Blood in mind (German Edition)
rasch und stopfte es in die dafür vorgesehene Tasche. Songlian schüttelte den Kopf, holte es wieder hervor und faltete es richtig.
„An so einen Kammerdiener könnte ich mich gewöhnen“, sagte Far frech.
„Den würdest du an den Rand der Verzweiflung treiben. Du hast übrigens Rasierschaum am Ohr.“
Far eilte ins Bad. Inzwischen drängte die Zeit schon etwas.
„Kommst du endlich?“, rief Songlian bereits von der Wohnungstür aus.
„Mister X braucht noch sein Abendessen.“
„Das hat er schon. Nun komm endlich.“
Gehorsam schloss sich Far dem Vampir an. Wenig später schossen sie in einem Einsatzwagen der SEED mit hoher Geschwindigkeit über die Straße in Richtung des Boarder Konzerns, einer Softwarefirma, die in der Second Avenue ihren Sitz hatte.
„Kannst du eigentlich auch normal fahren?“, fragte Songlian, als der Wagen rasant durch eine Kurve schleuderte. Er versuchte Funkkontakt mit Jonathan herzustellen, kam aber mit dem ihm unbekannten Gerät nicht so ganz klar. Far drückte in rascher Reihenfolge zwei Knöpfe, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
„Hallo, Team 12“, tönte Jonathans Stimme klar und deutlich aus dem Lautsprecher.
„Far und Songlian hier. Wir sind …“
„Pass auf!“, schrie Songlian, weil ein alter Mann über die Straße lief.
Far riss das Steuer herum. Durch diesen heftigen Schlenker wurde Songlian unsanft gegen die Tür geschleudert.
„… sind unterwegs“, fuhr Far ungerührt fort.
„Wie ich höre, habt ihr Spaß. So-lian, ich hätte dich vor Fars Fahrkünsten warnen sollen.“ Jonathan lachte.
Far warf dem Vampir einen schrägen Blick zu. Seit wann war er mit Jonathan so vertraut, dass sie ihre Namen abkürzten?
„Du solltest lieber alle Fußgänger warnen, Jon“, keuchte Songlian und schloss die Augen, als Far jetzt bei Dunkelrot über eine befahrene Kreuzung schoss. Er hatte sich spontan entschlossen, lieber blind zu sterben. Es quietschte mehrfach, ein wildes Hupkonzert brach los und Songlian erlebte eine weitere Schleuderpartie. Doch wie durch ein Wunder kamen sie ohne einen Crash durch.
„Jon, Hilfe!“ Songlian klang jetzt kläglich.
„Meldet euch, wenn es brennt. Und viel Erfolg“, sagte Jonathan fröhlich, ohne auf den Hilferuf des Vampirs einzugehen.
„Ach ja, ihr habt noch fünf Minuten, um Mr. Parker zu treffen.“
„Das schaffen wir“, sagte Far gnadenlos und trat das Gaspedal durch.
Sie kamen gerade rechtzeitig beim Boarder Konzern an, um Alexander Parker aus seiner Stretchlimousine steigen zu sehen. Zwei Bodyguards mit der Figur zoogezüchteter Gorillas flankierten den beleibten Unternehmer, der in seinem Smoking wie ein Fußball wirkte.
„Mr. Parker? Baxter und Walker von der New Yorker SEED“, stellte Far sich und Songlian vor.
Der Unternehmer musterte sie streng und nickte nach einem Augenblick.
„Zwei außergewöhnlich ansehnliche junge Männer in zum Glück angemessener Kleidung. Ich hatte schon meine Befürchtungen, was für Gesellen mir das Department schicken würde.“
„Wir haben Order uns Ihre Anweisungen abzuholen und für Ihre Sicherheit zu sorgen.“ Far bemühte sich freundlich zu bleiben.
Parker gab einem seiner Gorillas einen Wink und der kramte zwei Ausweise aus seiner Tasche.
„Zeigen Sie die Ausweise vor, falls es Schwierigkeiten gibt. Halten Sie sich im Hintergrund und erledigen Sie Ihren Job, wie Sie es gewohnt sind. Sollten Fragen auftreten, sprechen Sie zuerst einen meiner Männer an. Und wenn ich Sie beim Trinken erwische, wird Ihr Vorgesetzter ein Donnerwetter erleben.“
„Kein Alkohol während der Dienstzeit, Sir. Wir kennen unsere Pflichten“, sagte Far, und jetzt war sein Ton gegenüber dem unhöflichen Firmenboss ziemlich spröde.
Songlian zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Wenn Fragen auftreten, wenden wir uns direkt an Sie. Egal ob Sie in den Armen einer Frau liegen oder auf dem Klo sitzen. Davon kann nämlich Ihr Leben abhängen. Und sollten wir es als notwendig erachten Ihnen ein Kommando zu geben, werden Sie unverzüglich gehorchen oder sterben. Sind Sie einverstanden?“ Fars zuckersüße Stimme bewirkte, dass Parkers Gesicht puterrot anlief.
„Na hören Sie mal …“
Jetzt wurde er roh von Far unterbrochen: „Sie können gerne einen anderen Kollegen von der SEED anfordern, werden aber von diesen Leuten dasselbe zu hören bekommen. Oder Sie können kooperieren. Oder eben sterben. Es ist ja nicht unser Leben, um das es hier geht, Mr. Parker,
Weitere Kostenlose Bücher