Blood Empire - Magierblut
murmelte der Driver.
"Sie kennen mich nicht und haben mich nie gesehen!"
"Nie."
"Bye!"
Arquanteur schlug die Tür zu, überquerte die Straße. Im Foyer des Ambassador blieb er plötzlich stehen. Ein fast schmerzhafter mentaler Impuls machte sich bemerkbar. Eine Empfindung, die nur für einen Sekundenbruchteil anhielt. Die Intuition des Magiers meldete sich. Hier ist etwas geschehen, dachte er. Und zwar ganz in der Nähe... Unruhe erfasste ihn, sein Puls beschleunigte sich.
Das vegetative Nervensystem des Magiers reagierte manchmal sensibler auf mentale Schwingen, als sein Verstand dazu trotz intensiven Trainings in der Lage war.
Das Unbehagen verstärkte sich noch, während er mit dem Lift hinauf in die dritte Etage fuhr, wo sich die Suite befand, die er zusammen mit Celeste bewohnte.
Celeste, mein geliebte Celeste!, durchzuckte es ihn. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Irgendetwas war mit ihr. Dessen war er sich jetzt sicher. Und vielleicht lag darin auch der Grund für das mentale Beben, dass er gespürt hatte. Celeste, nein! Ihr durfte nichts geschehen. Er verwünschte sich in diesem Augenblick dafür, ihrem Drängen nachgegeben und sie mit sich nach New York genommen zu haben.
Augenblicke später trat er aus der Liftkabine.
Dunkle Ahnungen begannen ihn zu quälen.
Es war ein Fehler, dich allein zu lassen, Celeste!, durchzuckte es ihn reuevoll. Andererseits hatte er nicht gewollt, dass sie Zeuge der Folter wurde, der er Gabriel unterzogen hatte. John Asturias Arquanteur war ein Kämpfer für die schwachen Mächte des Guten. Und wenn Celeste ihn derart unerbittlich und hart erlebt hätte, wäre ihr von einer Art Heiligenschein umflortes Bild von ihm mit Sicherheit beschädigt worden. Natürlich hätte Arquanteur versuchen können, ihre Erinnerungen zu manipulieren. Aber er wusste aus Erfahrung, dass das Unterdrücken traumatischer, schockartiger Erfahrungen selbst für einen so versierten Suggestor sehr schwierig sein konnte.
Arquanteur erreichte die Suite.
Die Tür war offen.
Schon das ließ in dem Magier sämtliche Alarmsirenen schrillen. Arquanteur bewegte sich ein paar Schritte in die weiträumige Suite hinein.
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Arquanteur spürte etwas. Die Anwesenheit von jemandem. "Natamsal ketorunom seton", flüsterte er, wobei seine Nasenflügel wie bei einem Tier bebten, das Witterung aufgenommen hatte.
Ein unterdrückter Schrei kam aus dem Schlafzimmer der Suite. Arquanteur packte das kalte Entsetzen.
Er stieß die nur einen Spalt offen stehende Tür zur Seite. Dann sah er sie.
Celeste!
Sie war an einen Stuhl gefesselt und geknebelt, trug nichts weiter als ihr hauchdünnes Nachthemd. Der Ausschnitt war ziemlich tief und ließ den Blick auf den Brustansatz frei. Aber da war noch etwas anderes.
"Nein!", brüllte Arquanteur voller Verzweiflung, als er sah, worum es sich handelte.
Das Bissmal eines Vampirs prangte unübersehbar an ihrem Hals!
Nein, das darf nicht sein!, durchzuckte es ihn. Er dachte an Catherine. An das, was er mit ihr getan hatte. Hatte tun müssen. Einen Augenblick lang war er wie gelähmt. Und dann hörte Arquanteur die Geräusche im Bad. Jemand wusch sich am Waschbecken die Hände! Jedenfalls klang es so.
Arquanteur schluckte.
Eine Mischung aus purem Entsetzen und namenloser Wut bemächtigte sich seiner.
Die Tür zum Bad öffnete sich.
Ein hoch gewachsener Schwarzer trat hervor. Er war vollkommen kahl. Unter seinem knielangen Ledermantel trug er ein Futteral, in dem eine großkalibrige 45er Automatik mit Schalldämpfer steckte. Außerdem trug er ein Messer am Gürtel. Sein linker Ärmel war hochgeschoben. Deutlich sichtbar war dort eine frische Wunde, die aussah, als ob sie mit dem Messer geritzt worden war. In der Rechten trug er ein Glas. Es war halb gefüllt mit einer dunkelroten Flüssigkeit. Blut!, durchzuckte es Arquanteur.
Der Schwarze grinste, entblößte dabei seine Vampirzähne. Arquanteur hatte ihn im ersten Moment wieder erkannt.
"Pierre Latraque!", flüsterte er.
"Schön, dass du mich noch kennst, du sterbliche weiße Ratte!", knurrte Latraque.
Arquanteur hatte auf Haiti mit dem Vampirgeschlecht gründlich aufgeräumt. So gründlich, wie es ihm möglich gewesen war. Aber natürlich gab es welche, die entkommen waren. Latraque war einer der wenigen. Einst ein hohes Tier in der Vampir-Organisation Port-au-Prince, deren Existenz Arquanteur nahezu ausgelöscht hatte. Jetzt war Latraque nur noch ein von Rache
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