Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
hatte. »Als sie mich wieder zum Leben erweckt haben, habe ich zwei Gaben bekommen: Ich bin stark — aber das kriegen vermutlich alle. Und ich habe eine magische Schnüffelnase.«
    Ich muss zugeben, ich war ein bisschen neidisch. Wieso konnte ich die bösen Buben nicht riechen? Aber eigentlich lag das auf der Hand: Selbst wenn ein Supergeruchssinn zur üblichen Grundausstattung einer ins Leben zurückgeholten Soldatin gehören würde, hätten sie das bei mir wohlweislich von der Liste gestrichen. Wenn ich Dämonen an ihrem Geruch erkennen würde, wäre Clarence’ Spiel von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
    »Soll ich’s dir beweisen?«, fragte sie und rückte nah an mich heran. Sie legte eine Hand an meine Taille, ließ sie nach oben gleiten und folgte ihr mit der Nase, bis ich ihren Atem an meinem Ohr spürte. Ich wurde stocksteif. »Ich kann sie in dir riechen«, flüsterte sie. Das reichte. Fuchsteufelswild schleuderte ich sie herum, bis sie mit dem Rücken gegen den Tresen stieß, drückte ihr die Messerspitze an die Nieren und stellte mich dabei so vor sie, dass niemand das Messer sehen konnte.
    »Sei in Zukunft lieber sehr, sehr vorsichtig«, zischte ich.
    Kurz huschte so etwas wie Furcht über ihr Gesicht, doch sofort strahlte sie wieder die lässige Ruhe von jemandem aus, der jeden Tag dem Tod ins Gesicht sah. »Reg dich ab, Lily! Ich habe ja kapiert, wie du arbeitest. Bring sie um und saug sie ein. Man hat mir das schon erzählt. Clarence hat es mir erzählt.«
    Ich starrte sie an und versuchte herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagte. Wenn ich doch bloß gewusst hätte, ob sie die ganze Geschichte kannte! Schließlich trat ich einen Schritt zurück und schob das Messer zurück in das Oberschenkelholster, das sich unter meinem Mantel verbarg.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte sie, und diesmal war ich mir sicher, dass in ihren Augen eine Spur Mitgefühl zu sehen war. »Ich meine, das muss ziemlich heftig sein, diesen ganzen Mist in sich zu haben. Aber die Ironie daran muss man wirklich bewundern. Du benutzt ihre Essenz, um ihre Kumpel zu ermorden. Wirklich toll.«
    »Glaub mir«, entgegnete ich. »Toll ist daran gar nichts.« Aber ich hatte nicht mehr das Bedürfnis, ihr die Kehle aufzuschlitzen, und das war vermutlich auch besser so. Ich deutete mit dem Kopf zur Tanzfläche. »Na gut. Suchen wir uns einen.«
    Kiera vorneweg drängten wir uns auf die Tanzfläche, schmissen uns an völlig Fremde heran, ließen uns in die Arme nehmen und gingen völlig in einem harten, erotischen Beat auf, der genau die Sexhormone in mir weckte, die ich für den Türsteher zu aktivieren versucht hatte. Kiera hatte die Arme um einen blonden Mann geschlungen, dessen Kinnpartie jeder New Yorker Modelagentur einen Orgasmus bereitet hätte; sein Dreitagebart verlieh ihm etwas unzweifelhaft Männliches.
    Sie presste ihren Unterleib gegen seinen, bis seine Erektion seine Hose ausbeulte, wobei sich jeder, den es interessierte, ein genaues Bild vom Ausmaß seiner Erregung machen konnte.
    Verdammt! Und wie es mich interessierte!
    Sie drehte den Kopf in meine Richtung und sah mich bedeutungsschwanger an. Ich zuckte zurück. Er? Nun ja, es konnte durchaus stimmen. Deacon war schließlich auch ein Dämon. Zwar war er nicht so eine androgyne Schönheit wie dieser Typ, aber er hatte eindeutig mehr Sexappeal mit seiner sinnlichen Hitze und den durchdringenden schwarzen Augen.
    Ich schob die Gedanken an Deacon zur Seite und konzentrierte mich auf meine neue Beute. Kiera zog sich lachend zurück, und ich nahm ihren Platz ein.
    »He!«, rief er. »Was zum Teufel soll das?«
    Sie gab ihm einen Klaps auf die Wange. »Du bist nicht mein Typ«, hauchte sie und tauchte in der Menge unter.
    »Bin ich denn so ein übler Ersatz?« Ich schlang ihm die Arme um den Hals und presste mich im Rhythmus der Musik an ihn. Er brauchte meine Frage nicht zu beantworten. Die Antwort ragte in seiner Jeans auf. Die Begierde, die er ausstrahlte, war berauschend, und ich hätte beinahe vergessen, dass er einer von den Bösen war.
    Aber war er das wirklich?
    Kiera behauptete es, aber konnte ich ihr trauen? Schließlich arbeitete sie für Clarence. Und wenn sie mich austrickste und ich jemanden von den Guten umbrachte? Einen Menschen?
    Und wenn dieses ganze Dämonen-Riechen völliger Blödsinn war?
    Aber wozu sollte sie mich austricksen wollen? Wenn man Kiera genauso angeschmiert hatte wie mich, dann hatte sie keinen Grund zu lügen. Und selbst

Weitere Kostenlose Bücher