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Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Titel: Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wird es schon stimmen."
    Leroque deutete mit weit ausholender Geste auf Petras Gemälde.
    "Der Sonnenaufgang zählte, soweit ich mich erinnere, früher nicht zu deinen bevorzugten Motiven", stellte der Graf fest.
    "Nein, das ist erst so, seit ich ihn nicht mehr erlebe."
    "Alors, je comprends très bien."
    "Wahrscheinlich vergisst man diese Dinge im Laufe der Jahrhunderte."
    "Ganz sicher." Der Graf machte eine Pause, trat von hinten an Petra heran, strich ihr über den Nacken und erinnerte sich mit etwas Wehmut an die Zeiten, da er noch ihr Blut genossen hatte. "Du solltest mehr trinken, cherie. Dein Teint verrät, dass du in letzter Zeit deinen toten Körper mehr als vernachlässigt hast." Der Graf entblößte kurz seine Vampirzähne. "Unsereins muss darauf achten, nicht das Leben eines Einsiedlers zu beginnen, sondern regelmäßig unter Leute zu gehen."
    "Ich habe die Zeit vergessen."
    "Lass nicht zu, dass die Kunst dich aussaugt, ohne dass du selbst ab und zu auch mal an der Reihe bist, mon amour. Heute Abend ist übrigens eine günstige Gelegenheit. Im Sartory-Hotel an der Eighth Avenue findet ein Kostümball im Stil des venezianischen Karnevals statt. Trés exqusit, kann ich dir sagen. Und etwa neunzig Prozent der geladenen Gäste sind appetitliche Sterbliche, an denen man seinen Blutdurst stillen kann."
    "Ich weiß nicht..."
    "Sonnenuntergänge kannst du noch eine Ewigkeit lang malen."
    Sie lächelte.
    "Sterbliche aussaugen auch!", gab sie zu bedenken.
    "Touché, mon amour. Vorausgesetzt, du bist nicht vorher verdurstet."
    "Keine Sorge!"
    "Aber ich möchte nicht nur aus Besorgnis um deine Gesundheit, dass du mich auf dieses Fest begleitest. Es gibt jemanden, der sehr mächtig ist, und der sich für dich interessiert."
    "Für mich?"
    Petra ließ den Pinsel und die Palette sinken, legte sie schließlich auf einem nahe gelegenen Tisch ab und wischte an dem abgelegten Hemd entlang, dass sie über ihre Sachen gezogen hatte. "Kenne ich diesen wichtigen Typ?"
    "Sprich so niemals in seiner Gegenwart, Petra. Nicht so respektlos!" Leroques Blick war plötzlich von einem eigenartigen Ernst geprägt, der Petra leicht verwirrte. In etwas gedämpfterem Tonfall fuhr der Graf schließlich fort:
    "Nein, du kennst ihn nicht, Petra. Niemand kennt ihn. Er regiert diese Stadt aus dem Verborgenen heraus."
    "Ein Vampir."
    "Der Herr aller Vampire New Yorks. Ich habe ihm von dir erzählt. Und er möchte dich kennenlernen."
    Petra zuckte die Achseln.
    "Warum nicht?"
    *
    Der Ballsaal des Sartory-Hotels in der Eighth Avenue war im Stil des venezianischen Rokoko dekoriert. Dasselbe galt auch für die Kostüme der Gäste. Es herrschte Kostümzwang, sodass eine exotische Kulisse entstand. Überall sah man Frauen in weiten Reifröcken und geschnürten Miedern. Dazu wurden aufwendig toupierte Perücken getragen. Die Männer waren in Kniebundhosen und Gehröcken gekleidet. Auch sie trugen zumeist gepuderte Perücken. Nur wenige, deren Haarpracht dazu lang genug war, hatten es einfach zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst.
    Mehrere Broadway-Theater mussten ihren kompletten Kostümfundus für diese exklusive Feier ausgeliehen haben.
    Vielen der Gäste war die Teilnahme an diesem ganz besonderen Ball allerdings so viel wert gewesen, dass sie sich ihr Kostüm hatten maßschneidern lassen.
    Hier und da waren Masken im Stil des venezianischen Karnevals zu sehen. Das ebenfalls kostümierte Kammerorchester spielte ein Menuett.
    Von ein paar Armbanduhren und einigen etwas zu modernen Brillen einmal abgesehen, hätte man tatsächlich glauben können, sich im Venedig des 18. Jahrhunderts zu befinden.
    "Na, habe ich dir zuviel versprochen?", fragte Comte Jean-Aristide Leroque seine dunkelhaarige Begleiterin im tief ausgeschnittenen Rokoko-Kleid.
    Petra lächelte.
    "Nein, es war eine gute Idee, hier her zu kommen."
    "Wenn du zwischendurch ein paar appetitliche Venen siehst -
    nur zu! Sei völlig ungeniert!"
    "Oh, keine Sorge!"
    "Dann bin ich ja beruhigt."
    Die Reihe der wichtigen Persönlichkeiten, die Petra vorgestellt wurden, war lang, und es war unmöglich, sich alle Namen zu merken. Offizielle Würdenträger der Stadt waren ebenso darunter wie Wirtschaftsmagnaten und Leute, die im Verdacht standen, mit der Unterwelt in Kontakt zu stehen.
    Hin und wieder mischten sich auch ein paar Stars und Sternchen dazwischen.
    "Darf ich vorstellen, mon amour? Le Fürst de Radvanyi!", stellte Leroque dann irgendwann einen blassgesichtigen Mann mit langem, bis auf die

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