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Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)

Titel: Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schultern herabfallenden silberdurchwirkten Haar vor. Sein schlichter dunkelroter Gehrock fiel gegenüber den Kostümen der anderen Gäste beinahe ein bisschen ab. Aber er bewegte sich in der Kleidung des 18.
    Jahrhunderts mit einer Selbstverständlichkeit, die nur jemand an den Tag legen konnte, der an das Tragen dieser Sachen gewöhnt war.
    Fürst von Radvanyi betrachtete Petra einige Augenblicke lang. Eine Aura der Macht umgab diesen Mann. Petra konnte sie deutlich spüren. Radvanyis Blick schien sie regelrecht zu durchbohren.
    "Comte Leroque hat mir schon einiges über dich erzählt, Petra...", sagte er dann mit sonorer Stimme.
    "Wie soll ich Sie anreden? Mit 'Durchlaucht'...?"
    "Sag einfach 'Herr' zu mir, Petra!" Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Fürsten. "Das trifft es am genauesten!"
    Sie nickte nur, konnte kein weiteres Wort herausbringen.
    "Ich habe viel mit dir vor, Petra", fuhr der Fürst inzwischen fort. "In dir schlummern besondere Fähigkeiten.
    Fähigkeiten, die mir noch sehr von Nutzen sein werden..."
    Etwas ruckartig wandte Radvanyi dann den Kopf, richtete den Blick auf Leroque.
    Ein spöttischer Zug spielte jetzt um seine Mundwinkel herum.
    "So eben meinte ein sterblicher Narr zu mir, dass mein Gewand nicht der Historie entspräche!"
    "Sie haben diesen Narren sicher überzeugt, Herr!"
    "Gewiss!" Er nahm das Revers seines Gehrocks zwischen Daumen und Zeigefinger. "Das hat man nun davon, dass man so ein gutes Stück über Jahrhunderte hinweg gegen die Motten verteidigt!"
    Petra studierte aufmerksam Radvanyis Gesicht.
    Bilde dir bloß nicht ein, dass ich dich bis in alle Ewigkeit 'Herr' nennen werde!, ging es ihr durch den Kopf.
    Die ruckartige Bewegung, die der Fürst jetzt mit seinem Kopf vollführte, ließ Petra zusammenzucken. Eine Veränderung war in Radvanyis Gesicht vor sich gegangen. Der Ausdruck von mildem Spott war verschwunden und hatte einer Eiseskälte platzgemacht, die Petra bis ins Mark erschaudern ließ.
    Als ob er wüsste, was ich gedacht habe!, durchzuckte es sie.
    *
    Gegenwart...
    "...und eben darum hat Petra Brunstein längst ihren Platz im Pantheon der zeitgenössischen Kunst errungen", sagte Homer F. Jespers mit wichtiger Miene. Petra hatte ihn gebeten, bei der Eröffnung einer Werkschau, die sich mit den Bildern ihrer postmodernen Phase der 90er Jahre beschäftigte, die Eröffnungsrede zu halten.
    Selbstverständlich hatte Homer F. Jespers dies nicht ablehnen können.
    Petra erinnerte sich noch gut an den stumpfsinnigen Gesichtsausdruck, mit dem er diese Pflicht auf sich genommen hatte.
    Während sie mit dem obligatorischen Champagnerglas in der Hand dastand und Jespers schönen Worten zuhörte, stieg eine Erinnerung in ihr auf.
    "Niemand von uns verachtet die Sterblichen so sehr wie du, Petra!", hatte Jean-Aristide Leroque einmal zu ihr gesagt.
    Sie hatte ihn verwundert angesehen.
    "Und das muss ich mir von jemandem sagen lassen, für den Sterbliche im Grunde seit mehr als zweihundert Jahren nichts weiter als lebende Blutkonserven oder manipulierbare Marionetten sind?"
    "Als ich noch ein Sterblicher war, habe ich für mein Leben gern Wein getrunken. Mir wäre aber nie in den Sinn gekommen, die Flaschen, in denen sie gelagert wurden, zu verachten."
    "Ein schlechter Vergleich, Jean!"
    "Ich will dich nur warnen. Man neigt dazu, jemanden zu unterschätzen, den man verachtet!"
    "Warst du es nicht, der mir sagte, dass man für die Ewigkeit interessantes Spielzeug braucht?"
    "Mais oui!"
    "Ich kann mir kein interessanteres Spielzeug denken, als die Sterblichen. Vielleicht hattest du sogar Recht. Die Kunst wird mich nicht auf Dauer ausfüllen... Möglicherweise spielt sie mit den Jahren eine immer kleiner werdende Rolle in meinem Leben."
    "Wie ich prophezeit habe, ma chère!"
    Von einer Sekunde zur anderen war dieses Flashback in die Vergangenheit beendet. Petra erstarrte förmlich, als sie zwischen den gut gekleideten Gästen der Ausstellungseröffnung einen grauhaarigen Mann in den mittleren Jahren sah. Er besaß eine ziemlich große Nase und einen sehr kurzen Hals. Was macht dieser hässliche Zwerg denn hier!, durchzuckte es Petra.
    Sie wusste, wer er war.
    Er hieß Roger und wie sie gehört hatte, führte er für den Fürst hin und wieder Spezialaufträge aus. In seinem sterblichen Leben war er wohl so etwas wie ein Schnüffler gewesen. Erst für die Polizei, dann als Private Investigator und schließlich - nach dem Bankrott seiner Detektei - für eine

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