Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
einen Plan zurecht, wie wir hinkommen.«
Ich legte den Kopf in den Nacken und freute mich schon diebisch, weil ich ihn gleich auf die Palme bringen würde. »Wozu brauchen wir einen Plan? Die Teile werden bewacht, oder?«
»Das nehmen wir an«, erwiderte er. »Es ist aber auch möglich, dass sie einfach nur sehr gut versteckt sind.«
»Aha.« Die Möglichkeit, dass die Teile wie ein Schatz vergraben sein könnten, hatte ich nicht in Betracht gezogen. »Aber falls sie bewacht werden, dann sind die Wächter doch auf unserer Seite, oder? Wir versuchen schließlich beide, die Dämonen von den Teilen fernzuhalten.«
Der verlogene kleine Frosch war sichtlich verunsichert. Dann hellte sich sein Gesicht auf, und er atmete durch. »Ohhhhh! Jetzt verstehe ich, wieso du durcheinander bist!«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Der Drang, ihm unter die Nase zu reiben, dass ich die Wahrheit kannte, wurde derart stark, dass ich schon Magenschmerzen bekam. Am liebsten hätte ich ihn angebrüllt. Aber ich sagte bloß: »Durcheinander?«
»Falls es diese Wächter geben sollte, dann sind sie weder gut noch böse, weder Freund noch Feind.«
»Was soll das nun schon wieder heißen?«
»Sie erfüllen nur einen Zweck«, fuhr Clarence fort, »nämlich die Sicherheit der einzelnen Teile zu gewährleisten. Es sind Krieger, die die Relikte nicht einmal Erzengel Gabriel persönlich überlassen würden.«
Wie ich es hasste, dass ich nicht wusste, ob er log! Denn was er sagte, klang durchaus logisch. »Aber warum sind wir dann überhaupt hinter den Dingern her? Diese Krieger werden doch dafür sorgen, dass die Teile nicht den Dämonen in die Hände fallen, oder?«
»Je näher die Konvergenz heranrückt, desto verzweifelter werden die Dämonen. Viele werden alles tun, um den Oris Clef und die Macht, die er verleiht, an sich zu reißen. Ihr Angriff wird brutal und tödlich sein, und wenn das Relikt dort ist, werden die Dämonen es finden, Wächter hin oder her. Täusche dich nicht, Lily, weder in der Frage, wie weit die Dämonen zu gehen bereit sind, noch in der Einschätzung ihrer Stärke! Der einzige Weg, die Teile zu schützen, ist, sie zu holen. Sie zu holen und zu zerstören.«
Ich wusste ganz genau, dass er keineswegs die Absicht hatte, sie zu zerstören, und sein schmieriges Getue verursachte einen Würgereiz in mir. Gleichzeitig ging mir durch den Kopf, dass Kokbiel und Penemue vielleicht nicht die Einzigen auf der Suche nach dem Schlüssel waren. Da gab es doch bestimmt noch andere, die darauf aus waren, sich zum König des Universums zu krönen. Eine unangenehme Vorstellung, die dennoch ein Lächeln auf meine Lippen zauberte. Immer her mit ihnen. Je mehr ich tötete, desto stärker wurde ich.
Aber woher wussten die Dämonen, wo sie suchen mussten? Die Frage verwandelte das Lächeln in ein Stirnrunzeln, und ich stelle sie meinem dämonischen Mittelsfrosch. »Immerhin haben sie ja nicht meinen Arm«, schlussfolgerte ich. »Was also benützen die Dämonen, um die Relikte des Schlüssels zu finden?«
»Dich«, antwortete er. »Dich werden sie aufspüren.«
Ich musste schlucken. Ich war stark - und wurde immer stärker -, und meine Unsterblichkeit war auch nicht zu verachten. Aber Unsterblichkeit war keine Garantie, dass ich nicht verlieren konnte. Sie bedeutete nur, dass ich, falls ich verlor, sehr viel Zeit haben würde, um darüber nachzudenken.
Nicht dass ich mir Clarence gegenüber eine Blöße geben würde. Vielmehr warf ich ihm einen Blick zu, so hochnäsig, wie es nur ging. »Ich bin bereit.«
»Vermutlich«, pflichtete er mir bei. »Aber wir werden kein Risiko eingehen. Dafür bist du zu wichtig. Deshalb wirst du das auch nicht allein angehen. Lily, mein Mädchen«, sagte er mit Genugtuung, »ab sofort bekommst du von mir einen Partner zur Seite gestellt.«
7
»Ein Partner!«, tobte ich los, kaum war ich in das billige Motelzimmer gestürzt. »Und wie soll ich das geregelt kriegen, wenn mir dauernd einer über die Schulter schaut?«
Deacon und Rose sahen zu mir hoch. Deacons Gesichtszüge wirkten hart mit der dunklen Brille, Rose’ waren weich und drückten Besorgnis aus.
Ich konzentrierte mich auf Deacon. »Du bist ja immer noch hier!« Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war darauf gefasst gewesen, im Zimmer nur einen mundlosen Johnson und meine besessene Schwester vorzufinden.
So sauer ich auch auf Deacon war - ich muss zugeben, ich war ein bisschen erleichtert. »Ist sie ...?«
»Normal«, entgegnete
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