Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
Dienst suspendiert wurde, weil niemand ihm glauben wollte, in welch schrecklicher Gefahr wir uns alle befinden! Und Madeleine Malloy, seine Tochter. Beide ermordet von Dienern des Imperiums der Finsternis... Malloy kämpfte allein, aber du wirst Verbündete haben, Mo! Du wirst nicht allein sein in deinem Feldzug gegen das Natterngezücht der Finsternis!"
"Du wirst mir helfen, Gabriel?"
Der Mann mit dem leuchtenden Engelsgesicht schüttelte den Kopf. "Nein, das ist nicht möglich..."
"Aber..."
Gabriel hob die Hand und Moses Jordan verstummte.
Noch immer hielt er die Hände gefaltet. Ein Moment der Offenbarung!, ging es ihm durch den Kopf.
Ein Augenblick, wie ein berühmterer Namensvetter ihn vor einem brennenden Dornbusch Jahrtausende zuvor erlebt hatte. Jordans Puls schlug ihm bis zum Hals.
Jede Faser seines Körpers war angespannt und wie elektrisiert.
"Ich werde dir zeigen, wie du diese Verbündeten im Kampf gegen die Vampire beschwören kannst, Mo!", kündigte Gabriel an. "Du wirst viel Kraft dazu brauchen... Es ist nicht ganz ungefährlich. Bist du dennoch dazu bereit!"
"Ich bin bereit!", flüsterte Jordan.
"Der Zeitpunkt ist günstig. Wir müssen uns beeilen..."
Eine Bewegung in der Finsternis zwischen den hoch aufragenden Bäumen lenkte Jordan einen Augenblick lang ab.
Da ist etwas!, durchzuckte es ihn.
Er verengte die Augen, ließ suchend den Blick schweifen.
Und dann entdeckte er >es>. Es war beinahe unsichtbar. Nur wenn man genau hinsah, sah man ein über zwei Meter fünfzig großes Monstrum. Es wirkte mit seinen lederhäutigen Flügeln wie die Parodie eines Engels.
Gabriel bemerkte die Verwirrung des Predigers sofort.
Ein ärgerlicher Zug erschien in seinem makellosen, glatten Gesicht.
"Ptygia!", stieß er hervor. "Verschwinde! Du siehst doch, wie sehr du dieses brave Kind Gottes verwirrst..."
Jordan stand mit offenem Mund da, starrte das lederhäutige Monstrum an. Ohne Zweifel war dieses Wesen weiblich. Aber es wies auch tierhafte Merkmale auf.
Blitzende Raubtierzähne wurden sichtbar. Dann schien Ptygia zu verblassen, war kaum noch sichtbar und verschmolz mehr und mehr mit dem Schatten.
"Was war das?"
"Ptygia gehört zu mir."
"Ah..." Wahrscheinlich hatte sich der Prediger die Geschöpfe des Himmels anders vorgestellt.
Gabriel legte Moses Jordan einen Arm um die Schulter.
Eine besitzergreifende Geste.
"Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren... Ich muss diesen Ort verlassen!"
Jordan hob die Augenbrauen.
"Warum?"
"Das kann ich dir jetzt nicht erklären, Mo. Und es hat für dich keine Bedeutung."
"Aber..."
"Vertraust du mir, Mo?"
"Der HERR hat dich gesandt."
"So ist es."
"Warum sollte ich dir also nicht trauen?"
"Du musst mir bedingungslos folgen. In allem, was ich dir sage!"
Jordan schluckte ergriffen. "Ja, das werde ich!", versprach er und dachte: Wahrhaftig! Eine Offenbarung!
Was sonst konnte dies alles zu bedeuten haben?
Seine Stimme bekam einen belegten Klang. Er wirkte zutiefst ergriffen.
"Ich bin auserwählt, nicht wahr? Ich habe es immer schon gespürt."
Gabriel nickte.
Wie es scheint, wird es ihm wohl sogar noch Spaß machen, seine schwache, sterbliche Lebenskraft zu vergeuden!, ging es dem Mann in Weiß zynisch durch den Kopf.
"Ich werde dich jetzt in das Geheimnis eines sehr mächtigen Rituals einweihen..."
*
Moses Jordan breitete die Arme aus.
Er war jetzt allein auf dem Friedhof.
Sowohl der engelhafte Gabriel, als auch seine monströse Begleiterin hatten sich davongemacht.
Jordan hoffte, dass er alles richtig machte. Er spürte eine unsichtbare, schwere Last auf seinen Schultern. Ich bin der Auserwählte!, ging ihm durch den Kopf. Auserwählt durch einen leibhaftigen Boten Gottes!
Wer konnte das schon von sich sagen?
Und jener Weg des Kampfes gegen die Vampire, den Gabriel ihm vorgeschlagen hatte, war mit Sicherheit erfolgreicher, als die Vampirjagd mit Holzpflock und Armbrust, die so manch einsamer Vampirjäger betrieb.
So wie Robert Malloy, der jetzt einige Fuß unter einem Beet mit frisch gepflanzten Blumen seine letzte Ruhe gefunden hatte.
Moses Jordan atmete tief durch. Seine Lippen murmelten Worte in einer unbekannten, uralten Sprache.
Wie in Trance wiederholte er immer wieder dieselbe Folge von Silben, deren genauen Sinn ihm heute niemand mehr hätte übersetzen können.
Vielleicht mit Ausnahme von Gabriel.
Gabriel hatte mit einem Stück Holzkohle magische Zeichen auf einige der Gräber gezeichnet, bevor er sich davongemacht
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