Blood Empire - Widergänger
weißen Anzug, der ihm in der Gestalt eines Engels erschienen war. Gabriel, der Diener des Herrn, der Bote, der ihm seinen Auftrag übermittelt hatte.
Der Kampf gegen die Vampire, er konnte beginnen, nun, da jene Kämpfer die Bühne betreten hatten, von denen Gabriel überzeugt war, dass sie diese schrecklichen Ausgeburten der Hölle zur Strecke bringen konnten. Die Stimme des Officers drang in Moses Jordans Bewusstsein.
"Bevor Sie noch einen Ton sagen, möchte ich, dass Sie über Ihre Rechte informiert sind. Nach dem fünften Zusatz zur amerikanischen Verfassung haben Sie das Recht zu schweigen. Wenn Sie auf dieses Recht verzichten, kann jedes Wort, das Sie von nun an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben des Weiteren das Recht, sich anwaltlich vertreten zu lassen. Sollten Sie sich keinen Anwalt leisten können, so wird Ihnen ein Verteidiger gestellt... Sie haben des Weiteren..." Der Cop betete seine Leier herunter, aber Moses Jordan hörte ihm kam zu. Er richtete sich langsam auf, hörte noch, wie ein anderer Cop meinte, für den alten Mann bräuchte man keine Handschellen.
>Für den alten Mann!>, hallte es in ihm wider. Jordan war fünfundvierzig. Seine massige Gestalt ließ seine Bewegungen manchmal etwas schwerfällig erscheinen aber - Seine Hände waren dürr und faltig. Ein Gefühl von Schwäche und Kraftlosigkeit herrschte in ihm. Die Cops nahmen ihn mit zu ihrem Einsatzwagen. In der Seitenscheibe sah Jordan sein Gesicht im Spiegel und erschrak.
Seine Haare und sein Bart waren weiß geworden.
Er war tatsächlich zu einem >alten Mann> geworden.
*
Als Chase in der nächsten Nacht im Büro des Fürsten eintraf, befand sich dort auch Petra von Brunstein. Sie war Radvanyis Beraterin in politisch-diplomatischen Dingen. Möglicherweise hatte der Fürst mit ihr besprochen, wie mit der Konkurrenz aus Philadelphia zu verfahren wäre. Einen offenen Konflikt konnte sich Fürst von Radvanyi angesichts der Gefahr durch die Komori im Grunde gar nicht leisten. Chase verzog das Gesicht, als er Petra sah.
"Vielleicht sollen wir dich den Komori als Köder vorwerfen", meinte er dann ironisch.
Sie hob das Kinn.
"Könnte dir so passen!"
"Es gäbe nur ein Problem dabei."
"Ach, ja?"
"Soweit ich dich kennen gelernt habe >bist> du bereits mental entleert, Petra. Damit dürftest du für diese Seelensauger ziemlich uninteressant sein!"
Petra errötete leicht. Ihre Lippen bildeten einen dünnen Strich, als sie sie aufeinander presste. Der Winkel, in dem sie das Kinn anhob, ließ sie überheblich erscheinen.
"Du hast keinen Stil, Chase!"
"Sollte es tatsächlich wahr sein, dass ich dich mal ausnahmsweise rhetorisch mattgesetzt habe?"
"Bilde dir nur nichts ein, Kleiner!"
Jetzt fuhr der Fürst dazwischen. "Schluss jetzt", rief er in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er eine Fortsetzung des Streits nicht dulden würde. Sowohl Chase als auch Petra neigten leicht den Kopf.
"Ja, Herr!", sagte Chase.
"Ich habe Petra hergebeten, weil ihr Rat für uns sehr wichtig sein kann!"
"Ich glaube kaum, dass Komori für uns diplomatische Verhandlungspartner sein könnten!", gab Chase etwas vorlaut von sich und bereute es sogleich wieder. Mit einem leisen Knurren entblößte der Fürst seine Vampirzähne. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Chase hatte das Maß des Ärgers, der den Herrn der New Yorker Vampire zurzeit beherrschte, offenbar unterschätzt.
Ein dritter Gast traf bald darauf ein und der Fürst schien gerade auf ihn gewartet zu haben. Es war Basil Dukakis, ein sehr zurückgezogen lebender New Yorker Vampir. Er hatte den Körper eines Achtzigjährigen, gebeugt wirkenden Greises, da er erst im hohen Alter konvertiert worden war. In Wahrheit war er allerdings nur fünf Jahre älter als Petra, die zwar den Körper einer jungen Frau besaß, aber bereits 75 Jahre alt war. In den letzten Jahrzehnten versuchte sie in der New Yorker Kunstszene als Malerin zu reüssieren, was ihr auch ganz erfolgreich gelang. Letztlich war das nicht verwunderlich, besaß sie die Gabe, mit ihrer Willenskraft Gehorsam zu erzwingen. Und bei Kunstkritikern und Galleristen pflegte sie diese Fähigkeit geradezu hemmungslos anzuwenden.
Chase Blood war der Jüngste im Raum.
Er war zwanzig gewesen, als er konvertiert worden war. Weitere zwanzig Jahre waren seitdem
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