Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Titel: Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
sah sich selbst in einer dunklen Gasse stehen, nur beleuchtet von fahlem Mondlicht.
    Die Schattenrisse der Häuser, die an dieser Straße lagen, wirkten irgendwie eigenartig verzerrt.
    Eine nur als dunkle Silhouette sichtbare Gestalt ging gemessenen Schrittes auf ihn zu. Radvanyi hörte diese Gestalt höhnisch lachen. Etwas hielt der Düstere in seiner linken Hand. Radvanyi spürte Angst in sich aufkeimen. Der in Jahrhunderten geschulte Sinn für Gefahr meldete sich. Panik erfasste den Herrn der New Yorker Vampire. Und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Selbst die Erkenntnis, dass dies ein Traum war half ihm nicht gegen die Übermacht seiner Empfindungen.
    Der Düstere näherte sich. Das Mondlicht beleuchtete jetzt den lang gestreckten Gegenstand in seiner Linken.
    Einen Säbel.
    Der Unbekannte näherte sich weiter, hob den Säbel zum Schlag.
    Radvanyi stand wie angewurzelt da. Er war nicht in der Lage, auch nur die geringste Bewegung auszuführen. Der Fürst versuchte zu sprechen und sein Gegenüber unter seinen Gehorsam zu zwingen. Es war kaum ein Wesen denkbar, das über eine größere mentale Stärke verfügte als ein über 300jähriger Vampir. Radvanyi öffnete die Lippen, aber nicht einziger Laut war zu hören. Seine Stimmbänder gehorchten ihm einfach nicht.
    Ein schreckliches Gefühl der Agonie übermannte ihn. Radvanyi konnte sich nicht erinnern, in den letzten Jahrhunderten ein ähnliches Gefühl der Machtlosigkeit und des Ausgeliefertseins empfunden zu haben.
    Hast du nicht gedacht, dass diese Art von Angst den Sterblichen vorbehalten ist?, meldete sich ein leicht zynischer Kommentator in seinem Kopf.
    Offenbar war das ein Irrtum gewesen.
    Ohnmächtig sah der Fürst die Klinge auf sich zukommen. Sie fuhr ihm einige Zentimeter tief in die Schulter. Blut spritzte und ein höllischer Schmerz durchzuckte Radvanyi.
    Der Unbekannte kicherte, zog die Klinge aus dem Körper des Fürsten heraus. Offenbar wollte er mit Radvanyi spielen wie eine Katze mit ihrer Beute.
    Er holte erneut aus, säbelte Radvanyi mit einem Schlag den halben Arm weg.
    Der Fürst war nicht einmal zu einem Schrei in der Lage.
    Sein Bewusstsein war in einem völlig gelähmten zur Salzsäule erstarrten Körper gefangen.
    Er versuchte, das Gesicht seines Gegenübers zu erkennen.
    Aber es gelang ihm nicht, obwohl er normalerweise keinerlei Schwierigkeiten hatte, in der Dunkelheit zu sehen.
    Der Unbekannte stach diesmal zu, stieß seine Waffe dem Fürst in die Brust. Radvanyi spürte, wie das Metall zwischen seinen Rippen hindurch glitt, hinein in sein seit dreihundert Jahren totes Fleisch.
    Wieder erfasste eine Welle des Schmerzes den Fürst.
    Vor seinen Augen war es einige Augenblicke lang nur rot.
    So bemerkte er im ersten Moment den Fremden nicht, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und ins Mondlicht hinein trat.
    Es war der junge Mann im Lederoutfit, der ihm zuvor erschienen war.
    Er hielt eine Schrotpistole in der Hand, hob den Lauf, richtete ihn auf den Kopf des unbekannten Peinigers mit dem Säbel und drückte ab.
    Radvanyi schreckte aus seiner Vision hoch.
    Wie weggeblasen war die Tagesagonie, die ihn normalerweise um diese Zeit längst erfasst hatte.
    Seine dürren Hände glitten über den kostbar verzierten Bezug des Rokoko-Diwans. Ja, es war nur ein Traum!, meldete sich eine Stimme in ihm. Ein Traum - aber kein gewöhnlicher.
    Radvanyi erhob sich.
    Die Nachricht, auf die er gewartet hatte, war längst eingetroffen. Aber für Franz Fürst von Radvanyi war es im Moment kaum noch von Interesse, ob ein paar unbotmäßige Leute in der Stadtverwaltung seine Immobiliengeschäfte zu vereiteln versuchten. Noch immer stand er unter dem Eindruck der kurzen Vision, die er gehabt hatte.
    Du wirst der Bedeutung auf den Grund gehen müssen!, ging es ihm durch den Kopf.
    Radvanyi zog das Papier aus dem Fernschreiber heraus, überflog flüchtig die Zeilen. Es sah danach aus, dass es Ärger geben würde. Aber für Radvanyi hatte das im Moment keinerlei Bedeutung.
    *
    "Ich spüre genau, dass diese Traumvision eine ganz spezielle Bedeutung hat!", sagte Radvanyi, als er in der nächsten Nacht Basil Dukakis gegenübersaß, einem Vampir, der das Pech gehabt hatte, erst im Alter von über 80 zum ewigen, untoten Leben erweckt worden zu sein. Der greisenhaft wirkende Dukakis saß in einem der zierlichen Rokoko-Sessel, die in Radvanyis Büro standen und blätterte gerade in einer gut erhaltenen Ausgabe von Simón de Cartagenas

Weitere Kostenlose Bücher