Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
Gabriel den Rattengott für seine Zwecke einzuspannen versuchte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich ihm einen Strich durch die Rechnung mache!, ging es Chase durch den Kopf.
*
Chase nahm Ron hinten auf seiner Harley mit.
"Hast du 'ne genauere Vorstellung davon, wo's jetzt eigentlich hingeht, Chase?"
"Um diese Zeit sind noch mehr als genug Nachtschwärmer im Big Apple unterwegs, die man anbeißen könnte, Ron!"
"Klingt unappetitlich!"
"Du kommst schon auf den Geschmack. Und die Clubs, in die wir jetzt gehen, sind so schräg, dass dort nicht mal deine dämliche Frisur etwas Besonderes ist!"
"Aber gefärbte schwarze Haare sind cool, ja?"
"Scheiß drauf, was cool ist! Mir gefällt's eben!"
"Auch 'ne Einstellung."
Chase fuhr mit seinem neuen Verbündeten in den Südosten Manhattans, nach Alphabet City, wo es jede Menge angesagte Läden gab. Sie sahen sich mal hier und mal dort um und blieben schließlich im GRAVEYARD hängen. Die Besucher waren zum Teil ziemlich schrill kostümiert. Ron Dales wirkte mit seinem Irokesenschnitt dagegen schon fast bürgerlich.
Chase zeigte ihm an einer stark gepiercten Dunkelhaarigen, wie man zubiss ohne zu töten. Das wollte Ron ja schließlich nicht. Die Dunkelhaarige schien von dem Biss kaum etwas zu merken. Die Endorphinausschüttung sorgte dafür, die im Augenblick des Vampirbisses über die Körper der Sterblichen hereinzubrechen pflegte. Ron Dales beobachtete die beiden in einer Ecke des GRAVEYARD. Die Dunkelhaarige machte ein ziemlich seeliges Gesicht.
"Ich hoffe nur, du hast dir keine Schwermetallvergiftung geholt!", grinste Ron später.
"Wenn du das eher klassische Outfit bevorzugst, ist nichts dagegen einzuwenden, wenn du deinen Durst in einem Altenheim stillst!"
"Sehr witzig!"
Eine halbe Stunde später waren sie wieder im Freien. Die Ohren klingelten ihnen noch von dem Schrillen der Heavy Metal-Gitarren. Ron Dales grinste zufrieden. Im Neonlicht der Reklameschilder sah es aus, als ob er Zahnfleischbluten hätte. In Wahrheit handelte es sich um die Reste seines
'Drinks', den er einer üppigen Brünetten aus dem Hals gesaugt hatte.
Rons Gesichtsfarbe hatte sich wieder normalisiert.
"Ich fühle mich stärker als je zuvor!", meinte er.
"Kann ich gut nachempfinden, Ron."
"Ich könnte Bäume ausreißen!"
"Probier's doch! Nur solltest du das nicht bei Tag machen, das bekommt unsereins schlecht!"
"Claro! Daran werde ich denken!"
"Jetzt erzähl mir was über den Rattengott, Ron. Alles, was du weißt."
"Das ist leider nicht so viel, wie du vielleicht annimmst."
"Ach, nein?"
"Es gibt jede Menge Legenden und Geschichten, die sich widersprechen. Die Mole People sprechen darüber, manche Gruppen sollen ihm sogar Opfer darbringen."
"Schon pervers, würde ich sagen."
"Sie haben Angst. Angst davor, dass ihnen dasselbe passiert wie meiner Gina und unserem Kind, für das wir noch nicht einmal einen Namen überlegt hatten..." Seine Stimme bekam wieder einen düsteren Klang. Die Augen zogen sich zusammen und bildeten eine Art Schlangenlinie. "Es hat lange gedauert, bis es mir gelang, ein paar spärliche Informationen zusammenzutragen. Ich fand beispielsweise eine Internetseite, auf der Berichte über übernatürliche Erscheinungen gesammelt und ins Netz gestellt werden. Darunter auch welche, die sich mit dem Rattengott in Verbindung bringen lassen."
"Handelt es sich wirklich um eine Art Psi-begabte Riesenratte?"
"Ich weiß es nicht. Es wäre möglich. Nur eins scheint festzustehen: Der Rattengott existiert schon weitaus länger, als das Tunnelsystem unter der City von Manhattan! Als man vor etwa hundert Jahren mit der Untertunnelung der Stadt begann, fand man Ausläufer eines bereits existierenden Tunnelsystems, das dem von Maulwürfen ähnelte und sehr weit in die Tiefe ging. Außerdem gab es eine Rattenplage..."
"Was ist das Ziel dieses Wesens. Will es Macht?"
"Ich glaube nicht, dass es intelligent ist. Eher Instinkt geleitet. Es folgt einem unbarmherzigen Tötungsinstinkt. Es gibt Legenden, nach denen sich der Rattengott von den Seelen seiner Opfer ernährt. Die Körper für die Ratten, die Seelen für ihren Herrn, so heißt es."
"Hast du was darüber gehört, was passiert, wenn diese Ratten das Blut eines Vampirs trinken?"
"Ich hoffe nicht, dass sie dieselben Eigenschaften bekommen!"
"In etwa. Und genau das ist passiert. Der Rattengott wollte offenbar ein paar robustere Diener, anders ist das nicht erklärbar."
"Und du meinst..."
"Deshalb musste mein
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