Blood Empire - Widergänger
einiges los. Ein Wagen des Emergency Service stand vor der Tür. An der Rezeption des Nachtportiers kümmerten sich einige Pfleger und der Notarzt um den Diensthabenden. Jedenfalls nahm Chase das an, denn der Mann auf der Bahre trug die Uniform der Hotelbediensteten.
Der Mann starrte ins Leere.
Für Chase war die Situation günstig.
Er konnte unbemerkt durch das Foyer gelangen.
Niemand beachtete ihn, als er sich mit dem Lift hinauftragen ließ. In der Hand hielt er einen Blumenstrauß, den er in einem der 24 Stunden geöffneten Geschäfte in New York gekauft hatte, um seine Machete damit zu tarnen.
Minuten später stand er vor der Tür jener Suite, in die zumindest einer der Philadelphia-Vampire den Zimmerservice bestellt hatte. BITTE NICHT STÖREN! stand an der Tür.
Als Chase die Tür leicht berührte, stellte er fest, dass sie nicht geschlossen war. Das Schild war so aufgehängt, dass man das zerstörte Schloss nicht gleich sehen konnte. Aber es konnte keinen Zweifel geben: Die Tür war eingetreten worden. Chase öffnete sie, trat dann ein. Einen Augenblick später fand Chase die beiden Vampire. Sie lagen auf dem Boden, den Blick starr ins Nichts gerichtet. Tensold erkannte Chase nur an der Kleidung. Er sah aus wie eine Mumie. Das Abscheulichste waren die fingerdicken Löcher in den Schädeln der beiden Vampire.
Chase atmete tief durch.
Sein Gesicht verdüsterte sich.
So etwas wünscht man nicht mal seinen schlimmsten Feinden!, ging es Chase durch den Kopf. Eine Ahnung stieg in ihm auf. Eine Ahnung davon, was mit den beiden geschehen war.
Chase warf die Blumen zur Seite, holte die Machete hervor. Dann machte er sich daran, den beiden mumifizierten Vampiren den Kopf abzuhacken.
Sekundenbruchteile, nachdem er ihnen jeweils den Hals durchtrennt hatte, zerfielen sie zu grauem Staub. Keine Pension wird dich irgendwann von diesem Höllenjob erlösen!, ging es ihm düster durch den Kopf. Als er das Shapiro verließ und sich wieder im Freien befand, hatte man den Portier gerade in den Emergency-Wagen geschleppt. Chase hörte wie sich der Arzt mit einem der Pfleger unterhielt. "Muss eine Art Katatonie sein!"
"Scheintod?"
"Ja, kann man so nennen. So etwas habe ich noch nie erlebt!"
"Ich dachte, so etwas gibt es nur in Horror-Filmen, in denen jemand aus versehen lebendig begraben wird!"
"Dachte ich auch."
Chase ging an ihnen vorbei. Er hatte seine Harley in der Nähe abgestellt. Als er die Maschine erreicht hatte, schwang er sich auf den Bock und startete sie. Wenig später brauste er über den Broadway Richtung Norden. Er musste so schnell wie möglich zum Empire State Building, wo der Fürst residierte.
Das, was er im Shapiro gesehen hatte, bedeutete eine völlig neue Situation.
Und darüber musste auch der Herr des Imperiums der Finsternis in Kenntnis gesetzt werden.
*
Fürst von Radvanyi hörte stirnrunzelnd zu, dann ging er an die Fensterfront und blickte auf das Lichtermeer des Big Apple. Nicht mehr lange und die ersten Strahlen der Sonne würden sich über den Horizont wagen. Dann war es Zeit für die Vampire, sich in ihre Ruheräume zu begeben. Ein Sarg war nicht unbedingt notwendig. Wahrscheinlich schlief die Mehrheit der New Yorker Vampire in ganz gewöhnlichen Betten. Nur achtete sie peinlich genau darauf, dass der jeweilige Raum auch abgedunkelt werden konnte. Denn Sonnenlicht wirkte tödlich. Chase Blood berichtete weiter.
Und was er zu berichten hatte, konnte Fürst von Radvanyi nicht gefallen. Er wandte schließlich den Kopf in Chase' Richtung. Eine Strähne seiner gelockten Haarpracht fiel ihm dabei in das bleiche Gesicht. Er strich sie sich mit einer fahrig wirkenden Geste zurück.
"Die Gefahr für uns ist viel größer, als ich in meinen schlimmsten Albträumen befürchtet habe!", brachte er dann heraus. "An sich hätte ich nichts dagegen, wenn jemand für uns die Vampire aus Philadelphia zur Strecke bringt, aber unter diesen Umständen..."
">Ich> habe sie zur Strecke gebracht", betonte Chase. "Zweifellos lebten sie noch, als ich sie fand, wenn auch ihr Zustand..." Chase brach ab.
"Das, was du mir berichtet hast spricht eine eindeutige Sprache", meinte der Fürst. "Es müssen Komori gewesen sein..."
"Ich dachte, das wäre eine Legende, Herr!"
"Du Ahnungsloser! Nein, es gibt sie wirklich, auch wenn es lange her ist, seit sie das letzte Mal in unsere Welt gerufen wurden. Es muss im Jahr 1744
oder 45 gewesen sein. Jedenfalls wütete die Pest und..." Er brach ab. Nie zuvor hatte Chase
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