Blood Empire - SCHLÄCHTER DER NACHT (Folgen 1-6, Komplettausgabe)
Nerven."
"Ja."
Petra verdrehte angewidert die Augen.
*
"Ich kann nicht sagen, dass ich mit dem Stand der Dinge sonderlich zufrieden bin", stellte Franz, Fürst von Radvanyi fest, als er Chase in seiner Residenz im Empire State Building empfing. Chase hatte nichts anderes erwartet. Und nachdem er im Vorzimmer des Fürsten sogar eine geschlagene Dreiviertelstunde hatte warten müssen, war ihm klar gewesen, dass der Fürst nicht allzu gut auf seinen Stellvertreter zu sprechen war. Diesmal gab es auch keine Mademoiselle von 1732
oder einen ähnlich erlesenen Tropfen als Drink.
"Ich habe mein Bestes getan", sagte Chase trotzig.
Der Fürst lächelte, fuhr dabei sogar für einen kurzen Moment seine Vampirzähne aus.
"Von meinem Stellvertreter erwarte ich mehr, Chase."
"Ja, Herr."
"Ich erwarte, dass Probleme gelöst werden. Mit Diskretion. Alles andere interessiert mich nicht." Der Fürst seufzte. Er strich sich dann mit einer fahrigen Geste seiner linken Hand eine lange Strähne aus dem Gesicht und hüstelte anschließend vor sich hin. Die welke, pergamentartige Haut war vor lauter Puder fast überhaupt nicht zu sehen. Eine mumienhafte, untote Maske. Nur die Augen wirkten äußerst lebendig und wach.
Die Erfahrung von mehr als drei Jahrhunderten lag in ihrem Blick. Es gab niemanden, dessen Blick mit dem des Fürsten vergleichbar gewesen wäre. Keinen Menschen und keinen Vampir.
"Du hättest die Möglichkeit gehabt, Robert Malloy bei der Metzelei am St. Mary Asyl zu töten", stellte er fest.
Chase hatte dem Fürst in allen Einzelheiten von den dortigen Vorkommnissen berichten müssen und dabei festgestellt, dass der Herr der New Yorker Vampire diesbezüglich auch noch über andere Informationsquellen verfügte. Seine Augen waren überall. Das war ein Teil des Geheimnisses seiner Macht. Auf die Dauer gab es nichts in dieser Stadt, die niemals schlief, was man vor Fürst von Radvanyi geheim halten konnte. Und jeder, der es versuchte, bereute es früher oder später. Chase hatte das oft genug erlebt. Der Fürst sah ihn durchdringend an. "Stimmt es nicht, was ich sage?"
"Doch, Herr."
"Warum hast du ihn geschont?"
"Ich habe ihn nicht geschont. Aber die Polizei rückte an und sie hatten mich ja nochmals auf die Wichtigkeit der Diskretion hingewiesen."
"Das ist wahr..."
"Außerdem..."
"Ja?"
"Auf die Dauer sind die Nazis ein viel größeres Problem als dieser einsame Vampirjäger."
"Möglich. Doch auch er ist ein Problem, das zu beseitigen ist."
"Ja, Herr, ich weiß."
"Ich bin durch Mittelsmänner an die Polizeiunterlagen herangekommen. Malloy hat sich in einem Hotel in der South Bronx einquartiert."
"Er hat wohl Angst davor, dass diese Nazis ihm an den Kragen gehen!", meinte Chase.
Der Fürst nickte.
"Wie auch immer. Ich habe dir die Adresse aufgeschrieben. Möchtest du, dass ich jemanden zur Unterstützung abordne?"
Chase schüttelte den Kopf.
"Nein, Herr, ich schaffe das schon."
"Das ist gut."
*
Das Hotel NEW HAMPSHIRE war ein fünfstöckiges Gebäude, aber nur die ersten drei Geschosse waren noch bewohnt. In den Räumen darüber fehlten die Fensterscheiben. Teilweise waren die Fenster mit Sperrholz vernagelt.
Der ganze Straßenzug sah so aus, als hätte sich jeder, der die Gelegenheit dazu gehabt hatte, längst davon gemacht. Geschäfte standen leer. Die nicht mehr funktionstüchtigen Neonreklamen hatten offenbar irgendwelchen Gangs als Zielscheiben für ihre Schießübungen gedient.
Malloys Zimmer lag im zweiten Stock. Er hatte einen freien Blick auf einen hässlichen Hinterhof, in dem überquellende und schon lange nicht mehr geleerte Müllcontainer herumstanden. In der Nacht konnte man beobachten, wie die Ratten sich dort tummelten.
Auch sein Wagen stand dort. Er hatte sich einen unauffälligen gebrauchten Ford gekauft. Nichts sollte ihn verraten können.
Auf dem kleinen Tisch des Hotelzimmers hatte er das Waffenarsenal ausgebreitet, das er als Vampirjäger benutzte. Die High-Tech-Armbrust, die Rachel Shapiro ihm besorgt hatte, daneben ein gutes Dutzend angespitzter Pflöcke und die MPi, für die er ein Spezialholster besaß.
Dass einer der Nazis ihm die Automatik abgenommen hatte, ärgerte ihn. Aber die Chance, die Waffe wiederzubekommen war wohl gleich null. Malloy hoffte nur, dass sich nicht in Kürze herausstellte, dass sie bei einem Verbrechen benutzt worden war. Aber vermutlich lief es darauf hinaus.
Malloy hörte Schritte draußen auf dem Flur.
Er war sofort alarmiert.
Einen
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