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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Augen.
    »In letzter Zeit habe ich immer wieder an eure Mom gedacht«, sagte ich an jenem Abend auf der Terrasse. »Ich habe oft an sie gedacht. Aber das wisst ihr wahrscheinlich schon.«
    Die Kinder drängten sich dicht an mich heran, weil sie ahnten, dass das keines unserer üblichen Gespräche würde. »Sie war ein ganz besonderer Mensch, in vielerlei Hinsicht.
In vielerlei Hinsicht, Damon und Jannie. Ihre Augen waren lebendig und immer ehrlich. Sie konnte sehr gut zuhören. Und daran erkennt man normalerweise einen guten Menschen. Glaube ich, jedenfalls. Sie hat wahnsinnig gerne gelächelt und andere Menschen zum Lächeln gebracht, wann immer sie konnte. Sie hat immer gesagt: ›Hier habe ich einen Becher Traurigkeit und hier einen Becher mit Freude. Was ist dir lieber?‹ Sie hat sich fast immer für den Becher Freude entschieden.«
    » Fast immer?«, hakte Jannie nach.
    »Fast immer. Überleg mal, Janelle. Du bist ein kluges Mädchen. Sie hat sich für mich entschieden, stimmt’s? Sie hätte jede Menge süßer Jungs haben können und hat doch diesen Miesepeter genommen, so einen düsteren Charakter.«
    Janelle und Damon lächelten, dann sagte Damon: »Ist es, weil der, der sie umgebracht hat, wieder aufgetaucht ist? Reden wir deshalb jetzt über Mutter?«
    »Zum Teil, ja, Day. Aber erst kürzlich ist mir klar geworden, dass ich noch nicht im Reinen mit ihr bin. Und mit euch auch nicht. Deshalb reden wir jetzt, okay?«
    Damon und Janelle hörten mir lange Zeit schweigend zu. Irgendwann versagte mir die Stimme. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich zuließ, dass sie mich um Maria weinen sahen. »Ich habe sie so sehr geliebt, so sehr, als wäre sie ein Teil meines eigenen Körpers. Ich liebe sie immer noch, glaube ich. Nein, ich weiß es.«
    »Wegen uns?«, fragte Damon. »Das ist zum Teil auch unsere Schuld, stimmt’s?«
    »Wie meinst du das, mein Lieber? Das habe ich, glaube ich, nicht richtig verstanden«, sagte ich zu Damon.
    »Wir erinnern dich an sie, stimmt’s? Wir erinnern dich jeden Tag an Mom. Wenn du uns morgens siehst, fällt dir jedes
Mal wieder ein, dass sie nicht mehr da ist. Hab ich nicht Recht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Vielleicht steckt ja tatsächlich ein kleines Körnchen Wahrheit darin. Aber ihr erinnert mich auf eine gute Art und Weise an sie. Auf die beste. Glaub mir, es ist alles gut.«
    Sie warteten, bis ich weiterredete, und ließen mich keinen Augenblick lang aus den Augen, als könnte ich ihnen sonst davonlaufen.
    »Unser Leben verändert sich, immer wieder«, sagte ich. »Jetzt gehört Ali mit zu uns. Nana wird langsam älter. Ich habe wieder eine eigene Praxis.«
    »Gefällt dir das?«, wollte Damon wissen. »Psychologe zu sein?«
    »Es gefällt mir. Bis jetzt.«
    » Bis jetzt . Das ist so typisch für dich, Daddy«, meinte Jannie.
    Ich stieß ein schnaubendes Lachen aus, aber ich wollte Jannies Worte nicht dazu missbrauchen, um mir zusätzliche Bewunderung abzuholen. Nicht, dass ich grundsätzlich etwas gegen Bewunderung gehabt hätte, aber alles hat seine Zeit, und darum ging es jetzt nicht. Ich weiß noch, wie es mir gegangen ist, als ich Bill Clintons Autobiografie gelesen habe. Bei den Passagen, in denen es darum geht, wie sehr er seine Frau und seine Tochter verletzt hat, habe ich immer wieder gedacht, dass es ihm dabei nicht nur um das eigentliche Schuldbekenntnis geht, sondern auch um Vergebung und sogar um die tröstende Umarmung seiner Leser. Er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Vielleicht ist sein Bedürfnis, geliebt zu werden, einfach so riesig. Und vielleicht ist das auch die Quelle für sein Mitgefühl und seine Leidenschaft.

    Schließlich aber kam ich zur schwierigsten Stelle überhaupt: Ich erzählte Jannie und Damon, was mit Maria geschehen war. Ich erzählte meinen Kindern die Wahrheit, soweit ich sie kannte. Ich erzählte ihnen auch die wesentlichen Einzelheiten ihres Todes, ihrer Ermordung, und ich sagte ihnen, dass ich es gesehen hatte, dass ich bei ihrem Tod bei ihr gewesen war, dass ich ihren letzten Atemzug, ihre letzten Worte miterlebt hatte.
    Als ich fertig war, als ich nicht mehr sprechen konnte, flüsterte Jannie. »Schau dir den Fluss an, Daddy, schau auf das fließende Wasser. Der Fluss ist Wahrheit.«
    Als die Kinder klein und ohne Maria waren, war das mein Mantra gewesen. Ich bin mit ihnen am Anacostia River oder am Potomac spazieren gegangen und habe sie aufs Wasser schauen lassen und gesagt: »Schau dir den Fluss an… der

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