Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
sein, wenn ich schlussendlich siegen will.«
»Kapiert«, nickte sie. »Fangen wir mit den beiden da an.« Sie nickte zu zwei vierschrötigen Männern hin, die je ein Bier und Käsefritten vor sich stehen hatten. Beide trugen Red-Sox-Kappen und beide gaben sich sichtlich Mühe, nicht zu uns herüberzustarren. »Egan hat sie mit Kräutern und sonstigem Zeug für ihre Zeremonien beliefert.«
»Sonstigem Zeug?«
Ihr Blick verfinsterte sich. »Davon habe ich nichts gewusst.«
Ich hatte ihr erzählt, dass Egan auch für Nachschub an Mädchen für die Opferrituale gesorgt hatte. »Und jetzt, da ich es weiß, habe ich keinerlei Gewissensbisse, wenn du sie um die Ecke bringst. Ich halte sie sogar für dich fest, wenn dir das hilft.«
»Weniger, aber danke für das Angebot.« Ich sah mich nach Rose um; sie hatte den Kopf auf den Tisch gelegt und war eingeschlafen. Und sofort machte ich mir wieder Sorgen. Johnson mochte sich derzeit ja seine schlauen Sprüche verkneifen, seine Anwesenheit machte er dennoch deutlich. Beispielsweise dadurch, dass er meine Schwester langsam tötete, ihr alle Energie raubte, ihre Seele auslaugte.
Ich musste ihn rausholen. Und zwar bald.
Obwohl mich die Vorstellung ängstigte, gewöhnte ich mich langsam an den Gedanken, Clarence töten zu müssen, damit wir das Gefäß finden und Deacons Plan auf den Weg bringen konnten. Damit würde ich den Zorn der Hölle über unsere Köpfe heraufbeschwören, aber wenn ich dadurch Rose’ Leben retten konnte, war es das vielleicht wert.
Nur dass ich sie im Grunde genommen gar nicht retten würde. Ich würde sie in ein Gefäß sperren und ihr das gleiche Schicksal zumuten, das ich zu erleiden fürchtete, wenn die Dämonen mich erst mal in die Klauen bekämen.
Konnte ich ihr das antun?
Ich sah sie an und holte tief Luft. Mist, ich wusste es einfach nicht.
Ich verscheuchte diese trübsinnigen Gedanken und machte mich wieder ans Polieren, während Rachel die Alkoholbestände hinter dem Tresen überprüfte. Wir waren beide ganz in unsere Beschäftigung versunken, als plötzlich die Tür aufging und einige Sonnenstrahlen unser schwach beleuchtetes Pub in helles Licht tauchten. Ich sah auf und erblickte Kieras Silhouette im Türrahmen.
Einen Moment lang blieb sie stehen, um sich zu orientieren, dann kam sie mit langen Schritten und voller Selbstbewusstsein quer durchs Pub auf mich zu. »Hübsche Kneipe«, grinste sie. »Du brauchst nicht zufällig noch eine Bedienung?«
»Wie bitte?« Meine Belustigung konnte ich nur schwer verbergen. Und da Zane ihr mittlerweile das Gütesiegel verliehen hatte, fand ich sie gleich noch sympathischer.
Sie rollte eine Schulter nach hinten. »Na ja, unser normaler Job ist ja nicht sonderlich gut bezahlt«, sagte sie. »Eigentlich gar nicht. Ich suche Arbeit. Und da habe ich mir gedacht, du könntest mich brauchen.« Sie grinste mich an. »Ich bin kräftig. Jede Wette, dass keiner von euch mehr auf einem Tablett tragen kann als ich.« Meiner Meinung nach konnte ich sie locker ausstechen, behielt das aber für mich. Immerhin war ich jetzt Managerin. Und Managerinnen spielten nicht >Wer hat den Längeren?< mit dem Personal.
Ich blickte nach hinten zu Rachel, die mit unverhohlenem Interesse unserer Unterhaltung lauschte.
»Meine Komplizin«, stellte ich Kiera vor, warf aber schnell einen Blick zu den vierschrötigen Red-Sox-Fans in der Ecke. »Kiera, meine Schwester Rachel. Alice’ Schwester.« Letztere Klarstellung fügte ich sehr viel leiser hinzu.
»Dann gib der Frau einen Job!«, sagte Rachel und warf Kiera über den Tresen hinweg ein Tanktop zu.
»So mag ich das.« Kiera grinste. »Eine ehrliche Beschäftigung. Wer hätte das gedacht?«
»Dann verkaufen wir das Pub also nicht?«, fragte ich, nachdem Kiera außer Hörweite war. Mit einem Blick zu den Dämonen schüttelte Rachel den Kopf. »Falls es dir und ihr hilft, wenn wir es behalten, dann nicht.«
»Es hilft.« Das Pub war einer der wichtigsten Treffpunkte der Dämonen. Durchaus vergleichbar den Absteigen, die das Ungeziefer geradezu magisch anzuziehen scheinen.
»Dann hast du meine Antwort.«
Kiera kam zurück; durch den weißen Stoff des Tanktops schimmerte ihr roter BH durch. Ich schaute Rachel an, aber die schüttelte bloß lachend den Kopf. »Meinetwegen«, grinste ich und legte ihr ein mit Folie überzogenes Blatt hin, auf dem die Tische eingetragen waren. »Du übernimmst diese Hälfte, ich kümmere mich um den Rest. Wenn Gracies Schicht beginnt,
Weitere Kostenlose Bücher