächsten Ecke. Außerdem brauchte er den sechsstelligen Zahltag.
    Schließlich bot sich am Long Acre in der Nähe der U-Bahn-Station Covent Garden eine Möglichkeit. Vor einer roten Ampel sprang das Mädchen aus dem Wagen und ging zu Fuß weiter, dann stieg der ältere Mann auch aus.
    Unverzüglich zog Michael Sullivan seinen Wagen an den Randstein und ließ ihn einfach stehen. Der Mietwagen würde sich niemals bis zu ihm zurückverfolgen lassen. Dieses Vorgehen war insofern exemplarisch, als die wenigsten Menschen nicht einmal im Traum daran denken würden, so etwas zu machen. Ihm aber war es vollkommen gleichgültig, dass er das Auto einfach so mitten in London stehen ließ. Der Wagen hatte keinerlei Bedeutung.
    Der Fahrer-Leibwächter mit dem Zweihunderttausend-Dollar-Mercedes würde allerdings vermutlich nicht auf die gleiche Weise verfahren, er hatte also ein paar Minuten Spielraum, bis der Typ wieder bei ihnen wäre.
    Die Straßen rund um die Covent Garden Piazza waren voller Fußgänger, er konnte das Pärchen sehen. Ihre Köpfe wackelten, und sie lachten, wahrscheinlich über ihre »Flucht« vor dem Leibwächter. Er folgte ihnen die James Street entlang. Sie

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