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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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zu viel mit«, sagte ich. »Wir können jederzeit wiederkommen und noch was holen.«
    Ausdruckslos sah sie mich an. »Wir können jederzeit noch was kaufen«, verbesserte sie mich.
    Sie zog den Beutel zu, hielt dann plötzlich inne und ging zu dem kleinen Holzschreibtisch am anderen Ende des Zimmers, den wir im Sommer vor ihrem zwölften Geburtstag gestrichen hatten. Auf der Tischplatte lag ein Stapel mit gerahmten Fotos. Sie griff eins davon heraus und verstaute es so schnell in ihrem Matchbeutel, dass ich nur einen flüchtigen Blick darauf erhaschen konnte. Es zeigte unsere Mom, Rose, Joe und mich. Glücklichere Zeiten.
    Rose und ich sahen uns an, und sie zuckte mit den Schultern. Da erübrigte sich wirklich jeder Kommentar.
    »Fertig!« Sie schwang sich den Matchbeutel über die Schulter.
    Ich nahm ihn ihr ab, für mich war das Gewicht schließlich kein Problem. »Den schaff ich locker.«
    Tränen traten ihr in die Augen. »Ich weiß, dass du das kannst«, sagte sie mit gepresster Stimme.
    Ich öffnete den Mund und wollte schon sagen, wie leid es mir tat - dass ihr all die schrecklichen Dinge widerfahren waren, dass ich es nicht geschafft hatte, sie zu beschützen, dass ich als Schwester kläglich versagt hatte.
    Aber ich schwieg, auch wenn ich verdammt gut wusste, dass sich vielleicht so bald keine Gelegenheit mehr ergeben würde, weil Johnson jeden Moment zurück sein konnte. Stattdessen sagte ich lächelnd: »Komm jetzt.«
    Wir schnallten den Matchbeutel auf dem Gepäckträger fest, Rose schob sich hinter mich auf den Soziussitz, und schon rasten wir mit aufheulendem Motor die Straße entlang. Inzwischen war die Abenddämmerung hereingebrochen, und die Welt bestand nur noch aus Grauschattierungen, was genau meiner Stimmung entsprach.
    Rose hatte die Arme fest um meine Taille geschlungen, beschwerte sich jedoch nicht über das Tempo. Ich hatte das Gefühl, dass es ihr genauso wichtig war wie mir, das Haus möglichst schnell hinter uns zu lassen. Die Welt ist mit ganz unterschiedlichen Dämonen bevölkert, und nicht alle stammen aus der Hölle. Die aus der Hölle sind nur leichter zu bekämpfen.
    An einer roten Ampel musste ich anhalten. Passend zu meinen wild durcheinanderwirbelnden Gedanken ließ ich den Motor im Leerlauf aufheulen, und als die Ampel auf Grün umsprang, trat ich krachend den Gang rein. Bloß raus aus diesem Viertel!
    Aber es gelang mir nicht loszufahren.
    Plötzlich war diese schlecht beleuchtete leere Straße am Rand der Flats gar nicht mehr so leer. Plötzlich stand da jemand mitten auf der Fahrbahn.
    Ein Riese - kahl geschorener Schädel, das Gesicht über und über mit Tattoos bedeckt, die kalt glänzenden Augen darin kaum auszumachen.
    Breitbeinig stand er da, die Arme weit ausgebreitet, und ich könnte schwören, dass die Luft um ihn herum Wellen schlug.
    Dann griff er nach hinten und zog aus einer Scheide an seinem Rücken das gigantischste Schwert, das ich je gesehen hatte.
    Ach du Scheiße! Ich hatte keine Ahnung, um welche Unterart von Dämon es sich hier handelte. Ich wusste nur, dass ich nicht die geringste Lust hatte, hier noch länger rumzuhängen, um es rauszufinden - jedenfalls nicht, solange Rose hinten bei mir auf dem Motorrad saß.
    »Los!«, zischte sie mich an, obwohl ich bereits das Motorrad herumriss. »Nichts wie weg!«
    Da wurde mir klar, dass sie nicht mehr Rose war. Sie war Johnson. Und Johnson wollte mindestens so schnell von hier verschwinden wie ich.
    Als ich Gas gab, geriet der Hinterreifen auf der sandigen Straße ins Rutschen. Ich jagte den Motor hoch, holte das Äußerste aus der Maschine raus. Hinter mir stieß die Bestie einen lauten, markerschütternden Kriegsschrei aus.
    Ich drehte mich nicht um, obwohl ich das nur zu gern getan hätte. Ich hätte mir dieses Ding, vor dem ich floh, verdammt gern genauer angeschaut. Aber ich wusste, wenn ich mich umdrehte, würden wir hier nicht rauskommen. Ich musste weiterrasen, und so versuchte ich verzweifelt, das Motorrad noch mehr auf Touren zu bringen.
    Erfolglos.
    Wir waren schon eineinhalb Blocks entfernt, als wieder dieser Schrei ertönte, gefolgt von einem seltsamen Zischen und dem durchdringenden Klirren, mit dem Metall gegen Metall knallt.
    Erst als ich die Kontrolle über das Motorrad verlor, wurde mir klar, woher das Geräusch stammte: Der Dämonenkrieger hatte sein Schwert gehoben, es uns hinterhergeschleudert, und jetzt steckte es in meinem Hinterreifen.
    Bis ich das kapiert hatte, war bereits alles zu

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