Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
die Hände zu Fäusten zusammen.
Dann öffnete er die Augen.
Sein engelhaftes Gesicht bekam jetzt einen düsteren Zug.
Der Blick streifte die magischen Zeichen entlang, mit denen die Wände des Gewölbes bedeckt waren.
"Was ist los, Gabriel?", fragte das tierhafte, über 2,20m große Monstrum, bei dem man sich nur wundern konnte, dass es trotz seiner gewaltigen, mit einer Art Raubtiergebiss bestückten Kiefern, überhaupt ein verständliches Wort herausbringen konnte.
"Es gibt Ärger, meine teuerste Ptygia!", murmelte Gabriel düster.
"Sorry, ich wollte dich nicht in deiner Konzentration stören, Gabriel!", meinte Ptygia, Gabriels dämonische Gefährtin und Verbündete. "Aber es ist hier unten so verdammt ungemütlich..."
Gabriels Haltung entspannte sich etwas.
"Es ist nicht weiter schlimm", murmelte er.
"Aber..."
"Ich hatte das Ritual bereits abgebrochen, Ptygia."
"Dann habe ich nichts verdorben?"
"Nein." Gabriel blickte ins Nichts. Mit den Gedanken schien er für einige Augenblicke meilenweit entfernt zu sein.
"Du sprachst von Ärger!", sagte Ptygia. "Mit wem?"
"Mit Chase Blood."
"Diesem süßen Vampir?"
"Ja, dieser verfluchte Rattenjäger hat versagt! Er hat es nicht geschafft, Chase zu töten..." Ein grimmiger Unterton mischte sich in Gabriels Worte hinein.
"Du weißt, dass ich von Anfang an dagegen war! Wenn einer diesen süßen Vampir schon umbringen soll, dann möchte ich das selbst sein!"
"Du wirst ja jetzt sicherlich noch Gelegenheit dazu bekommen!"
Ein Ruck ging durch Gabriels Körper. Irgendetwas Ungewöhnliches war mit Ron Dales geschehen, diesem fanatischen Rattenjäger, der in den Tiefen der Abwasserkanäle und Subwaytunnel nach dem Rattengott suchte. Gabriel konnte es förmlich spüren, auch wenn ihm noch nicht so recht klar war, was genau sich ereignet hatte.
Wäre Ron Dales einfach nur getötet worden, dann wäre die mentale Verbindung zu ihm abgebrochen.
Aber Gabriel spürte sehr deutlich, dass Ron noch existierte.
Dann begriff der gefallene Engel endlich.
"Chase hat diesen Ron Dales konvertiert!", murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Ptygia, von der er ohnehin nicht annahm, dass sie alles begriff, was er sagt. Ja, genau so muss es gewesen sein.
"Sag mal müssen wir eigentlich noch oft in diese stinkenden Gewölbe?", maulte Ptygia.
"Ich dachte, du wolltest auch die Macht!", erwiderte Gabriel eisig.
"Ja, schon, aber..."
"Also hab dich nicht so!"
Ptygia vollführte eine rasche Bewegung. Auf den ersten Blick traute man ihr gar nicht zu, derart schnell zu reagieren. Die Lederschwingen an ihrem Rücken hielten ihr Gleichgewicht. Einer ihrer gewaltigen Füße schnellte empor und klatschte dann wieder auf den Boden. Als Ptygia nun einen Schritt zur Seite trat, sah man einen blutigen Flecken auf dem feuchten Boden.
Eine zerquetschte Ratte.
"Lass das, verdammt noch mal!", herrschte Gabriel sie an.
"Es reicht, wenn dieser Möchtegern-Irokesenkrieger unsere Verbündeten fortwährend dezimiert!"
Ptygia nahm die zerquetschte Ratte am Schwanz, wirbelte sie durch die Luft und fing sie mit dem Maul auf.
Mit einem schmatzenden Laut schlang sie den Kadaver herunter.
"Es gibt doch nun wirklich genug von ihnen!", meinte sie.
*
Ron Dales schrie. Chase hatte unterdessen in einem der ultramodernen Schalensessel Platz genommen und sah zu, wie Ron sich am Boden wälzte. Die Konvertierung zum Vampir war nun mal häufig mit Schmerzen verbunden. Alles was sterblich war, musste zunächst abgetötet werden.
Chase wartete geduldig ab.
Die geladene Schrotpistole lag griffbereit auf seinen Knien, das Hiebmesser hielt er in der Rechten. Er spielte etwas damit herum.
Sobald die Konvertierung abgeschlossen war, konnte es gefährlich werden.
Aber Chase war zuversichtlich.
Mit Hilfe von Psi-Kräften oder magischen Beeinflussungen war es nicht allzu schwer, einen Sterblichen zu einer willenlosen Marionette zu machen. Wer allerdings dasselbe mit einem Vampir versuchte, musste schon erheblich größere Energien besitzen.
Die Schreie verstummten.
Ron blickte auf. Zögernd erhob er sich, blickte auf seine Hände und drehte sie nach allen Seiten. Mit ungläubigem Staunen betastete er seinen Hals und seinen Nacken. Dann starrte er auf Chase' Handgelenk. Die Wunde, aus der das Vampirblut getropft war, dem Ron seine neue Existenz verdankte, hatte sich längst geschlossen.
"Konzentriere dich auf deinen Hals, dann heilen die Verletzungen!", sagte Chase.
"Was ist passiert?", fragte Ron.
"Du bist ein
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