Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
Kreuzung folgten, konnten ihren Schrei nicht hören.
Tensold drückte ihr seine Hand auf den Mund.
Ihr Schrei erstarb.
Die Augen der jungen Frau weiteten sich vor Entsetzen, als sie sah, wie die Vampirzähne ihres Gegenübers sichtbar wurden. Einen Sekundenbruchteil später bohrten sich die Zähne in ihren Hals, zerfetzten die Membran ihrer Schlagader. Das Blut spritzte auf.
Und Mike Tensold begann zu trinken.
Er gab sich ganz diesem unvergleichlichen Genuss hin.
Begierig schlürfte er den kostbaren Lebenssaft in sich hinein. Immer wieder biss er neu zu. Der Hals der jungen Frau war eine einzige Wunde. Als Mike Tensold mit ihr fertig war, ließ er den schlaffen, leblosen Körper zu Boden sinken. Das Blut troff ihm von den Lippen, hatte teilweise seine Kleidung besudelt.
Sein schrecklicher Durst war gestillt.
Zunächst jedenfalls.
Er wandte sich von der Leiche ab, blickte die Häuserzeile entlang. In einiger Entfernung stand ein Mann in den Fünfzigern. Er war gedrungen und etwas übergewichtig. Bei Fuß führte er eine riesige Dogge.
"Was tun Sie da...?", stammelte der Passant fassungslos.
Tensold schnellte ihm entgegen.
Mit einer Armbewegung wischte er sich das Blut von den Lippen.
Der Passant ließ seine Dogge los.
Das Tier sprang auf Tensold zu. Der Vampir fing es mit einem mörderischen Schlag ab. Der Körper der Dogge wurde gegen die nächste Hauswand geschleudert. Mit einer Blutspur rutschte die Dogge zu Boden und blieb regungslos liegen.
Der Passant taumelte zurück. Das Grauen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dann begann er zu laufen. Tensold holte ihn rasch ein. Ein einziger Schlag genügte, um dem Mittfünfziger das Genick zu brechen.
*
Chase Blood ließ sich vom Lift in die oberen Stockwerke des Empire State Buildings tragen. Dorthin, wo Franz, Fürst von Radvanyi, der Herr der New Yorker Vampire, seine Residenz hatte und sein geheimes Imperium regierte.
Im Vorzimmer wurde Chase gleich weitergeleitet.
Der Fürst erwartete die Nummer zwei unter den Vampiren New Yorks offenbar sehr dringend.
Augenblicke später betrat Chase das Büro.
Der Fürst war über dreihundert Jahre alt und stets wie ein Adeliger des 17.Jahrhunderts gekleidet. Das Haar fiel ihm lang über die Schultern. Unter dem brokatbesetzten Gehrock war ein weißes Rüschenhemd zu sehen. Dazu trug er eine Kniebundhose. Sein Gesicht wirkte totenbleich, die Haut fast wie Pergament. Dieser Eindruck entstand vor allem durch den starken Gebrauch von Puder.
Er saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem zierlichen antiken Rokoko-Diwan. Davor befanden sich ein kleiner runder Tisch und ein paar Sessel, bei denen es sich offenbar auch um Antiquitäten handelte. Diese Möbelstücke bildeten einen eigenartigen Kontrast zu dem modernen Computer-Equipment, über das der Fürst sein Imperium regierte.
In einem der Sessel hatte eine attraktive, gut gekleidete Frau Platz genommen. Ihr dunkles Kleid wirkte elegant und zeichnete perfekt die Linien ihres Körpers nach. Das Gesicht war feingeschnitten, die Augen wach und intelligent.
Chase verzog unwillkürlich das Gesicht.
Petra Brunstein! Die Vampirin gehörte zu den zahlreichen Beratern des Fürsten. Und sie war Chase'
persönliche Feindin. Nur zu gerne hätte sie Chase'
Position in der Hierarchie der New Yorker Vampire eingenommen.
Um ihre Mundwinkel spielte ein verächtlicher Zug, als sie den Kopf in Chase' Richtung wandte.
"Ich habe dich schon erwartet", sagte jetzt der Fürst. Er wandte sich an Petra. "Wenn du uns bitte jetzt allein lassen würdest..."
"Ja, Herr", erwiderte sie und erhob sich. Als sie Chase erreichte, blieb sie kurz stehen. Ihre dunklen Augen musterten ihn. "Es hätte eine so schöne Nacht werden können, aber dein Anblick sorgt bei mir immer dafür, dass mir übel wird!"
Chase lächelte dünn.
"Das Phänomen kenne ich..."
Petra rümpfte die Nase. "Was ist das für ein apartes After Shave, das du heute benutzt hast? Das Altöl deiner Harley?"
"Ich dachte, damit treffe ich deinen Geschmack, Petra!"
"So long, du Ahnungsloser. Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen, dass wir uns demnächst wieder über den Weg laufen."
"Ich fürchte, da hast du Recht!"
Chase sah ihr nach, bis sie den Raum verließ. "Diese Kratzbürste wird sich wohl nie ändern!", murmelte er dann vor sich hin.
Der Fürst deutete indessen auf die Sessel der kleinen Sitzgruppe. "Setz dich, Chase. Es gibt ein Problem, dass ich dringend mit dir besprechen muss."
"Ja, Herr!"
Chase
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