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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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umbrachte. Vermutlich weil er erfahren hatte, dass Deacon die Neunte Pforte zu schließen versuchte. Aber das erklärte noch nicht, wieso Deacon plötzlich wieder auf der Liste der Unantastbaren stand. Clarence musste schließlich wissen, dass Deacon noch immer versuchte, die Tore zu verrammeln. Warum also sollte er wollen, dass Kiera sich von ihm fernhielt?
    Mir blieb keine Zeit, in Ruhe darüber nachzudenken.
    Ich setzte mich auf, wobei ich schon noch vor Schmerz ein bisschen zusammenzuckte, und streckte den Arm nach Rose aus. Sie legte den Kopf an meine Schulter. »Mir geht’s prima. Ich bin nur noch ein bisschen steif.« Ich holte tief Luft und wechselte dann schnell das Thema, bevor das Gespräch eine gefährliche Wendung nehmen konnte. »Aber den anderen Dämon, den habe ich gekriegt«, eröffnete ich Kiera. »Und du?«
    »Erledigt«, erwiderte sie breit grinsend, und mir wurde klar, dass ich überhaupt nicht nachprüfen konnte, ob das wirklich stimmte. Aber in dem Moment war mir das, wie ich zugeben muss, völlig egal. Die Dunkelheit wogte noch immer durch mich hindurch und war jetzt, wo ich die Essenz des toten Dämons eingesogen hatte, sogar noch heftiger. Wie eine Droge bahnte sie sich ihren Weg bis in meine Fingerspitzen und Zehen, und ich wollte unbedingt mehr davon. »Auf geht's!«, flötete ich.
    Kiera runzelte die Stirn. »Wo willst du hin?«
    »Da sind doch noch mehr unterwegs, oder? Da müssen doch noch mehr sein!«
    »Schau an!« Sie grinste spöttisch. »Du bist also auf den Geschmack gekommen.«
    Ich zuckte mit den Schultern und stand auf. »Das war schließlich deine Idee. Ich versuche nur, mich meiner neuen Partnerin anzupassen.«
    Sie sah mich abschätzend von oben bis unten an, dann trat sie auf mich zu und strahlte mich begeistert an. »Am Anfang war ich mir ja nicht sicher«, gab sie zu. »Ich dachte, vielleicht wird da bloß viel Aufhebens um dich gemacht. Aber du hast es drauf. Mannomann, du hast es echt drauf!«
    »Den letzten hab ich nicht gekriegt. Der hat mich umgebracht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Aber der Tod macht dir ja offensichtlich nichts aus. Und wie ich schon sagte: Mit Deacon Camphire legt man sich besser nicht an. Zu gefährlich.«
    Während wir wieder nach drinnen gingen, beschäftigte mich noch, was Kiera gesagt hatte. Plötzlich fragte ich mich, ob Clarence mit seinem Tötungsverbot gar nicht Kiera oder mich schützen wollte, sondern Deacon.
    Ich schob den Gedanken zur Seite, denn so gern ich auch die Wahrheit über Deacon wissen wollte - im Moment gab es da etwas, das wollte ich noch viel mehr. »Na los!«, forderte ich Kiera auf. »Such mir noch einen!«
    »Bin schon dabei.«
    Ich warf einen Blick auf Rose, die still und starr dastand. Ich musste sie unbedingt nach Hause bringen. Musste mich um sie kümmern.
    Aber ich konnte nicht. Ich war wie besessen von der Vorstellung, langsam und genüsslich zu morden.
    »Wir bleiben nicht mehr lange«, versprach ich ihr. Sie sah zu mir hoch, und erstaunt stellte ich fest, dass sie klarer und konzentrierter wirkte als im gesamten letzten Jahr.
    »Gut«, erwiderte sie schroff; es fühlte sich an, als würde sie mir ein Messer ins Herz rammen. »Bring noch mehr von ihnen um! Bring sie alle um! Und diesmal will ich zusehen. Ich glaube nämlich, bevor nicht alle tot sind, werde ich nie wieder glücklich sein.«
    Mein Mund wurde ganz trocken, aber Kiera brach in schallendes Gelächter aus. »Jetzt hör dir die Kleine an! Die hat echt Mumm.«
    Nur dass ich gar nicht wollte, dass sie Mumm hatte. »Nein, ich ...«
    »Dort.« Kiera deutete auf einen hoch aufgeschossenen Mann, der gerade mit einer Bierflasche in der Hand aus dem Klub stolperte.
    »Nein. Vergiss es. Ich hab's mir anders überlegt.«
    Ich schüttelte den Kopf, aber Rose packte mich am Arm und sagte bettelnd: »Bitte! Es ist, als würdest du ihn umbringen.«
    Kiera mochte vielleicht nicht verstehen, worum es ging, aber ich wusste, wovon Rose redete. Von Johnson. Und ja, ich konnte Rose verstehen. Es gefiel mir nicht, aber ich konnte sie verstehen.
    Doch Rose bekam nicht, was sie wollte. Denn als ich gerade meiner neuen Beute hinterhereilen wollte, durchfuhr mich ein so heftiger Schmerz, dass ich mich zusammenkrümmte.
    »Lily!« riefen Kiera und Rose wie aus einem Mund. »Was ist los?«
    »Mein Arm«, flüsterte ich. Ich bekam kaum noch ein Wort heraus. »Mein Gott, ich glaube, er brennt.« Mühsam schob ich den Ärmel meines Mantels hoch, um meinen Unterarm ansehen zu

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