Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Das war die Zeit, als du ein richtig guter Detective geworden bist. Meiner Meinung nach jedenfalls. Das war die Zeit, als du gelernt hast, dich zu konzentrieren. So bist du zum Drachentöter geworden.«
    Ich fühlte mich wie im Beichtstuhl. John Sampson war mein Priester. Was war daran neu?
    »Ich wollte einfach nicht ununterbrochen an sie denken, also musste ich mich wohl auf irgendetwas anderes stürzen. Da gab es die Kinder, und es gab die Arbeit.«
    »Hast du jetzt genug getrauert, Alex? Dieses Mal? Ist es vorbei? Oder wenigstens fast vorbei?«
    »Soll ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht, John. Aber ich versuche, dahinterzukommen.«
    »Und wenn wir Sullivan dieses Mal wieder nicht schnappen? Wenn er uns durch die Lappen geht? Wenn er uns schon durch die Lappen gegangen ist?«
    »Ich glaube, das mit Maria ist trotzdem besser geworden. Sie ist jetzt schon so lange nicht mehr hier.« Ich unterbrach
mich, holte Luft. »Ich glaube nicht, dass es meine Schuld war. Ich hätte nichts anders machen können, als sie erschossen wurde.«
    »Ach«, sagte Sampson.
    »Ach«, sagte ich.
    »Aber hundertprozentig sicher bist du dir nicht, oder? Immer noch nicht wirklich überzeugt.«
    »Nicht hundertprozentig.« Dann lachte ich. »Vielleicht, wenn wir ihn heute Abend schnappen. Vielleicht, wenn ich ihm das Gehirn rauspuste. Dann sind wir garantiert quitt.«
    »Dann sind wir also deshalb hier rausgefahren, Schätzchen? Um ihm das Gehirn rauszupusten?«
    Da klopfte es an das Seitenfenster des Wagens, ich griff nach meiner Pistole.

102
    »Was, zum Teufel, will der denn hier?«, sagte Sampson.
    Neben dem Auto auf meiner Seite stand niemand anders als Tony Mullino. Was, zum Teufel, wollte er denn hier draußen in Montauk?
    Langsam kurbelte ich das Fenster herunter, in der Hoffnung zu verstehen, eine Antwort zu bekommen. Vielleicht sogar einen ganzen Haufen Antworten.
    »Ich hätte auch Sully sein können«, sagte er, den Kopf zur Seite geneigt. »Dann wären Sie jetzt beide tot.«
    »Nein, Sie wären tot«, erwiderte Sampson. Er lächelte Mullino leise an und zeigte ihm seine Glock. »Ich habe Sie schon vor zwei Minuten von hinten anschleichen sehen. Alex auch.«
    Hatte ich nicht, aber es war gut zu wissen, dass Sampson mir immer noch den Rücken frei hielt, dass es überhaupt so jemanden gab, denn möglicherweise ließ meine Konzentration gerade ein klein wenig nach, und dann wurde man schnell auch mal erschossen. Oder noch schlimmer.
    Mullino rieb die Handflächen aneinander. »Ist verflucht kalt hier draußen«, sagte er. Er wartete ab, dann wiederholte er: »Ich habe gesagt, es ist verflucht beschissen kalt hier draußen.«
    »Steigen Sie ein«, sagte ich. »Kommen Sie schon.«
    »Aber Sie versprechen, dass Sie uns nicht in den Rücken schießen?«, sagte Sampson.
    Mullino hob die Hände und machte einen entweder verwirrten oder beunruhigten Eindruck. Bei ihm war das nicht immer leicht zu unterscheiden. »Ich hab nicht mal eine Waffe dabei, Kollegen. Noch nie im Leben.«

    »Wär vielleicht besser, bei den Freunden, die Sie haben«, erwiderte Sampson. »Denken Sie mal drüber nach, Bruder.«
    »Okay, Bruder «, meinte Mullino, begleitet von einem fiesen, kurzen Lachen, das mich daran erinnerte, wer er war.
    Er machte die Autotür auf und ließ sich auf den Rücksitz gleiten. Die Frage war noch immer unbeantwortet: Warum war er hier aufgetaucht, was wollte er hier?
    »Er kommt nicht?«, fragte ich, sobald er die hintere Tür geschlossen und die Kälte ausgesperrt hatte. »Hab ich Recht?«
    »Genau, er kommt nicht mehr«, sagte Mullino. »Hat es nie vorgehabt.«
    »Haben Sie ihn gewarnt?«, wollte ich wissen. Ich beobachtete Mullino im Rückspiegel. Seine Augen verengten sich und zeigten eine extreme Nervosität. Irgendwie fühlte er sich unwohl, irgendwas stimmte nicht.
    »Ich musste ihn nicht warnen. Sully kann ganz gut auf sich selbst auspassen.« Er sprach mit leiser Stimme, fast schon flüsternd.
    »Darauf wette ich«, sagte ich.
    »Also, was ist passiert, Anthony?«, wollte Sampson wissen. »Wo steckt der Kerl jetzt? Warum sind Sie hier?«
    Mullinos Stimme klang, als käme sie aus einer gefüllten Wasserschüssel. Ich konnte kein Wort verstehen.
    Sampson auch nicht. »Sie müssen lauter sprechen.« Er wandte sich nach hinten um. » Verstehen Sie mich ? Sehen Sie, so funktioniert’s. Sie müssen Ihrer Stimme eine gewisse Lautstärke verleihen.«
    »Er hat heute Abend John Maggione Jr. umgebracht«, sagte Mullino. »Hat ihn

Weitere Kostenlose Bücher