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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Zumindest würde ich es versuchen. Aber wenn es hart auf hart kommen sollte, würde ich alles tun, um am Leben zu bleiben. Um den Oris Clef zu finden.
    Um meine Schwester zurückzubekommen.
    »Verdammt, Lily...«
    »Nein!«, entgegnete ich und schüttelte den Kopf. »Das ist die Sache wert.«
    Sein Blick wanderte zu Rose. Frust schien ihn einzuhüllen wie eine dunkle Wolke. »Rose darf nicht an erster Stelle stehen! Das geht jetzt einfach nicht mehr.«
    »Weißt du was, Deacon«, erwiderte ich und baute mich vor ihm auf. »Leck mich doch am Arsch! Du kannst mir mit deinen Visionen und deiner Erlösung echt den Buckel runterrutschen. Glaubst du, du bist der Einzige, der weiß, was Hölle bedeutet? Mein Leben ist die Hölle auf Erden, jeden einzelnen Tag. Die ganze Zeit sitzen mir irgendwelche Dämonen im Nacken, ziehen die Fäden, als wäre ich eine Marionette. Erst Clarence, dann Johnson, und jetzt du. Das ist ganz allein meine Entscheidung, verdammt noch mal! Meine.»
    »Dann triff die richtige.«
    Ich hob die Hand, um ihm eine zu knallen - ich musste einfach Dampf ablassen.
    Aber er packte mein Handgelenk, hielt es fest und sah mir doch wahrhaftig tief in die Augen. Machtvoll wurde ich in die Vision hineingezogen. Ich schnappte nach Luft. Und dann, gerade als ich in die Vision einzutauchen begann, hörte ich Deacon gellend »Nein!« schreien, und schon legten sich seine Lippen auf meine.
    Er nahm mich - ergriff Besitz von mir -, und obwohl sich nur unsere Lippen und Hände berührten, entstand zwischen uns eine unbeschreibliche Intimität. Sein Mund war der Inbegriff von Hitze und Männlichkeit und köstlicher Sünde, und ich wollte nur noch darin versinken. Wollte das ganze Affentheater, das sich mein Leben nannte, einfach vergessen.
    Wollte vergessen, dass meine Schwester - mitsamt ihrem dämonischen Besetzer - keine zwei Meter entfernt saß und uns vermutlich mit offenem Mund anstarrte.
    Ich warf den Kopf herum, um mich dem Kuss zu entziehen, und blickte zu Rose, die uns, genau wie ich vermutet hatte, mit einer Mischung aus Scheu und Sehnsucht ansah.
    Kopfschüttelnd und nach Luft schnappend wandte ich das Gesicht wieder Deacon zu. »Ich kann das nicht tun! Ich kann nicht tun, was du von mir willst. Wenn du mir beweist, dass es dieses Schloss wirklich gibt, werde ich es mir noch mal überlegen. Wenn dir was einfällt, wie man Johnson aus Rose rauskriegen kann, bin ich sofort offen für andere Pläne. Aber bis das passiert, bestimme ich, wo es langgeht. Bis dahin beschütze ich meine Schwester.«
    »Es geht um mehr als um deine Schwester!«
    »Mag sein«, räumte ich ein. »Aber ich kann die Welt nicht retten. Das habe ich schon mal versucht, und der Versuch ist voll in die Hose gegangen. Meine Schwester, die kann ich retten. Und das lasse ich mir von niemandem ausreden.«
    Er starrte mich einen Moment lang an, dann nickte er. »Du hast deine Entscheidung getroffen.«
    »Das habe ich.«
    »Und ich meine ebenfalls.« Er setzte die Brille auf und wandte sich zur Tür.
    Ich eilte ihm hinterher. »Wo willst du hin?«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich mir das nicht mit ansehen werde. Wenn du unbedingt Empfangskomitee für die Apokalypse spielen willst - nur zu. Aber ohne mich.«
    Er blieb in der offenen Tür stehen. Im Licht der Nachmittagssonne sah er genau aus wie der himmlische Helfer, den ich so dringend brauchte.
    Schade nur, dass er das krasse Gegenteil war.
    »Eine Idee hätte ich noch«, sagte er, ohne mich anzusehen. Sein Blick war auf Rose gerichtet, und mir wurde ein ganz klein wenig leichter ums Herz.
    »Eine Idee?«
    »Vielleicht. Es ist gefährlich. Aber vielleicht ...« Er schüttelte den Kopf, dann trat er auf den Bürgersteig hinaus.
    »Warte!« Ich flitzte ihm hinterher. »Das war’s? Du haust einfach ab?« Bei dem Gedanken wurde mir ganz flau im Magen. Ich vertraute ihm vielleicht nicht hundertprozentig, trotzdem wollte ich, dass er blieb. Und nicht nur, weil er mir den Kopf verdreht hatte. Ich wollte, dass er mir den Rücken freihielt. Dass ich darauf nun verzichten sollte, gefiel mir ganz und gar nicht. »Du lässt mich wirklich sitzen?«
    Er lächelte mich grimmig an. »Ich tauche schon wieder auf, Lily.« Sein Blick glitt kurz zu Rose. »Auf keinen Fall lasse ich zu, dass Kokbiel diesen Schlüssel in die Finger bekommt. Also werde ich zurückkommen. Aber du wirst dich vielleicht nicht freuen, mich zu sehen.«

8
    Ich schlängelte mich mit meiner betagten Triumph Tiger durch den

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