Blood - Ein Alex-Cross-Roman
bis aufs Blut.
Er kletterte eine Feuerleiter vom Dach des Hauses neben dem Social Club hinab. Auf der Straße angelangt, konnte er aus dem Inneren des Clubs raue Männerstimmen hören. Im Fernsehen lief irgendein Spiel − die Jets gegen Pittsburgh auf ESPN. Vielleicht lag es an dem Spiel, dass an diesem kalten und bedeckten Sonntagabend alle so mit sich selbst beschäftigt waren. Bollinger lässt sich zurückfallen! Bollinger hält sich im Schutz seiner Vorderleute!
Tja, auch er befand sich in einer geschützten Zone, dachte der Schlachter. Die perfekte Abschirmung für sein Spiel, alle Zeit, die er brauchte. Er hasste diese Drecksäcke da drinnen im Club. Schon immer. Sie hatten ihn niemals richtig dazugehören lassen, bis auf den heutigen Tag nicht.
Er legte seine leicht zu zündende Feuerbombe vor eine Holzwand in einer schmalen Seitengasse, die auf die Straße hinausführte. Ein Stück weiter entdeckte er ein paar von Maggiones Soldaten, die den Zugang versperrten. Sie lehnten am Kofferraum eines schwarzen Cadillac Escalade.
Er konnte sie sehen, aber sie konnten ihn in der dunklen Seitengasse nicht erkennen.
Er zog sich noch weiter zurück und versteckte sich hinter einem Abfallcontainer, der nach verfaultem Fisch stank.
Ein Düsenflieger der American Airlines im Landeanflug auf LaGuardia röhrte über ihn hinweg und hinterließ ein Donnergrollen am Himmel. Ein wunderbarer Zeitpunkt für den nächsten Schritt.
Das Dröhnen des Flugzeugs war nichts im Vergleich zu der ohrenbetäubenden Explosion an der Hinterwand des Social Clubs. Anschließend waren die Schreie und Flüche der Männer im Inneren zu hören.
Und Feuer! Mein Gott! Die Flammen gerieten in Windeseile außer Kontrolle.
Die Hintertür flog auf, und zwei Soldaten − Maggiones persönliche Leibwächter − stürmten heraus, den Boss zwischen sich fest im Griff, als wäre er der Präsident der Vereinigten Staaten und sie der Geheimdienst, der ihn in Sicherheit bringen musste. Die Leibwächter bluteten, husteten aufgrund des Rauchs, aber sie hasteten weiter, auf den Lincoln ihres Chefs zu. Mit den Hemdärmeln versuchten sie sich den Rauch aus den Augen zu wischen.
Sullivan trat hinter dem Container hervor und sagte: »He, ihr Arschlöcher! Ihr seid so scheiße!« Er gab vier Schüsse ab. Die Leibwächter fielen auf den Bürgersteig, Seite an Seite, und waren schon tot, bevor sie auf dem Asphalt aufschlugen. Das karierte Sportsakko des einen stand immer noch in Flammen.
Dann rannte er auf John Maggione zu, der Verbrennungen und Schnittwunden im Gesicht hatte. Er hielt ihm den Lauf seiner Pistole an die Wange.
»Ich weiß noch, wie du ein kleiner Junge warst, Junior. Hochnäsig, schon damals ein verzogenes kleines Würstchen. Hat sich nichts geändert, hmm? Steig in den Wagen, oder ich leg dich hier in dieser Seitengasse um. Schieß dir zwischen die Augen, schneide sie raus und stopf sie dir in die Ohren. Steig in das Auto, bevor ich die Beherrschung verliere.«
Das war der Augenblick, in dem er Junior Maggione das Skalpell zeigte.
»Steig ein, bevor ich es benutze.«
100
Sullivan chauffierte den Mafiaboss durch die vertrauten Straßen von Brooklyn − die New Utrecht Avenue, dann die Eighty-sixth Street −, steuerte den Wagen des Don und genoss jede einzelne Minute.
»Für mich wie eine kleine Reise in die Vergangenheit.« Er begleitete die Fahrt mit seinen persönlichen Kommentaren. »Wer sagt denn, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt? Weißt du, wer das gesagt hat, Junior? Hast du überhaupt jemals ein Buch gelesen? Hättest du mal machen sollen. Jetzt ist es zu spät.«
Er fuhr auf den Parkplatz des Dunkin’ Donuts in der Eighty-sixth Street und setzte Maggione in den gemieteten Ford Taurus, der zwar eine Klapperkiste war, aber wenigstens im Verkehr nicht weiter auffallen würde. Dann legte er dem Junior Handschellen an. Enge Polizeihandschellen.
»Was, zum Teufel, soll das denn?« Maggione stöhnte, als die Handschellen sich in seine Handgelenke fraßen.
Sullivan war sich nicht sicher, was genau Junior damit gemeint hatte − der Wagenwechsel, die Feuerbombe, die kommende halbe Stunde? Was denn nun?
»Du wolltest mich doch kriegen, weißt du noch? Du hast mit der ganzen Sache angefangen. Jetzt verrat ich dir was: Ich bin hier, um es zu Ende zu bringen. Das hätte ich schon machen sollen, als wir beide noch Kinder waren.«
Der Don bekam einen roten Kopf und sah aus, als würde er jeden Augenblick einen schweren
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